Die Homoeopathie-Luege
kenntlich gemacht, dass man sie ohne groÃe Mühe im Internet identifizieren kann. Am Ende des Buches haben wir noch einmal Quellen zusammengestellt, die für eine vertiefende Lektüre geeignet sind.
Wir danken allen, die uns zu diesem Buch ermutigt und uns mit Rat und Tat unterstützt haben. Ebenso danken wir allen Befürwortern, neutralen Betrachtern und Kritikern der Homöopathie, die uns Rede und Antwort gestanden haben.
Christian Weymayr und Nicole HeiÃmann, August 2012
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Ohne Substanz:
Warum Homöopathie Hokuspokus ist
Luigi Marcello Monsellato ist Orthopäde im italienischen Ferrara. Dem Dottore, obwohl konventionell ausgebildet, haben es besonders die unkonventionellen Verfahren angetan. Seit über 20 Jahren studiert, praktiziert und lehrt er diese sogenannten alternativen oder komplementären Heilmethoden, besonders auch die Homöopathie. Dabei hat er sie nicht nur eingesetzt, sondern â angeregt durch seine eigenen Erfahrungen â auch weiterentwickelt. So kreierte er die »Homöosynergetik«, die er im Jahr 2005 in seinem Buch L â infiammazione e il simile â lezione di medicina omeosinergetica der Ãffentlichkeit vorstellte. Offenbar mit Erfolg, denn inzwischen gibt es eine »Akademie für Homöosynergetische Medizin«, deren Ehrenpräsident Dr. Monsellato ist.
Im Oktober 2011 starb Monsellatos vierjähriger Sohn Luca unter tragischen Umständen. Er wurde mit hohem Fieber ins Krankenhaus gebracht, doch es war bereits zu spät, der Junge reagierte nicht mehr auf die NotfallmaÃnahmen. Die Frage, wie es so weit kommen konnte, dass ein Kind aus einem Arzthaushalt zu spät in eine Klinik eingeliefert wird, beschäftigte die italienische Justiz â und weltweit die Medien. Dr. Monsellato gab an, die Beschwerden seines Sohnes drei Wochen â wie nach der homöopathischen Lehre üblich â mit Fenchel behandelt zu haben. Einer Schuld war sich der Doktor nicht bewusst. Im Gegenteil: Er klagte die Klinik an, nicht genug für die Rettung des Sohnes getan zu haben.
Auch die Kollegen der Homöosynergetischen Medizin sprachen Monsellato von jeder Schuld frei: Der Doktor sei absolut integer und habe schon vielen Menschen aufopferungsvoll geholfen. Die Stellungnahme des »Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ãrzte« (DZVhÃ) dagegen fiel distanzierter aus. Den Homöopathischen Nachrichten sagte Cornelia Bajic, die Erste Vorsitzende des DZVhÃ: »Die Selbstbehandlung einer Pneumonie ist generell unverantwortlich, ob mit Homöopathika oder anderen Medikamenten.« Der Beitrag warnte auch vor »selbst ernannten Spezialisten in der Homöopathie« â schlieÃlich sei Monsellato »in Italien nicht als Homöopath registriert«.
Die reine Lehre von der Ãberlegenheit
Offenbar ist der DZVhà der Ansicht, wenn Monsellato die Homöopathie fachgerecht angewandt hätte, wäre Lucas Tod vermeidbar gewesen. Wer weiÃ. Drei Aspekte jedenfalls sollten auch den DZVhà nachdenklich stimmen. Zum Ersten gilt Lungenentzündung durchaus als Fall für die Homöopathie. In einem Grundsatzpapier des »European Committee for Homoeopathy« von 1994, an dem auch der namhafte deutsche Homöopath Harald Walach, heute Leiter des Instituts für transkulturelle Gesundheitswissenschaften an der Universität Frankfurt an der Oder, mitgearbeitet hat, wird die Lungenentzündung zu den Krankheiten gezählt, die »mit homöopathischen Arzneien erfolgreich behandelt werden können«. Zum Zweiten ist Luca kein Einzelfall. So listet beispielsweise das Internetportal whatstheharm.net 437 Fälle (Stand 12.08.2012) von Menschen auf, die starben oder geschädigt wurden, weil ihr Arzt an Homöopathie festhielt, statt rechtzeitig bei Methoden der evidenzbasierten Medizin Hilfe zu suchen. Und zum Dritten finden sich in der homöopathischen Literatur viele Stellen, an denen behauptet wird, die Homöopathie sei der »Schulmedizin« grundsätzlich überlegen.
Diese Ansicht vertreten dabei keineswegs AuÃenseiter, sondern sowohl frühere als auch heutige Vorbilder der Zunft. So schrieb bereits der Begründer der Homöopathie Samuel Hahnemann in einem seiner Hauptwerke, dem Organon der Heilkunst (6.Auflage, marixverlag, 2005, nach der Ausgabe Leipzig 1921, § 53): »Die reine homöopathische Heilart ist der einzig richtige, der einzig durch Menschenkunst
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