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Die hölzerne Hedwig

Die hölzerne Hedwig

Titel: Die hölzerne Hedwig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: zu KLAMPEN
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sollte annehmen, ihr hockt zusammen und klagt euch euer Leid
     und empfehlt euch günstige Versicherungen gegen Glasbruch und Brandstiftung.«
    Es war nicht zu erkennen, ob sie erkannten, worauf er anspielte. Sie sprachen Deutsch mit Akzent, korrekt, aber schlicht.
     Sie sprachen gut von allen Menschen in Hammerloh und übertrieben schamlos. Als hätten sie noch keine hässlichen deutschen
     Ausdrücke gelernt. Aber die Bordons? Man sah sich, man grüßte einander. Jeder grüßte hier jeden. Nicht die Begrüßung bewies
     die Intimität, sondern ob man danach miteinander redete. Die Bordons schwiegen, ohne unfreundlich zu sein.
    »Und sonst?«, fragte Küchenmeister kauend. Sie boten ihm ständig Essen an. »Wer grüßt nicht und redet nicht und jagt euren
     Kindern Angst ein?«
    |29| Sie wiesen die Möglichkeit weit von sich, dass hier solche Menschen vorkommen könnten. Hier nicht. Woanders auch nicht. Aber
     wenn, dann woanders. Hier nicht.
    Den besten Kontakt hatten sie zu zehn Namen, die sie abwechselnd aufsagten. Sie wussten, dass auch ihre Freunde nichts über
     die Bordons wissen würden, weil sie zu ihnen keinen Kontakt hatten. Nicht ein kleines bisschen? Karten spielen, Fernsehen,
     ein rumänisches Brettspiel vielleicht? Kochrezepte austauschen? Möbel, die Bordons hatten doch bestimmt Möbel gebraucht. Und
     die Kroaten waren selbst fremd im Ort gewesen. Dies hier war die Heide, hier hatte man vor 30 Jahren noch Fremde aus dem Dorf
     geprügelt. Küchenmeister wusste nicht, ob das stimmte. Als gesprächsfördernde Drohung ging es durch.
    Die Kroaten regten ihn auf. In jüngeren Jahren hatte er mit einer Halbkroatin zusammengelebt, die hatte ihn auch aufgeregt.
     Redete schneller, als sie dachte. Am Ende hatte sie nur mitgenommen, was ihr gehörte. Nicht alle Trennungen waren so sauber
     abgelaufen. Es hatte Frauen gegeben, die im Showdown erstaunlich ordinär aufgetreten waren. Rachsüchtig. Bei ihm! Wo er doch
     jeder gab, was sie haben wollte. Sie musste nur vorher fragen. Es war so einfach, ihn zu motivieren.
    Karolina Wiese hatte ihn vom ersten Tag an motiviert. Sie sah gut aus, sie war über 30, aber unter 45, sie hatte ihre Scheidung
     hinter sich und war kinderlos geblieben. Ein nerviges Thema weniger, über das man sich unterhalten musste. Küchenmeister hatte
     zuletzt nur noch alleinerziehende Mütter getroffen. Am Ende jeder Beziehung hatte er sich mit den Kindern besser verstanden
     als mit den Müttern.
    |30| Die Zusammenarbeit mit der Chefin lief ohne Schatten und Versprechungen. Sie war keine Männerfresserin, wenn sie jemanden
     hasste, war der mit hoher Wahrscheinlichkeit weiblich. Wie die Forensikerin.
    Küchenmeister mochte Ermittlungen am Arsch der Welt. Irgendwohin fahren, wo man nicht leben wollte, alles durcheinander bringen
     und dann wieder abfahren – das brachte Spaß. Es gab viel zu essen und viele Menschen, die sich verstellten. Menschen logen,
     Küchenmeister liebte es, sie beim Lügen zu ertappen.
    Abends wurde im besten Gasthof getafelt, danach ab in die Federn. Man übernachtete traditionell im Ort der Tat oder im Nachbardorf.
     Wieder eine Chance, sich anzunähern.
    Es hatte einige dieser Chancen gegeben. Zweimal waren sie so betrunken gewesen, dass es auf der Kippe gestanden hatte. Betrunken
     und müde und dicht zusammen. Aber sie kannten sich zu lange und zu lange war nichts passiert. Nach einer Liebesnacht wären
     sie kein Paar gewesen, sondern Kollegen mit einer gemeinsamen Nacht. Darauf war Küchenmeister nicht scharf. Gut, bevor er
     sich schlagen ließ, hätte er zugegriffen. Er hatte gern Sex mit Frauen, die älter waren. Solange keine mütterliche Note ins
     Spiel kam, sprach nichts gegen einen nachdienstlichen Zugriff.
    Er verabschiedete sich von den Kroaten, nachdem er noch einmal die Küche visitiert hatte. Unglaublich, welche Mengen Fleisch
     diese Balkanbewohner vertrugen. Und so appetitlich gewürzt.
    Die Frau fragte, ob sie ihm etwas einpacken sollte und freute sich über ein fremdenfreundliches Ja und die hilfreiche Angabe,
     wie viele Kollegen Küchenmeister zu versorgen hatte. |31| Er nahm ihnen nichts weg, er gab ihnen nur Gelegenheit zu geben.
     
    Aus dem Wagen telefonierte er mit der Zentrale. Karolina ließ stets eine Stallwache im Präsidium zurück, auch bei spektakulären
     Fällen. Zuerst hatte das Verdruss erzeugt; wen es traf, der fühlte sich bestraft. Mit der Zeit kapierten alle, dass es Gold
     wert war, sich jederzeit kurzschließen zu

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