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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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keine Kavallerie, die zu Ihrer Rettung angeritten kommt.«
     »Wie schade«, sagte Ferguson.
     »Ja, nicht wahr? Wir setzen die Mahlzeit fort, in Ordnung? Ich bin gleich wieder zurück.« Er gab Marco mit einem Kopfnicken ein Zeichen und ging mit ihm hinaus in die Halle.
     »Was ist los?« erkundigte Marco sich.
     »Keine Ahnung. Das Flugzeug hat keinen Versuch unter­
    nommen zu landen, aber es war sehr niedrig, als es vorbei­ flog.«
     »Vielleicht jemand, der sich ein genaues Bild von der Land­ schaft verschaffen wollte«, äußerte Marco seine Vermutung.
     »Genau, denn falls jemand sich auf der Straße nähern sollte, hätte man dem Betreffenden per Funk einen Lagebericht runterschicken können.«
     Marco schüttelte den Kopf. »Niemand kommt auf der Straße näher als bis auf dreißig Kilometer an dieses Haus heran, ohne daß wir davon in Kenntnis gesetzt werden. Glauben Sie mir.«
     »Ja, vielleicht bin ich übervorsichtig. Aber wen haben wir denn als Wächter aufgestellt?«
     »Da ist erst einmal der Hausmeister, Guido. Ich habe ihn am Tor postiert, und dann sind da die beiden Schafhirten, die Tognolis, Franco und Vito. Sie haben beide schon Mordaufträ­ ge ausgeführt. Es sind gute Männer.«
     »Hol sie hierher in den Garten und kümmere dich um alles Notwendige. Ich möchte nur ganz sichergehen.« Er lachte und legte eine Hand auf Marcos Schulter. »Das liegt vielleicht an meinem sizilianischen Blut.«
     Er kehrte ins Eßzimmer zurück, und Marco begab sich in die Küche, wo er Rosa, die Frau des Hausmeisters, antraf. Sie stand am Herd, während die Tognoli-Brüder an einem Tisch­ ende saßen und Eintopf löffelten.
     »Ihr könnt nachher weiteressen«, sagte er zu ihnen. »Jetzt geht raus in den Garten und haltet euch bereit. Signor Morgan macht sich Sorgen wegen des Flugzeugs, das gerade über uns hinweggeflogen ist.«
     »Zu Befehl«, sagte Franco Tognoli, wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und nahm die Lupara von der Rücken­ lehne seines Stuhls. Es war eine abgesägte Schrotflinte, seit undenklichen Zeiten die traditionelle Waffe der Mafia. »Komm mit«, sagte er zu seinem Bruder, »wir müssen an die Arbeit.« Und sie gingen hinaus.
     Marco griff nach einem Glas Rotwein, das auf dem Tisch stand. »Du mußt das Essen selbst servieren, Rosa«, entschied er und leerte das Glas in einem Zug. Dann holte er die Beretta aus dem Schulterhalfter und überprüfte sie, während er die Küche verließ.

    Die Stille war außergewöhnlich. Dillon verspürte kein sonder­ lich erhebendes Gefühl. Es war eine seltsame schwarzweiße Welt im Mondlicht. Sie glich einer dieser Welten im Traum, in dem man sich vorstellte, man würde fliegen und die Zeit stillstehen. Plötzlich raste ihm der Erdboden entgegen, und er prallte mit einem dumpfen Laut auf und rollte durch hohes Weidegras.
     Er lag einen Moment lang still im Gras, um wieder zu Atem zu kommen. Dann betätigte er den Schnellverschluß und wand sich aus den Fallschirmgurten. Das Bauernhaus stand zweihun­ dert Meter links von ihm hinter einem Olivenhain auf einer leichten Anhöhe. Er sprintete los, bis er den Hain erreichte, tauchte in den Schutz der Bäume auf der anderen Seite ein und gelangte bis zu einem Punkt, ungefähr fünfundsiebzig Meter von der bröckeligen weißen Mauer des Bauernhauses entfernt.
     Er richtete das Nachtglas auf das Tor, das offenstand, und sah Guido, den Hausmeister, dort stehen. Er trug eine Leinenkappe und eine Jagdjacke. Eine abgesägte Schrotflinte hing über seiner Schulter, aber trotzdem stellte er nicht das Problem dar. Das Problem war die große altmodische Glocke, die über dem Tor hing und von der ein Seil herabbaumelte. Man brauchte nur ein einziges Mal an diesem Seil zu ziehen, und schon wären alle im Bauernhaus wach und auf den Beinen.
     Zu seiner Rechten befand sich ein Spalt im Erdreich. Es war ein gut über einen halben Meter tiefer Graben, der bis zur Mauer verlief. Dillon kroch vorsichtig hindurch und erreichte schließlich die Mauer. An dieser Stelle war das Gras hoch und dicht. Er nahm die schallgedämpfte Maschinenpistole von der Schulter und schob sich leise an der Mauer entlang. Er hielt sich, so gut es ging, im Gras, doch es wurde völlig flach, als er noch zwanzig Meter vom Tor entfernt war.
     Guido wandte Dillon den Rücken zu. Er rauchte eine Zigaret­ te und blickte zu den Sternen hinauf. Dillon erhob sich und startete. Er befand sich jetzt außerhalb jeglicher Deckung. Als

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