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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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zugs eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dem bronzenen Buddha, der in einer Ecke stand. Er aß eine Portion Tintenfisch und Gemüse mit einer sehr westlich anmutenden Speisegabel und ignorierte Dillon total.
     Hinter dem Tresen arbeitete eine Chinesin. Sie hatte sich eine Blume ins Haar geflochten und trug einen Cheongsam aus schwarzer Seide, bestickt mit einem roten Drachen, der genauso aussah wie das Exemplar draußen.
     »Es tut mir leid«, sagte sie in perfektem Englisch. »Wir haben gerade geschlossen.«
     »Und wie ist es mit einem schnellen Drink?« fragte Dillon.
    »Leider haben wir nur eine Lizenz für den Tischverzehr.«
     Sie war sehr schön mit ihrem schwarzen Haar und der hellen Haut, den dunklen, wachsamen Augen und den hohen Wan­ genknochen. Dillon verspürte den unwiderstehlichen Wunsch, die Hand auszustrecken und sie zu berühren. Mit einemmal schien der rote Drache auf ihrem dunklen Kleid lebendig zu werden, sich zu winden und zu krümmen, und Dillon schloß die Augen und hielt sich krampfhaft am Tresen fest.
     Einmal im Mittelmeer, während eines Taucheinsatzes für die Israelis, bei dem es darum ging, zwei Hochgeschwindigkeits­ boote der PLO lahmzulegen, mit denen nachts Terroristen nach Israel geschmuggelt worden waren, war ihm in 18 Meter Tiefe die Preßluft ausgegangen. Als er halbtot nach oben kam, hatte er das gleiche Gefühl wie in diesem Moment gehabt: nämlich als würde er von einem besonders dunklen Ort ans Licht emporsteigen.
     Der fette Mann hielt ihn mit überraschend kräftigem Griff fest und setzte ihn auf einen Stuhl. Dillon holte mehrmals tief Luft und lächelte. »Tut mir leid. Ich war längere Zeit krank und habe mir wahrscheinlich einen zu großen Spaziergang zugemu­ tet.«
     Der Gesichtsausdruck des fetten Mannes veränderte sich nicht, und die junge Frau sagte auf kantonesisch: »Ich kümme­ re mich schon darum, Onkel. Beende du deine Mahlzeit.«
     Dillon, der ziemlich gut kantonesisch sprach, hörte interes­
    siert zu, als der Mann erwiderte: »Meinst du, Nichte, sie werden noch kommen?«
     »Wer weiß? Sie sind die schlimmsten fremden Teufel, wie Eiter aus einer entzündeten Wunde. Dennoch, ich lasse die Tür noch für einige Zeit offen.« Sie lächelte Dillon an. »Bitte entschuldigen Sie, aber mein Onkel spricht kaum englisch.«
     »Es ist schon gut. Wenn ich mich nur noch für einen Moment ausruhen dürfte.«
     »Kaffee?« fragte die junge Frau. »Sehr schwarz und mit einem großen Brandy?«
     »Gott bewahre, der Brandy ist in Ordnung, aber haben Sie vielleicht auch eine Tasse Tee, meine Liebe? Damit wurde ich großgezogen.«
     »Das ist etwas, das wir gemeinsam haben.«
     Sie lächelte, ging hinter die Bar und stellte eine Flasche Brandy und ein Glas auf die Theke. In diesem Moment fuhr draußen ein Wagen vor. Sie hielt inne, dann huschte sie zum Ende der Bar und schaute aus dem Fenster.
     »Sie sind da, Onkel.«
     Die Tür wurde geöffnet, und vier Männer traten ein. Der Anführer war ungefähr einsachtzig groß und hatte ein hartes, grobknochiges Gesicht. Er trug einen Mantel, der sehr teuer aussah.
     Er lächelte freundlich. »Da wären wir wieder«, sagte er. »Habt ihr es?«
     Der Akzent deutete unverwechselbar auf Belfast hin. Die junge Frau sagte: »Sie vergeuden Ihre Zeit, Mr. McGuire, für Sie ist nichts da.«
     Zwei seiner Begleiter waren schwarz, der dritte war ein Albino mit derart hellen Wimpern, daß sie beinahe durchsich­ tig erschienen. Er sagte: »Mach uns keinen Ärger, Schätzchen, wir waren anständig zu euch. Einen Riesen in der Woche für so einen Laden? Ich würde meinen, daß ihr ganz gut wegkommt.«
     Sie schüttelte den Kopf. »Nicht einen Penny.«
     McGuire seufzte, nahm die Brandyflasche in die Hand und schleuderte sie in den Spiegel hinter der Bar. Glasscherben regneten herab. »Das war nur der Anfang. Und jetzt du, Terry.«
     Der Albino bewegte sich schnell. Seine rechte Hand fand den hohen Kragen des Seidenkleids, riß es bis zur Hüfte auf und entblößte dabei eine Brust. Er zog die junge Frau an sich heran und legte eine Hand auf das nackte Fleisch.
    »Sieh mal an, was haben wir denn da?«
     Der fette Mann war aufgesprungen, und Dillon beförderte mit einem Tritt einen Stuhl quer durch den Raum, um ihm den Weg zu versperren. »Halten Sie sich raus, Onkel, ich erledige das schon!« rief er ihm auf kantonesisch zu.
     Die vier Männer fuhren zu Dillon herum, und McGuire lächelte noch immer. »Was haben wir

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