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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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meine. Also, dann mal los zu Scotland Yard, und sehen Sie zu, was Sie herausbekommen können. Ich rede unterdessen mit dem Premierminister. Im Moment dürfte zwar ein Telefonanruf genügen, aber ich denke, er sollte lieber früher als später erfahren, was im Gange ist.«

    »Sie können sich jetzt anziehen, Sean«, sagte Bellamy zu ihm. »Ich erwarte Sie in meinem Büro.«
     Dillon rutschte von der Liege herab, auf welcher der Arzt ihn untersucht hatte. Seine Muskeln waren geschrumpft, unter seinen Augen lagen dunkle Ränder, die aussahen wie Bluter­ güsse. Als er über die Schulter blickte, konnte er im Spiegel den grellroten dicken Wulst der Narben sehen, die von den beiden Operationen herrührten, die ihm das Leben gerettet hatten.
     Langsam zog er sich an. Er fühlte sich unendlich schwach, und als er in sein Jackett schlüpfte, erschien ihm die Walther, die sich in einer Spezialtasche befand, bleischwer. Er ging hinaus und in Bellamys Büro.
     »Wie fühlen Sie sich im großen und ganzen?«
     Dillon setzte sich schwerfällig. »Verdammt mies. Schwach, ohne Energie, und dann sind da auch noch die Schmerzen.« Er schüttelte den Kopf. »Wie lange wird das noch dauern?«
     »Es braucht seine Zeit«, erwiderte Bellamy. »Sie hat Ihre Wirbelsäule gestreift und Magen, Nieren und Blase beschädigt. Haben Sie überhaupt eine Vorstellung, wie nahe Sie dem Tod waren?«
     »Ich weiß, ich weiß«, sagte Dillon. »Aber was soll ich tun?«
     »Machen Sie Urlaub, und zwar lange, am besten irgendwo in der Sonne. Ferguson kümmert sich schon darum. Was die Schmerzen angeht …« Er schob ihm ein Tablettenfläschchen hin. »Ich habe Ihre Morphiumdosis auf zwanzig Milligramm erhöht.«
     »Vielen Dank, dann bin ich süchtig, ehe ich mich versehe.« Dillon stand langsam auf. »Ich mache mich dann mal auf den Weg. Ich sollte lieber gleich zu Ferguson gehen und es hinter mich bringen.«
     Während er zur Tür ging, sagte Bellamy: »Ich bin immer für Sie da, Sean.«

    Hannah, die in einer Stunde in Gatwick sein mußte, klärte die letzten Einzelheiten ihres Trips im Vorzimmer. Loch Dhu lag in einer Region namens Moidart an der Nordwestküste Schott­ lands nicht weit vom Meer entfernt. Das Gebiet umfaßte etwa
    120 Quadratmeilen Berge und Moorlandschaft, und es gab nur wenige Bewohner dort. Eines war ganz günstig. Fünf Meilen vom Loch Dhu entfernt befand sich ein verlassener Flugplatz namens Ardnamurchan, der während des Krieges von der RAF als Seerettungsbasis benutzt worden war. Er eignete sich hervorragend für den Lear. Für die 450 Meilen würde Hannah ungefähr anderthalb Stunden brauchen. Danach brauchte sie eine Fahrgelegenheit zum Schloß. Sie suchte die Telefonnum­ mer des Pförtnerhauses heraus und rief Lady Rose an.
     Es meldete sich eine Frau mit einer robusten Stimme, aber nach einer Weile kam ihre Herrin an den Apparat. Deren Stimme klang anders, irgendwie müde und mit einem leichten Zittern darin. »Katherine Rose«, meldete sie sich.
     »Lady Rose? Ich wollte mich erkundigen, ob ich Sie im Auftrag eines Bekannten besuchen kann.« Sie erklärte den Grund für ihre Anfrage.
     »Aber natürlich, meine Liebe. Ich schicke meinen Gärtner, Angus, damit er Sie abholt. Ich freue mich auf Ihren Besuch. Übrigens, nennen Sie mich Lady Katherine. Das ist hier so
    üblich.«
     Hannah legte den Hörer auf und zog ihren Mantel an. Die Tür ging auf, und Dillon trat ein. Er sah jämmerlich aus, und ihr wurde das Herz schwer.
     »Hallo, Dillon, wie schön, Sie zu sehen.«
     »Das bezweifle ich, meine Liebe. Andererseits muß ich feststellen, daß Sie mal wieder so richtig zum Anbeißen aussehen. Ist der große Häuptling da?«
     »Er erwartet Sie. Hören Sie, ich muß mich beeilen, der Lear wartet in Gatwick auf mich. Ich muß nämlich schnellstens nach Schottland.«
     »Dann will ich Sie nicht länger aufhalten. Kommen Sie gut hin.« Er klopfte an Fergusons Tür und ging hinein.

    »Gott schütze alle Anwesenden«, sagte Dillon.
    Ferguson blickte auf. »Sie sehen schrecklich aus.«
    »Gott schütze auch dich, lautet eigentlich die Antwort dar­
    auf«, erklärte Dillon ihm. »Und da ich die Flasche Brandy sehe, bediene ich mich gleich selbst.«
     Er leerte sein Glas in einem Zug und zündete sich eine Ziga­ rette an. Ferguson wunderte sich. »Verdammt schlechte Angewohnheiten für einen kranken Mann.«
     »Reden wir nicht lange herum. Ziehen Sie mich aus dem Verkehr?«
     »Ich fürchte, ja. Ihre

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