Die Hoffnung der Hoelle
du gehört?«
»Das habe ich. Aber ich tue es nicht, weil es mir Spaß macht, hier im Haus herumzulaufen, nein, ich möchte dich aus dieser Falle wegbringen. Es ist nicht gut für dich, verdammt noch mal. Ich weiß auch nicht genau, was man mit dir gemacht hat, wie stark man dich manipuliert hat, aber ich möchte nicht, dass du in die Gewalt einer anderen Macht gerätst.«
Der letzte Satz war falsch gewesen. Wenn ich sie mir so anschaute, dann befand sie sich bereits in der Gewalt einer anderen Macht, und es würde schwer werden, sie davon zu befreien.
Sie tat nichts, als ich mich umdrehte und auf die Küchentür zuging. Da ich näher am Ausgang saß, schaute sie mir nur nach.
Ich verließ die Küche und erreichte den Gang. Dort musste ich mich nach links wenden, um dorthin zu gelangen, wo die Treppe nach oben begann. Ich ging nicht schnell, aber auch nicht unbedingt langsam, und ich fragte mich, was Jane Collins jetzt wohl tun würde.
Ich hörte sie keuchen. Ich hörte ihre Schritte, dann ihren Schrei.
»Nein, du gehst nicht! Niemals!«
Das waren Worte, die mich warnten. Die unterste Stufe hatte ich schon fast erreicht, da drehte ich mich noch mal um.
Ich sah sie, und sie war zu einem Ausbund an Hass geworden, ihre Augen waren verdreht, sie hatte sich mit einem Küchenmesser bewaffnet. Sie hielt es in der rechten Hand. Den Arm dazu hatte sie angehoben, und so würde sie von oben nach unten zustechen können und mich dabei auch tödlich treffen.
Es war schon schlimm, dass sie vor einem Mord nicht zurückschreckte, aber es war auch nicht zu ändern. Als sie schon recht dicht bei mir war, stieß sie noch mal einen Schrei aus, dann stach sie zu.
Es war nur ein schlichtes Küchenmesser mit einer kurzen Klinge, aber auch so eine Waffe konnte gefährlich sein.
Sie stach zu, ich wich aus.
Es war der Trick, sich im letzten Moment in eine andere Richtung zu drehen, so hatte die Angreiferin in diesem Fall keine Chance, das Messer noch zu drehen.
Jane verfehlte mich. Das merkte sie auch, denn sie heulte vor Wut auf. Sie wollte sich herumwerfen, was ich nicht zuließ. Ich packte ihren Messerarm mit beiden Händen, drehte mich um und wuchtete Jane Collins gegen die Flurwand.
Das war zu viel für sie.
Der Schlag schüttelte sie durch. Sie schrie auf. Dabei sackte sie in die Knie. Genau das hatte ich mir auch vorgestellt. Auf ihre Messerhand achtete sie nicht, ich bekam das Gelenk zu fassen, drehte am Arm, und als ihr Schrei erfolgte, ließ sie das Messer fallen.
Ich hoffte, dass sie vernünftig geworden war, und bückte mich, um in ihr Gesicht zu schauen. Dem Speichelstrahl wich ich im letzten Moment aus und trat zurück.
»Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?«, fuhr ich sie an.
Jane fauchte wie eine Katze.
»Hoch mit dir!«
Zuerst schaute sie auf das Messer, das jetzt am Boden und in meiner Nähe lag. Ich kickte es weg, dann packte ich ihre Hände und zog sie in die Höhe.
Jane Collins stand jetzt. Ich wollte ihr ins Gesicht schauen, was mir nun besser gelang.
Es war verzerrt.
Das allein wäre nicht so schlimm gewesen, aber ich sah den Ausdruck in ihren Augen und wusste nicht, ob ich ihn als menschlich ansehen sollte. Er war anders. Er war verdreht, auch böse und hasserfüllt. Hätte Jane eine Waffe gehabt, sie hätte mich gnadenlos getötet.
Was hatte man mit ihr gemacht? Wer hatte sie so verändert? Das musste jemand sein, der ungeheuer stark war. Wie gesagt, schon einmal hatte die Hölle sie für längere Zeit unter ihrer Kontrolle gehabt. Sollte es jetzt wieder so sein?
Langsam sorgte sie dafür, dass sich ihr Atem beruhigte, sie holte langsamer Luft, schaute mich aber mich schief gelegtem Kopf nahezu bösartig an.
Ich nickte ihr zu. »Können wir uns wieder wie normale Menschen benehmen?«
»Das mache ich schon«, knurrte sie.
»Sorry, aber das ist schwer zu glauben. Du scheinst mir nicht mehr normal zu sein. Sonst wärst du nicht mit dem Messer auf mich losgegangen.«
»Du hast verschwinden sollen. Und wer nicht hören will, der muss eben fühlen. Das ist mein Haus.«
»Genau. Und das durchsuchen wir jetzt gemeinsam.« Ich fasste sie in der Höhe des linken Ellbogens an und zog sie zur Seite. »Dann wollen wir uns mal auf den Weg machen. Ich bin gespannt, welche Überraschung noch auf uns wartet …«
***
Zuerst wollte Jane Collins nicht so recht, sie wollte sich losreißen, aber dem Druck meiner Hand war sie doch nicht gewachsen.
Ich stieß ihr eine Faust in den Rücken.
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