Die Hongkong-Papiere
Wagen hervor, und Dillon rief auf irisch: »Da bist du ja, du Bengel. An deiner Stelle wäre ich etwas vorsichtiger.«
Er ging hinunter zum Ufer und sammelte seine Angel und den Korb ein. Als er sich zum Gehen wandte, tauchte Rory Munro zwischen den Bäumen auf. »Ich möchte wissen, weshalb Sie das für Fergus getan haben, wo Sie beide nicht gerade Freunde sind«, sagte er auf gälisch.
»Weil ich Morgan noch viel weniger leiden kann. Sicher, das mit dem Mädchen ist was anderes. Wenn Fergus sie noch einmal anrührt, breche ich ihm beide Arme.«
Rory lachte. »Aha, Sie sind wohl ein ganz harter Bursche, kleiner Mann, was?«
»Sie können es ja mal ausprobieren«, schlug Dillon ihm vor.
Rory studierte ihn einige Sekunden lang, dann erschien ein Lächeln in seinem Gesicht. »Vielleicht kommt der Zeitpunkt irgendwann«, sagte er, drehte sich um und verschwand zwischen den Bäumen.
Dillon saß in Ardnamurchan Lodge am Kamin und trank Tee, während er Ferguson und Hannah Bernstein die Ereignisse des Vormittags schilderte.
»Die Dinge kommen allmählich in Bewegung«, sagte Fergu
son.
»Sie hatten eine Menge Glück, daß Morgan rechtzeitig er schienen ist«, bemerkte Hannah. »Andernfalls könnten Sie jetzt im Krankenhaus liegen.«
»Ja, ein glücklicher Zufall«, pflichtete Ferguson ihr bei.
»Sie wissen ja, wie sehr ich an solche Zufälle glaube«, sagte Dillon.
Hannah runzelte die Stirn. »Sie denken, Morgan steckte hinter der Angelegenheit?«
»Sicher bin ich mir nicht, aber ich glaube, er hatte damit gerechnet. Deshalb ist er dort aufgekreuzt.«
»Durchaus möglich.« Ferguson nickte. »Was uns zu der Frage bringt, woher er wußte, daß Sie heute morgen angeln wollten.«
»Ich weiß. Das Leben ist ein einziges großes Geheimnis«, sagte Dillon. »Wie geht’s weiter?«
»Zeit zum Mittagessen, mein Junge. Ich dachte mir, wir statten Ardnamurchan Village einen Besuch ab und testen die Köstlichkeiten des örtlichen Pubs.«
»Ordinäres Restaurantessen, Brigadier? Sie?« staunte Han nah.
»Und Sie auch, Chief Inspector, obgleich ich kaum annehme, daß es koscher ist.«
»Ich erkundige mich«, sagte sie. »Ich glaube, dieser Angus arbeitet im Garten.« Sie öffnete die Terrassentür, ging hinaus und kam kurz darauf wieder zurück. »Er sagt, das Campbell Arms hat eine Küche. Dort gibt es Sheperd’s Pie und ähnliche Spezialitäten.«
»Also etwas Deftiges«, sagte Ferguson. »Wie schön. Dann sollten wir schnellstens aufbrechen.«
Morgan stand mit Asta an der Terrassentreppe, als Murdoch zu ihnen heraufkam. »Ich erhielt soeben einen Anruf von Angus.
Unsere Freunde speisen im Campbell Arms zu Mittag.«
»Tatsächlich?« sagte Morgan.
»Es könnte durchaus interessant werden. Übermorgen finden hier das Dorffest und die Highland Games statt. Mit Kessel flickern, Pferdehändlern und so weiter. Die Munros sind wahrscheinlich auch dort.«
»Was Sie nicht sagen.« Morgan lächelte und wandte sich an Asta. »Das dürfen wir doch nicht versäumen, oder?« Er erhob seine Stimme. »Marco!« rief er. Russo erschien in der Terras sentür. »Holen Sie den Kombiwagen. Wir wollen auf einen Drink ins Dorf, und Sie fahren. Ich habe das Gefühl, als könnten wir Sie brauchen.«
Das Campbell Arms war ein sehr altes, graues Granitgebäude mit einem frisch gestrichenen Schild über der Tür. Dillon parkte auf der anderen Straßenseite. Sie mußten einen Moment warten, ehe sie die Straße überqueren konnten, weil ein junger Zigeuner auf einem ungesattelten Pferd vorbeiritt und drei andere Tiere hinter sich herzog. An der Wand hing ein Plakat, das auf die Ardnamurchan Fair and Games hinwies.
»Das scheint ja ganz lustig zu werden«, sagte Ferguson, öffnete die Tür und trat als erster ein.
Sie kamen in eine altmodische kleine Bar, wie sie früher den Frauen vorbehalten war. Der Raum war leer, aber durch eine weitere Tür gelangte man in einen großen Gastraum mit wuchtigen Deckenbalken. Es gab eine lange Bartheke mit einer Marmorplatte, dahinter unzählige Flaschen, die vor einem Wandspiegel aufgereiht waren. Im Kamin brannte ein Torffeu er. Außerdem gab es Tische, Stühle und einzelne Nischen mit hochlehnigen Holzbänken. Das Pub war mit etwa dreißig Gästen gut besucht. Die meisten davon waren Zigeuner, die offensichtlich zum Jahrmarktpersonal gehörten. Der Rest waren Gäste aus dem Ort, alte Männer mit Highlandmützen und in Schottentracht, so wie
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