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Die hölzerne Hedwig

Die hölzerne Hedwig

Titel: Die hölzerne Hedwig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: zu KLAMPEN
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habe er gewinnen lassen. Nicht gönnerhaft, das würden Kinder nicht mögen.
    Er habe wohl auch mal in der Kiesgrube mit am Feuer gesessen. Dort hatte die Jugend das Hausrecht, 14-Jährige und älter, aber
     noch zu jung, um von Freundinnen aus dem Kreis der Freundesclique herausgesaugt zu werden. Sie knatterten auf Mopeds herum,
     schossen auf Dosen und Flaschen. Bordon hatte mitgeschossen und oft getroffen.
    Getrunken? Ja, Bordon trank Alkohol, Irena übrigens auch. Sie tranken nicht oft, aber wenn, dann richtig. Das sei kaum erwähnenswert,
     zwei Drittel aller Männer hielten es |26| genauso. Und erstaunlich viele Frauen. Wein wurde kaum getrunken. Bier und Schnaps, das ging seit altersher. Betrunken fuhren
     sie auch Auto.
    Wachtmeister Graf? Zweimal im Jahr fischte er einen Bruchpiloten aus dem Graben. Im Süden gab es eine Kurve, in der mehr Unfälle
     passierten als irgendwo sonst im Landkreis. Tote hatte es nie gegeben. Die Autos waren kaputt, Arme und Beine gebrochen, aber
     das machte die Menschen nur stärker.
    Bei wem Bordon Arbeit gefunden hatte außer bei mitleidigen Schwestern? Na, in der WG natürlich, bei denen fand jeder Arbeit.
     Die verstanden sich als Mäzene, und auf dem großen Grundstück gab es immer etwas zu tun. Ob die Kommissarin schon die Schafherde
     gesehen habe? Na, dann aber los. Einen Schäfer? Natürlich brauchte man einen Schäfer, aber den gab es ja: Karl. Der Sohn des
     Chefredakteurs? Genau der. Bordon habe im letzten Jahr geholfen, die Viecher zu scheren, als er gerade aufgetaucht war. Da
     habe man zum ersten Mal seine Kraft gesehen. Wie er sich die zappelnden Tiere zwischen die Beine geklemmt hatte …
    Irena? Irena hatte einem alten Paar die Wäsche und den Haushalt gemacht, aber es habe wohl giftige Bemerkungen von Nachbarn
     gegeben, Irena sei dann nicht mehr hingegangen. Dabei sei nie etwas verschwunden. Nur die üblichen Stänkereien, die müsse
     man ertragen, auch die WG sei bespöttelt worden, jahrelang.
    Wann man bemerkt habe, dass Irena schwanger sei? Die Schwestern blickten sich an. Sie hatten nichts bemerkt, bis zum letzten
     Tag nicht. Es gab solche Frauen, sie gingen erst ganz zuletzt auf und manche nur nach vorn.
    |27| Küchenmeister tauchte auf, natürlich kauend. Nie sah man den Burschen so viel essen wie bei Ermittlungen auf dem Land. Er
     hatte die Ärzte abtelefoniert, bei keinem war Irena aufgetaucht, weder während der Schwangerschaft noch in den Tagen vor der
     Geburt und gestern auch nicht. Die Schwestern wussten: Das war nicht ungewöhnlich. Die hysterische Übervorsicht der Stadtfrauen
     hatte sich bis hier noch nicht herumgesprochen. Wenn das Kind keine Zicken machte, sahen die Frauen keinen Anlass, sich aufzuregen.
     Vorsorgeuntersuchungen mussten nicht sein, die Hebamme, ja, die wurde angesprochen, denn man kannte sie lange und nicht nur
     von der Arbeit. Halb dienstlich, halb privat – dann ging hier vieles und vieles besser. Aber die Hebamme, die gestern im Haus
     gewesen war, hatte Irena nie zuvor gesehen.
    »Sie müssen zur richtigen Hebamme gehen«, sagte Amanda lachend. »Die junge ist doch viel zu jung. Die nimmt doch keiner ernst.
     Fragen Sie den Dragoner. Aber nehmen Sie den Wachtmeister mit. Marvin kann gut mit ihr.«
    »Hat er sie auch geküsst?«
    »Das hätte er nicht überlebt. Sie hätte ihm Warzen angehext. Und einen Zauber am Fuß, darin ist sie gut. Senkfuß, Plattfuß,
     Spreizfuß. Am besten, Sie regen den Dragoner nicht auf.«
    »Ich bin keine Ethnologin. Ich führe Ermittlungen in einer Mordsache.«
    Die Schwestern blickten sie besorgt an, als habe sie noch nicht die Regel begriffen, nach der hier alle spielten.

|28| 6
    Küchenmeister spielte nach seinen eigenen Regeln, am liebsten allein. Andere Kollegen sahen ihn selten arbeiten. Daher hatte
     sich die Meinung herausgebildet, der smarte Bursche sei faul. Kommissarin Wiese wusste es besser, Küchenmeister bekam fast
     immer etwas heraus. Er besaß eine Art, sich festzubeißen und war dann nicht abzuschütteln. Lächelnd und mit festem Biss hatte
     er die gastfreundlichen Kroaten befragt. Eine Frage nach der anderen, wie aus der Pistole. Er hatte immer zwei Fragen Vorsprung,
     sie holten seinen Vorsprung nie auf. Dabei redeten sie wie besessen. Es war ihnen wichtig, einen guten Eindruck zu hinterlassen.
     Sie wollten bei der Polizei punkten. Aber sie wussten nichts, niemand bedauerte das mehr als sie.
    »Ihr seid doch alle Ausländer«, sagte Küchenmeister kauend. »Man

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