Die Hongkong-Papiere
gefährliches Feuer. »Reden Sie, soviel Sie wollen, Dillon«, fauchte sie, »mit Ihnen ist es sowieso aus.«
»Noch nicht, Asta; es gibt noch einiges zu sagen.« Er lächelte Morgan an. »Dieses Mädchen ist wirklich seltsam. Sie sieht aus, als sei sie direkt von einer Titelseite der Vogue herabge stiegen, aber es gibt andere, verborgene Seiten an ihr. Sie liebt die Gewalt. Sie bereitet ihr Lust.«
»Halten Sie den Mund!« drohte Asta leise.
»Aber weshalb sollte ich, Kind, zumal er mich sowieso
umbringt? Nur noch ein paar Worte. Darauf hat der zum Tode Verurteilte ein Anrecht.«
»Sie reden sich selbst ins Grab«, stellte Morgan fest.
»Ja, nun, das Grab erwartet uns alle irgendwann einmal, die Frage ist nur, wie man dorthin kommt. Nehmen Sie zum Beispiel mal Ihre Frau. Das war schon eine seltsame Geschich te.«
Die Browning schien plötzlich in Morgans Hand tonnen schwer zu werden. Sie sank herab, und er drückte sie gegen seinen Oberschenkel. »Wovon reden Sie, Dillon?«
»Sie ist doch beim Tauchen vor Hydra in der Ägäis ums Leben gekommen, habe ich recht? Ein tragischer Unglücks fall.«
»Das stimmt.«
»Ferguson hat eine Kopie des Berichts der Athener Polizei. An Bord waren doch Sie, Ihre Frau, Asta und ein Tauchlehrer.«
»Und?«
»Sie hatte keine Luft mehr im Tank, und der Polizeibericht kommt zu dem Ergebnis, daß es kein Unfall war. Das Ventilsy stem ihrer Ausrüstung war manipuliert worden. Schwierig, irgend etwas zu beweisen, vor allem wenn ein so mächtiger Mann wie Carl Morgan in die Geschichte verwickelt ist. Deshalb haben sie den Bericht abgelegt.«
»Sie lügen«, sagte Morgan.
»Nein, ich habe den Bericht gelesen. Ich frage mich, wer könnte ihren Tod gewünscht haben? Wohl kaum der Tauchleh rer, daher können wir den mit Sicherheit ausschließen. Wir dachten, Sie wären es gewesen, und haben es auch Asta gegenüber angedeutet, aber Sie erklärten auf dem Boot, das sei eine bösartige Lüge, und Sie schienen es damit auch ernst zu meinen.« Dillon zuckte die Achseln. »Damit bleibt nur eine einzige Person übrig.«
Asta schrie auf. »Dillon, Sie Schwein!«
Morgan brachte sie mit einer Handbewegung zum Schwei
gen. »Das ist Unsinn, das kann nicht sein.«
»Na schön, wenn Sie mich töten wollen, dann beantworten Sie mir wenigstens eine Frage. An dem Abend der Dinnerparty wurde an den Bremsen unseres Kombiwagens herumgespielt. Wenn Sie es taten, würde es bedeuten, daß Sie Astas Tod wollten, weil Sie es zugelassen haben, daß sie mit uns zum Jagdhaus zurückfuhr.«
»Aber das ist doch totaler Blödsinn«, sagte Morgan. »Ich würde Asta niemals einen Schaden zufügen wollen. Es war ein Unfall.«
Stille trat ein, und Dillon wandte sich zu Asta um. Als sie lächelte, war es das furchtbarste Lächeln, das er je in seinem Leben gesehen hatte. »Sie sind ein ganz besonders cleverer Bursche, nicht wahr?« sagte sie, und ihre Hand mit der Walther kam hoch.
»Sie haben das Bremssystem sabotiert und sind trotzdem mit uns gekommen?« staunte er.
»Oh, ich hatte grenzenloses Vertrauen zu Ihnen, Dillon. Es erschien mir durchaus wahrscheinlich, daß uns mit Ihnen am Lenkrad nichts zustoßen würde. Aber ich wußte, daß Sie Carl die Schuld geben würden, und das wiederum stärkte meine Position bei Ihnen.« Sie drehte sich zu Morgan um. »Ich habe es nur für dich getan, Carl, damit ich über jeden Schritt informiert würde, den sie beabsichtigten.«
»Und Ihre Mutter?« meldete Ferguson sich zu Wort. »Taten Sie das auch für Morgan?«
»Meine Mutter?« Sie starrte die Umstehenden an, hatte einen seltsam leeren Ausdruck im Gesicht und wandte sich wieder an Morgan. »Das war etwas anderes. Sie war im Weg. Sie versuchte, dich mir wegzunehmen, und das hätte sie nicht tun dürfen. Dabei hatte ich sie vorher gerettet, sie vor meinem Vater beschützt.« Sie lächelte. »Er hatte sich zu oft in unser Leben eingemischt.« Ihr Lächeln vertiefte sich. »Er liebte freizügige Frauen, und er liebte schnelle Autos, deshalb habe ich dafür gesorgt, daß er mit einem von der Straße flog.«
Morgan starrte sie an. Das nackte Entsetzen stand in seinem Gesicht. »Asta, was redest du da?«
»Bitte, Carl, das mußt du verstehen. Ich liebe dich, habe dich schon immer geliebt. Niemand hat dich je so geliebt wie ich, genauso wie auch du mich liebst.«
Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war der einer wahrhaft Wahnsinnigen, und Morgan schien die
Weitere Kostenlose Bücher