Die Homoeopathie-Luege
glaubwürdiger sein soll als jene Behauptungen.
In diesem abschlieÃenden Kapitel möchten wir Hilfestellungen im Umgang mit der Homöopathie geben. Zunächst werden wir unsere über das Buch verstreuten Schlussfolgerungen noch einmal bündeln. Wir haben dazu zehn Anregungen für die einzelnen Akteure im Gesundheitswesen formuliert. AnschlieÃend möchten wir jenen zur Seite stehen, die sich in ein Gespräch mit Anhängern der Homöopathie verwickelt sehen. Wir geben ihnen zehn Antworten auf häufig vorgebrachte Argumente ihrer Befürworter. Und schlieÃlich fassen wir noch einmal in zehn Gruppen die wichtigsten Quellen zusammen, die sich für eine vertiefende Auseinandersetzung mit der Homöopathie eignen.
10 Anregungen
In den einzelnen Kapiteln unseres Buches haben wir bereits hier und da aus unseren Rechercheergebnissen Schlussfolgerungen gezogen. Sie sind unserer Ansicht nach dazu geeignet, die Gesundheitsversorgung ehrlicher, klarer, nachvollziehbarer, rationaler, zurückhaltender und vor allem auch den Patienten zugewandter zu machen. Wir haben aus diesen Ãberlegungen im Folgenden zehn Anregungen formuliert.
1. Für die Patienten: Keine unrealistischen Erwartungen hegen
Gesundheitspolitiker, Kassenmanager, Ãrzte und Apotheker handeln weniger rational, als man annehmen darf. Sie richten sich auch stark nach den Wünschen der Patienten, und zwar selbst dann, wenn diese unrealistisch sind. Das ist insofern verständlich, als Kranke auch Wähler und Kunden sind. Wenn Patienten also etwas fordern, fällt es jenen, die über GesundheitsmaÃnahmen entscheiden oder sie anbieten, mitunter schwer, sich auf ihre Expertise zu besinnen und die Forderungen abzulehnen.
Wir möchten deshalb Patienten zu mehr Realismus aufrufen. Es ist unrealistisch, medizinische MaÃnahmen zu erwarten, die nur nützen, aber nicht schaden. Um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Solche Verfahren gibt es nicht. Selbst ein Pflaster ziept, wenn man es abzieht. Patienten sollten also akzeptieren, dass sie für jede wirksame Therapie auch Nebenwirkungen in Kauf nehmen müssen. Der Ruf nach »sanfter« Medizin führt unweigerlich zu MaÃnahmen und Verfahren wie der Homöopathie, auf die man ebenso gut verzichten könnte. Auch der Anspruch, dank präventiv wirkender Mittel immer gesund und beschwerdefrei zu sein, geht an der Wirklichkeit vorbei. Ãrzte und Apotheker können diesen Anspruch zwar nicht erfüllen, empfehlen aber gern Globuli, weil sie damit zumindest keinen Schaden anrichten.
2. Für die Medizin: Wissenschaft und Glauben trennen
Astronomen, Physiker und Chemiker haben längst ihren esoterischen Ballast abgeworfen: Sie suchen nicht mehr nach dem Einfluss der Sterne auf unser Schicksal, nach dem Perpetuum mobile oder nach einem Verfahren der Alchemie, das Dreck in Gold verwandelt. Auch in anderen Bereichen des Lebens werden Wissen und Glaube klar getrennt: Ein gläubiger Flugzeugingenieur mag in der Kirche um Gottes Beistand für den Jungfernflug seines neuen Fluggeräts bitten, aber er wird es nicht nach himmlischen Eingebungen, sondern nach den Gesetzen der Aerodynamik konstruiert haben. Wenn Schriftsteller Zeitreisen beschreiben oder Raumschiffe mit Ãberlichtgeschwindigkeit durchs Weltall düsen lassen, dann ist das kein realistischer Blick in die Zukunft, sondern Science-Fiction. Und wenn der Leiter einer polizeilichen Sonderkommission, wie 2008 bei der Untersuchung der Neonazimorde geschehen, einen Geisterbeschwörer engagiert, der Kontakt zu einem Toten aufnimmt, um so Hinweise auf die Täter zu gewinnen (siehe Süddeutsche Zeitung , 20.6.2012), dann wird das nicht als innovativer Ermittlungsansatz, sondern als weiteres Indiz für das Versagen der Polizeiarbeit gewertet.
Nicht so in der Medizin: Hier steht der Pluralismus hoch im Kurs, der besagt, dass Wissenschaft und esoterische Verfahren wie die Homöopathie gleichberechtigt nebeneinander existieren oder noch besser: gemeinsam eine ganzheitliche Patientenversorgung sicherstellen können. Die Ãrzte und Apotheker, die im Gesundheitswesen die medizinische Fachkompetenz für sich beanspruchen, sollten Magie und Esoterik ebenso kategorisch ablehnen, wie es in den anderen Lebensbereichen und Wissenschaften geschieht. Sie sollten sich konsequent der evidenzbasierten Medizin verpflichten und entsprechend handeln. Nur wenn sie ihr Wissen und Handeln objektiv belegen
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