Die Hoffnung der Hoelle
auch nicht dagegen wehren. Sie bekam die Macht der anderen voll mit und erlebte auch, dass man sie anfasste.
Dass es keine normalen Hände waren, spürte sie überdeutlich. Knochige Finger tasteten an ihr herum. Sie glitten über ihre Hüften und fassten wenig später nach den Armen. Dort schienen sie sich regelrecht festzukrallen.
Und Jane tat nichts.
Sie gab sich voll und ganz dem anderen hin. Sie wusste, dass sie nichts ändern konnte, wurde auch nicht losgelassen und erlebte dann den nächsten Teil der Veränderung.
Es war eine fremde Kraft, die sich ihrer bemächtigte. Jane konnte nichts dagegen tun. Es war auch fraglich, ob sie überhaupt dagegen angehen sollte. Alles war so einfach geworden. Sie fühlte sich plötzlich leicht, als wollte sie einfach nur abheben. Zwar stand sie mit beiden Beinen auf dem Boden, doch sie schwebte zugleich darüber hinweg. Das Gefühl hatte sie zumindest.
Jemand sprach mit ihr.
Die Stimme war nur im Kopf zu hören. Jane verstand auch die Worte nicht, aber sie war noch fähig, sich in Bewegung zu setzen, und deshalb ging sie zur Seite.
Es waren recht schwere Schritte, die über den Boden schleiften. Zudem schwankte ihr Körper, und sie steuerte zielsicher einen der Sessel an, in den sie sich hineinfallen ließ.
Ja, das tat ihr gut.
Sie streckte die Beine aus. Jane fühlte sich schwer. Ihre Augen hielt sie weit offen und schaute nach vorn, weil sie sehen wollte, was da passierte.
Es gab die Skelette noch. Sie standen an der Tür. Aber sie sahen jetzt anders aus. Längst nicht mehr so hell, man konnte sogar von schwachen Grautönen sprechen, die sich auf die Knochen gelegt hatten. Sie sahen normalen Skeletten immer ähnlicher.
Die Kraft war aus ihnen gewichen. Sie befand sich jetzt woanders.
Und zwar in Jane Collins. Aber darüber dachte sie nicht weiter nach …
***
Ein Gefühl sagte mir, mich beeilen zu müssen, und deshalb fuhr ich so schnell wie möglich. Oder so schnell, wie es der Verkehr eben zuließ.
Ich dachte daran, was die andere Seite vorhatte. Asmodis hatte seine Engel mobilisiert. Sie sollten Zeichen für ihn setzen. Sie sollten Menschen übernehmen, und das war rasch passiert, wenn sie angriffen.
Alles war möglich. Jede böse Überraschung. Jane war zwar kein heuriger Hase, aber einem geballten Angriff konnte sie nichts entgegensetzen. Das war mir klar. Ich musste mit ihr reden. Und nicht nur das. Wahrscheinlich musste ich auch die Nacht über bei ihr bleiben oder zumindest einige Stunden.
Ich hätte anhalten und mit ihr telefonieren können. Das wollte ich dann doch nicht. Es war besser, wenn ich keine Zeit verlor und sie so schnell wie möglich erreichte.
Das Haus, in dem sie wohnte, konnte ich zwar nicht als mein zweites Zuhause betrachten, aber viel fehlte nicht, das stand fest. Sehr oft war ich bei ihr, und ich war auch schon des Öfteren dort gewesen, als Sarah Goldwyn noch dort gewohnt hatte. Im Haus kannte ich mich ebenso aus wie in meiner eigenen Wohnung.
Ich war schon erleichtert, als ich in die Straße einbog, in der es auch für den Rover einen Parkplatz gab. Ich konnte ihn zwischen den Bäumen parken und ich sah auch Janes Auto, das dort abgestellt worden war.
Sie war zu Hause, und das sah ich schon mal als einen Vorteil an.
Eine nächtliche Ruhe war noch nicht eingekehrt, dafür jedoch eine abendliche Stille. Hier war sehr wenig zu hören. Keine Stimmen, auch keine Musik. Der Wind war schwach, und deshalb trudelten nur wenige Blätter durch die Luft.
Bevor ich den Vorgarten durchschritt, schaute ich an der Hausfassade hoch. Sie war nicht völlig dunkel. In der ersten Etage waren ebenso wie unten einige Fenster erhellt. Es war ein schwaches Licht, das sah ich sofort.
Den herbstlich gefärbten Vorgarten ließ ich hinter mir und hielt vor der Haustür. Es gab eine Klingel. Darüber schimmerte Janes Name, ich wollte mich ganz normal anmelden und klingelte.
Kam Jane Collins?
Nein, sie kam nicht.
Ich klingelte zum zweiten Mal und trat danach von der Haustür zurück, um einen Blick über die Fassade gleiten zu lassen. Da hatte sich ebenfalls nichts getan. Hinter den Fensterscheiben brannte weiterhin das Licht, das war auch alles. Ich sah keinen Schatten, der durch das Helle gehuscht wäre.
Sie war im Haus. Warum öffnete sie nicht?
Nicht dass ich mir deswegen große Sorgen machte, aber eine gewisse Beklemmung blieb schon zurück. Ich dachte auch daran, sie anzurufen, da hörte ich ihre Stimme.
»Ja, ja, nicht so eilig. Ich bin ja
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