Die Homoeopathie-Luege
können, verdient ihre Fachkompetenz Vertrauen. Wenn sie dagegen Lehren wie die Homöopathie befolgen, verlieren sie ihre Glaubwürdigkeit. Deshalb sollten sie sich schon aus Eigeninteresse klarmachen: Wissenschaft und Glaube sind zwei Paar Schuhe und nicht rechter und linker Schuh desselben Paars.
3. Für die Wissenschaft: Scientabilität prüfen
Wer eine Behauptung aufstellt, sollte sie belegen können. Je unwahrscheinlicher die Behauptung ist, desto stichhaltiger sollte der Beleg sein. Behauptet beispielsweise der Nachbar, ein Hirsch habe in seinem Garten gestanden, wird man ein Foto als Beweis akzeptieren, behauptet er jedoch, es sei ein Einhorn gewesen, wird man sich mit einem Foto wohl nicht begnügen, und wenn es von noch so guter Qualität ist. In der Medizin gilt diese simple Alltagsregel nicht: Hier werden dieselben Methoden auf alle Verfahren und Substanzen angewendet, von denen man sich eine Wirkung erhofft, unabhängig davon, wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich diese ist. Konkret heiÃt das: Ob Verfahren plausibel, unplausibel oder, wie die Homöopathie, nach den Gesetzen der Physik, der Chemie und der Logik sogar unmöglich sind, spielt bislang keine Rolle â sie werden alle nach den Methoden der evidenzbasierten Medizin in klinischen Studien überprüft. Ãbersehen wird dabei, dass diese Methoden zwar unverzichtbar sind, um Nutzen und Schaden medizinischer MaÃnahmen zu ermitteln, aber bei Weitem nicht aussagekräftig und fehlerresistent genug, um die Gesetze der Naturwissenschaften aushebeln oder bestätigen zu können. Dass es tatsächlich auch Studien gibt, die hohen wissenschaftlichen Ansprüchen genügen, aber trotzdem eine spezifische Wirkung der Homöopathie nahelegen, erlaubt nur den Schluss, dass die Studien methodisch nicht perfekt oder die Ergebnisse bloÃer Zufall waren.
Bevor man eine klinische Studie plant, sollte man also fragen, ob die vermutete Wirkung, die man überprüfen möchte, im Einklang mit den gesicherten Erkenntnissen der Naturwissenschaften steht. Wenn diese Voraussetzung nicht gegeben ist, haben klinische Studien keinen Sinn, da ihre Aussagen für den Nachweis einer spezifischen Wirkung irrelevant sind â so irrelevant wie Fotos von Einhörnern. Man muss vielmehr Experimente konzipieren, die aussagekräftig genug sind, um die gesicherten Erkenntnisse widerlegen zu können. Nur wenn eine vermutete Wirkung diese Hürde genommen hat, sind medizinische Studien sinnvoll. Die Eigenschaft einer Theorie, eines Verfahrens oder einer Substanz, diese naturwissenschaftliche Plausibilitätsprüfung bestehen zu können und sich deshalb für klinische Studien anzubieten, möchten wir »Scientabilität« nennen. Damit es nicht weiterhin zu einer Missinterpretation vermeintlich positiver Studien kommt, schlagen wir also vor, eine Prüfung der Scientabilität klinischen Studien voranzustellen.
4. Für die Praxis: Von Homöopathie lernen
Anhänger der Homöopathie glauben, dass die potenzierten Substanzen, die sie in Form von Globuli, Tinkturen oder sonstigen Darreichungen zu sich nehmen, heilsame Kräfte entfalten. Das ist nach den gesicherten Erkenntnissen der Naturwissenschaften ein Trugschluss. Nicht die Substanzen selbst, sondern bestenfalls die Placebo-Effekte lindern mehr oder weniger deutlich die Beschwerden. Daraus lässt sich folgern, dass viele Patienten auch ganz ohne Einnahme eines Mittels gesund geworden wären, schlimmstenfalls etwas später. Dem Trugschluss, die Arznei selbst haben sie gesunden lassen, können natürlich auch Menschen unterliegen, die wissenschaftlich geprüfte, konventionelle Arzneien zu sich nehmen. Auch sie profitieren von den Placebo-Effekten, und auch sie wären wohl in vielen Fällen ohne die Mittel wieder gesund geworden.
Einen Beweis für diese These liefern ausgerechnet Menschen, die konsequent auf Homöopathie setzen. So berichtet die Berliner Apothekerin Anke Grabow in der Pharmazeutischen Zeitung (34/2010), dass ihr Sohn mit 14 Jahren das erste Mal eine Tablette einnahm, und zwar eine Schmerztablette nach einer Blinddarmoperation. Sie hatte ihn bis dahin »immer mit naturheilkundlichen Mitteln behandelt«, wie es in dem Artikel heiÃt. Wie Grabow haben Millionen Menschen die Erfahrung gemacht, jahrelang auch ohne Medikamentenschlucken durchs Leben zu kommen.
Das heiÃt also: Wohl die meisten kranken Menschen,
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