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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Tätigkeit für uns war eigentlich nie richtig offiziell. Das macht das Ganze noch etwas schwieri­ ger.«
     »Ach, was soll’s, alle guten Dinge haben mal ein Ende.«
     Er bediente sich erneut von dem Brandy, und Ferguson sagte: »Normalerweise hätte es eine Pension gegeben, aber bei Ihnen geht das leider nicht.«
     Dillon lächelte. »Erinnern Sie sich noch an Michael Aroun, den Kerl, den ich einundneunzig in der Bretagne nach dem Downing-Street-Attentat zur Strecke gebracht habe? Er sollte doch zwei Millionen auf mein Nummernkonto überweisen und legte mich aufs Kreuz.«
     »Ich erinnere mich«, sagte Ferguson.
     »Ich habe seinen Safe ausgeräumt, ehe ich mich aus dem Staub machte. Alle möglichen Währungen, aber es kamen immerhin 600 000 Pfund zusammen. Ich werde schon zurecht­ kommen.« Er leerte sein Glas erneut. »Nun, mit Ihnen zusam­ menzuarbeiten, war eine einmalige Erfahrung, das muß ich zugeben; aber ich verschwinde lieber.«
     Während er die Hand auf die Türklinke legte, sagte Ferguson in förmlichem Ton: »Eine Sache noch, Dillon; ich nehme an, Sie führen die übliche Walther mit sich. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie die Waffe auf meinen Schreibtisch legten.«
     »Sie können mich mal, Brigadier«, sagte Sean Dillon und ging hinaus.

    Der Flug nach Moidart war ein Erlebnis. Er führte in 10 000 Meter Höhe über den englischen Lake District, dann kam Schottland mit dem Firth of Forth, den Grampian Mountains rechts davon, und schon bald tauchten die Inseln Eigg und Rhum und die Isle of Skye im Norden auf. Der Lear schwenkte nach Osten in Richtung der weiten, glänzenden Fläche des Loch Shiel, aber davor lagen der Wald, Loch Dhu Castle und das Loch selbst, schwarz und abweisend. Der Kopilot steuerte und deutete nach vorne, während sie in den Sinkflug übergin­ gen. Unter ihnen lag der Flugplatz mit zwei windschiefen Wellblechhütten, zwei Hangars und einem alten Kontrollturm.
     »Die Rollbahn von Ardnamurchan. Während des Krieges befand sich hier ein Stützpunkt für die Seenotrettung.«
     Er lag auf der anderen Seite des Lochs, dem Schloß gegen­
    über, und während sie zur Landung ansetzten, sah Hannah, wie
    ein uralter Kombiwagen näher kam. Der Lear rollte noch ein Stück, dann blieb er stehen. Beide Piloten, die zur RAF gehörten und abkommandiert waren, stiegen mit ihr aus, um sich die Beine zu vertreten. Der Skipper, ein Fliegerhauptmann Lacey, sagte: »Das ist ja hier am Arsch der Welt, Chief Inspector.«
     »Sie sollten sich lieber daran gewöhnen, Mr. Lacey. Ich habe den bösen Verdacht, daß wir noch mal hierherkommen«, sagte sie und ging zum Kombiwagen.
     Der Fahrer trug eine Tweedmütze und eine Tweedjacke. Er hatte ein rotgeflecktes Gesicht vom zu vielen Whisky trinken. »Angus, Miß; ihre Ladyschaft schickt mich, um Sie abzuho­ len.«
     »Ich heiße Bernstein«, sagte sie und setzte sich auf den Beifahrersitz. Während sie losfuhren, sagte sie: »Sie glauben gar nicht, wie aufregend ich es finde, hier zu sein.«
     »Wie kommt das, Miß?« fragte er.
     »Ach, mein Großvater kannte den alten Laird, Major Camp­
    bell, während des Zweiten Weltkriegs. Sie haben zusammen mit Lord Mountbatten im Fernen Osten gedient.«
     »Ach, davon weiß ich nichts, Miß. Ich bin erst 64, deshalb bin ich nur beim National Service gewesen, und das war 1948.«
     »Ich verstehe. Ich erinnere mich, daß mein Großvater erzähl­
    te, der Laird habe einen Burschen gehabt, der von diesem Gut stammte, einen Korporal Tanner. Kannten Sie ihn?«
     »Aber ja, Miß. Er war jahrelang Gutsverwalter. Besuchte dann seine Tochter in New York und starb dort. Es ist erst neulich passiert.«
     »Das ist schlimm.«
     »Der Tod trifft uns alle irgendwann«, erklärte er mit ernster Stimme.
     Es war wie eine Textzeile aus einem kitschigen Theaterstück, vor allem in diesem harten Highlanderakzent, und sie verfiel in

    Schweigen, während er den Kombiwagen durch das altertümli­ che Tor lenkte und neben dem Pförtnerhaus anhielt.

    Lady Katherine Rose war alt, und ihr verhutzeltes Gesicht wirkte müde. Sie saß in dem hohen Ohrensessel, eine warme Decke auf den Knien. Das Wohnzimmer, in dem sie Hannah empfing, war geschmackvoll möbliert. Die meisten Stücke waren offensichtlich antik. Im Kamin brannte ein Feuer, aber eine Terrassentür stand offen.
     »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, meine Liebe«, sagte sie zu Hannah. »Ich brauche die frische Luft, wissen Sie. Meine Brust ist

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