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Die hölzerne Hedwig

Die hölzerne Hedwig

Titel: Die hölzerne Hedwig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: zu KLAMPEN
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Wachtmeister. »Wollte sich gerade aus dem Staub machen.«
    »Wenn einer am Baum steht und dem Baum seine Vorderseite zuwendet, was glaubst du, macht der da?«, knurrte Macciato.
    Sie gingen ihn hart an, er redete sich auf Nichtwissen heraus, rief die Eigentumsverhältnisse in Erinnerung und murmelte zuletzt:
     »Heute Mittag fangen wir an.«
    »Womit? Gehört Ihnen hier noch ein Haus, von dem wir nichts wissen?«
    Mittags würden vier Teilnehmer der gestrigen Feier auftauchen und den Trümmerberg abtragen. »Wir sieben alles durch«, kündigte
     Macciato an. »Wenn es einen Schatz gibt, finden wir ihn jetzt.«
    Macciato informierte sie über den Jungen, der bei demjenigen Nachbarn geklingelt hatte, der die Schlüssel für die Wagenmeisterei
     des städtischen Bauhofs besaß und sie für einen Geldschein hergegeben hatte. Alle Fahrzeuge standen wieder an ihrem angestammten
     Platz. Der Traktor stammte aus örtlichen Beständen, und ein Bauer würde einen zweiten Traktor vermissen, der die falsche Abzweigung
     genommen hatte und jetzt im Graben auf Bergung wartete. Nichts, was man nicht mit einem Schein in Ordnung bringen konnte.
    »Unerhört«, murmelte Küchenmeister.
    »So blau wie alle waren, könnt ihr froh sein, dass nicht mehr |235| passiert ist«, murmelte Macciato. Seine Haut sah grauer aus als gestern, sonst war er fit. Er war wach genug, um von sich
     aus auf Irenas Habseligkeiten zu sprechen zu kommen, die sie nicht in ihre aktuelle Behausung mitgenommen hatte.
    »Wird alles geregelt«, brummte er, »kriegen wir alles wieder auf die Reihe.«
    Bis zum Mittag tauchten Fotografen auf, darunter einer, der sich als Mitarbeiter der Lokalzeitung bezeichnete und ankündigte,
     Interviews führen zu wollen. Die Kommissare machten sich unsichtbar.
    Gegen zehn tauchte Ev Salomon auf und richtete eine Mahnwache ein. Auf dem Bollerwagen, den sie zog, befanden sich ein Campingtisch,
     ein Campingstuhl und ein Sonnenschirm. Auf dem Tisch breitete sie eine Decke aus, auf die Decke stellte sie Heiligenfiguren
     und Kerzen.
    »Das ist ein Zeichen«, behauptete sie und tat so, als sei das Haus nicht durch Menschenhand zerstört worden. »Allzu viele
     Zeichen werden uns nicht mehr gegeben werden«, raunte sie.
    Die Kommissare trafen sich zu einer Krisensitzung und wunderten sich kaum noch, dass sie dabei von Marvin aufgespürt wurden.
     Er hatte in der letzten Nacht Karl bei den Schafen vertreten.
    »Hoffentlich hast du dich anständig benommen«, knurrte der Kommissar. »Man hört von beunruhigenden Bräuchen bei euch auf dem
     Land.«
    »Ich bin anständig«, betonte Marvin, »was man nicht von jedem behaupten kann.«
    Küchenmeister verstand die Anspielung nicht, deshalb legte Marvin nach.
    |236| Diesmal verstand der Kommissar: »Sag das noch mal.«
    »Ich habe nur gesagt, was ich gehört habe. Sie sollen mit der schönen Dora rumgemacht haben, und sie weiß nicht, ob ihr das
     gefallen hat. Aber sie ist sehr sicher, dass Ihnen das gefallen hat.«
    »Das ist nicht wahr«, stammelte Küchenmeister, als er den Blick seiner Kollegin spürte. »Das ist Irrsinn. Es ist ab-so-lut
     nichts passiert.«
    »Dann ist ja alles gut«, sagte Marvin großzügig. »Dann verlieren Sie Ihre Altersversorgung ja doch nicht.«
    Marvin hatte das Gerücht an der Bushaltestelle aufgeschnappt, wo es alle Zeit der Welt gehabt hatte, sich zu verbreiten, denn
     der Schulbus verspätete sich.
    »Wir reden nachher darüber«, fauchte die Kommissarin ihren Kollegen an. Küchenmeisters Haut hatte den Farbton von Macciatos
     Gesicht angenommen.
     
    Macciato begann allein zu suchen. Als sie ihn entdeckten, trug er nur noch ein Hemd, obwohl es dafür zu kalt war. Er schleppte
     Steine und bewegte Balken, er kratzte und hämmerte und wollte sich nicht überreden lassen, bis zur Ankunft der Helfer zu warten.
     Immerhin telefonierte er mit der alten Hebamme, zehn Minuten später trudelte der erste Arbeiter ein. Er war der Auftakt einer
     Reihe weiterer Hilfskräfte. Mit den vier Mittagskräften waren neun Personen damit beschäftigt, die Trümmer zu durchsuchen.
     Dass zwei Baucontainer angeliefert wurden, wunderte die Kommissare nicht. Bei allem Fanatismus besaß Macciato immer noch einen
     Rest an vorausschauendem Denken.
    Zwischendurch fuhren die Fahnder bei der alten Karolina |237| vorbei und befragten sie zum Verlauf von Macciatos Besuch. Der Abriss der Hütte hatte sich herumgesprochen.
    »Es ist ihm ernst«, murmelte die alte Frau. »Er brennt an

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