Die Hoffnung der Hoelle
schon da.«
Mir fiel ein kleiner Stein vom Herzen. Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Endlich war wieder alles wie sonst, das hoffte ich zumindest.
Jane öffnete die Haustür. So forsch wie immer. Sie sah mich und lächelte breit. »Komm rein.«
»Danke.«
»Und?«
Ich war an ihr vorbei gegangen. »Was meinst du damit?«
Sie winkte ab. »Eigentlich nichts. Ich wollte nur fragen, ob alles in Ordnung ist.«
»Das ist es. Und bei dir?«
»Auch.« Jetzt ging sie an mir vorbei und lenkte ihre Schritte in die Küche. »Gegen einen frisch gekochten Kaffee hast du sicherlich nichts einzuwenden. Oder doch?«
»Nein, nein, das geht schon in Ordnung.« Ich lächelte sie an, als sie den Kaffee holte. »Es wundert mich nur, dass wir nicht nach oben zu dir gehen und hier unten bleiben.«
»Ach, das ist ganz einfach, ich habe da noch nicht aufgeräumt. Ich wollte das Wohnzimmer putzen.« Sie lachte leicht schrill. »Du kannst mich zwar für verrückt halten, aber manchmal bekomme ich derartige Anwandlungen.«
»Ja, das traue ich dir zu.« Ich kam zum eigentlichen Thema. »Und was ist mit den Skeletten?«
»Tja, was soll sein? Das weiß ich nicht.«
»Sie haben dich also nicht mehr belästigt?«
»So ist es. Es war eine Episode. Eine schaurige zwar, aber sie ist vorbei.«
»Wie schön.«
Jane stand an der Kaffeemaschine und griff das Thema nicht mehr auf. Dafür kam sie mit dem Kaffee.
Jane setzte sich mir gegenüber hin, lächelte und fragte: »Möchtest du auch etwas essen?«
»Nein, nein, ich komme von Suko und Shao, da habe ich schon etwas gegessen.«
»War sicherlich gut – oder?«
»Ja, ich kann nicht klagen. Aber deshalb bin ich nicht hier. Jane, ich möchte von dir noch mal genau wissen, wie die Dinge abgelaufen sind. Du bist eine wichtige Zeugin. Die Skelette haben dich ausgesucht und …«
»Das schon, John.«
»Aber?«
»Ich habe damit keine Probleme. Das musst du mir glauben. Ich habe den Schock überwunden.«
»Ja, das nehme ich dir ab. Aber ich gehe mal davon aus, dass du inzwischen nachgedacht hast.«
»Klar.«
»Und welche Antwort hast du gefunden?«
Ihr Kinn zuckte vor. »Muss ich eine finden?«
»Doch, Jane. Eine Person wie du sucht immer nach Erklärungen, da sind wir uns so ähnlich.«
»Mag sein, aber ich habe dafür keine Erklärung und will mir auch nicht den Kopf zerbrechen.«
Die Antwort störte mich irgendwie. Ich hatte eine andere Jane Collins in Erinnerung. Sie war forsch, agil, und sie war darauf aus, gewisse Dinge so schnell wie möglich ins Lot zu bringen. Das war hier nicht der Fall. Sie wusste nicht, weshalb gerade sie den Besuch bekommen hatte.
»Hast du sie denn erlebt, John?«
»Sicher. Aber sie waren tot.« Ich hob die Schultern an. »Tote Engel, wenn du so willst, aber auch Skelette. Es sind Engel-Skelette, das hört sich zwar verrückt an, ist aber eine Tatsache, die man nicht wegleugnen kann.«
»Klar, wenn du das sagst.«
»Und du bist ihnen entkommen?«
Jane nickte mir zu. »Ja, durch Flucht. Das ist ganz einfach, ich war schneller als sie. Dann haben wir miteinander gesprochen, und passiert ist nichts mehr.«
Ich krauste die Stirn. »Glaubst du denn, dass noch etwas passieren könnte?«
»Ja, wer kann das wissen.«
»Dagegen sollten wir uns wappnen.«
»Wie denn?« Jane hob ihre Kaffeetasse und wartete auf eine Antwort.
»Ich möchte dich eigentlich nicht allein lassen«, sagte ich.
Fast wäre ihr die Tasse aus der Hand geglitten und sie hätte Kaffee verschüttet.
»Wieso das denn nicht?«
»Weil ich befürchte, dass sie dich erneut überfallen könnten.«
»Und deshalb willst du bei mir bleiben?«
»Ja.«
Jane winkte ab. »Das ist keine gute Idee, John.«
»Warum?«
»Weil ich gut allein zurechtkomme.«
»Meinst du?«
»Ja, das meine ich. Bin ich das nicht schon immer? Ich – ähm – ich brauche keinen Schutz. Das ist es, was ich dir dazu sagen kann.«
Ja, das war es auch. Das akzeptierte ich. Und trotzdem ging mir etwas quer. Man sagt immer, dass der Ton die Musik macht. Und der kam mir in diesem Fall recht seltsam vor.
Ich kannte Jane. So sprach sie sonst nicht mit mir. Wir unterhielten uns normalerweise anders. Da war dann auch mehr Emotion dabei. Sie hatte zwar wie Jane Collins gesprochen, aber wie ein Automat. Irgendetwas war mit ihr. Ich fühlte mich zudem behandelt wie eine fremde Person. Obwohl wir nahe beieinander saßen, war nichts rübergekommen. Wir hätten auch zwei Fremde sein können, ich hatte den Eindruck,
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