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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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nicht mehr so kräftig wie früher.«
     Eine freundliche, ziemlich korpulente Frau Mitte Fünfzig kam mit Tee und Gebäck auf einem Tablett herein und stellte es auf einen Mahagonitisch. »Soll ich einschenken?« fragte sie. Genauso wie Angus sprach auch sie mit kräftigem Highlande­ rakzent.
     »Sie brauchen sich die Mühe nicht zu machen, Jean. Ich denke, Miß Bernstein kann sich gut selbst bedienen. Sie können gehen.«
     Jean lächelte, hob eine Stola hoch, die auf den Fußboden gerutscht war, und legte sie um die Schultern der alten Frau. Hannah schenkte den Tee ein.
     »Also«, sagte Lady Katherine, »Ihr Auftraggeber ist Brigadier Charles Ferguson. Das sagten Sie doch, nicht wahr?«
     »Ja. Er wollte wissen, ob vielleicht die Möglichkeit besteht, Ardnamurchan Lodge für die Jagd zu mieten. Ich habe bei Ihren Agenten in London angefragt, und man teilte mir mit, das große Haus sei vermietet.«
     »Das ist es tatsächlich, und zwar an einen arabischen Prinzen mit mehreren Kindern, die mich ständig besuchen. Er ist zu großzügig. Er schickt mir Speisen, die ich nicht essen kann, und Dom Perignon, den ich nicht trinken kann.«
     Hannah stellte ihre Teetasse auf einen Beistelltisch. »Ja, ich habe gehört, daß er noch für einen Monat hier wohnt und daß danach ein amerikanischer Gentleman einzieht.«
     »Richtig, ein Mr. Morgan. Geradezu unanständig reich. Ich habe sein Bild im Tatler gesehen, wie er mit Prinz Charles Polo spielt. Sein Anwalt kam herübergeflogen in einem Düsenjet, um mit mir zu verhandeln, genauso wie Sie. Er hat das Anwe­ sen für drei Monate gemietet.« Sie schien keinen Tee zu mögen. »In der silbernen Dose sind Zigaretten. Geben Sie mir eine, wenn Sie so freundlich wären, und bedienen Sie sich ruhig selbst.« Ihre Hand zitterte, als sie sich von ihrer Besuche­ rin Feuer geben ließ. »Das ist schon besser«, sagte sie, während sie inhalierte. »Das macht mir die Brust frei. Egal, kommen wir zum Grund Ihres Besuchs. Ardnamurchan Lodge ist frei und ein ideales Jagdquartier. Rotwild, Moorhühner im nächsten Monat, und man kann ausgiebig angeln. Die Lodge verfügt über zwei Bäder, fünf Schlafzimmer. Ich könnte auch für Personal sorgen.«
     »Das ist nicht nötig. Der Brigadier hat einen Diener, der auch als Koch tätig ist.«
     »Das ist ja sehr günstig. Kommen Sie ebenfalls mit?«
     »Zumindest für einige Zeit.«
     »Der Brigadier ist wahrscheinlich genauso reich wie dieser Amerikaner, wenn er ein Privatflugzeug hat und so weiter. Was macht er denn so?«
     »Verschiedenes in der internationalen Szene.« Hannah redete schnell weiter. »Ich habe Ihrem Gärtner erzählt, wie aufregend ich es finde, hier zu sein. Von Loch Dhu hörte ich zum ersten Mal von meinem Großvater mütterlicherseits, als ich noch ein kleines Mädchen war. Er war Armeeoffizier während des Zweiten Weltkriegs und gehörte zum Stab von Lord Mountbat­ ten im Fernen Osten.« Sie improvisierte aus dem Stegreif. »Gort lautete sein Name, Colonel Edward Gort. Vielleicht hat
    Ihr Bruder ihn mal erwähnt.«
     »Ich fürchte, nein, meine Liebe. Sehen Sie, lan war 1944 in Indien in ein furchtbares Flugzeugunglück verwickelt. Er wurde gerettet von seinem mutigen Burschen Jack Tanner, der mit ihm auf dem Gut aufgewachsen ist. Mein Bruder hat über Jahre immer wieder im Krankenhaus gelegen. Wegen seiner Hirnverletzung. Davon hat er sich nie mehr erholt. Er redete nicht über den Krieg. Um ganz ehrlich zu sein, der arme Kerl hat überhaupt nicht mehr viel geredet. Er war nicht mehr fähig dazu.«
     »Wie tragisch«, sagte Hannah. »Das hat mein Großvater nie erwähnt. Ich glaube, das letzte Mal hat er ihn in China gese­ hen.«
     »Das muß dann vor dem Flugzeugabsturz gewesen sein.«
     Hannah stand auf und goß sich Tee ein. »Kann ich Ihnen noch etwas geben?«
     »Eine Zigarette, meine Liebe. Das ist mein einziges Laster, aber was macht das schon in meinem Alter!«
     Hannah erfüllte ihr die Bitte und ging dann zur Terrassentür und schaute hinüber zum großen Haus, das in einiger Entfer­ nung stand. »Es sieht wunderschön aus, mit all seinen Türmen und Wehrgängen. Genauso habe ich es mir vorgestellt.« Sie wandte sich um. »Ich bin eine hoffnungslose Romantikerin. Es war diese Tradition mit dem Laird des Clans, die mich beson­ ders interessiert hat. Dudelsäcke und Kilts und all diese Dinge.« Sie kam von der Tür zurück. »Ach ja, da war auch noch etwas anderes, was ich so herrlich

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