Die Hongkong-Papiere
konnte, ging bereits die Tür auf, und Morgan erschien.
»Ich hatte mir schon Sorgen gemacht«, sagte er, während Dillon um den Wagen herumging und die Beifahrertür für Asta öffnete.
»Tut mir leid, Carl«, entschuldigte sie sich, während sie die Treppe hinaufstieg. »Aber wir hätten beinahe einen schlimmen Unfall gehabt.«
Sofort glitt ein besorgter Ausdruck über seine Miene. »Was ist denn passiert?«
»Die Bremsen des Kombiwagens haben versagt«, antwortete Dillon. »Der Behälter für die Bremsflüssigkeit hatte offenbar einen Riß, so daß sie ausgelaufen ist und die Hydraulik nicht mehr funktionierte. Der Wagen hat immerhin schon einige Jahre auf dem Buckel.«
»Dillon war wunderbar«, erzählte sie weiter. »Als wir den Berg hinunterrasten, fuhr er wie Nigel Mansell persönlich. Ich hatte wirklich geglaubt, es wäre aus mit uns.«
»Mein Gott!« Er legte schützend einen Arm um sie und drückte sie an sich. »Wie kann ich mich bei Ihnen dafür bedanken, Dillon?«
»Reiner Selbsterhaltungstrieb«, wiegelte Dillon ab. »Ich bemühe mich nun mal nach Kräften, am Leben zu bleiben, Mr. Morgan.«
»Ich gehe rein, Carl«, sagte Asta. »Ich bin müde und möchte so schnell wie möglich ins Bett.«
Sie verschwand im Haus, und Morgan begleitete Dillon zum Range Rover. »Noch einmal vielen Dank«, sagte er, während Dillon einstieg. »Sieht man Sie morgen auf dem Jahrmarkt?«
»Ich denke, doch.«
»Gut, dann bis morgen.« Er ging ebenfalls ins Haus und schloß die Tür.
»Darauf freue ich mich jetzt schon, du Schweinehund«, murmelte Dillon mit zusammengebissenen Zähnen, während er den Motor anließ und die Auffahrt hinunterkurvte.
11
Der folgende Tag war ein regionaler kirchlicher Feiertag. In Ardnamurchan Village wimmelte es von Menschen aus der näheren Umgebung und anderen, die viele Meilen gefahren waren, um den Jahrmarkt zu besuchen und an den Wettkämp fen teilzunehmen. Und da waren die Kesselflicker und die Zigeuner mit ihrem Pony- und Pferdehandel. Ferguson, Dillon und Hannah trafen kurz vor dem Mittagessen ein, parkten den Range Rover in der Nähe der Kirche und gingen hinunter ins Campbell Arms.
»Erst einen kleinen Schnaps, und dann hinein ins Jahrmarkt vergnügen«, sagte Ferguson.
»Zehn Minuten vor Mittag, Brigadier«, erinnerte Hannah ihn. »Das gilt noch als Frühschoppen.«
»Wenn der Schnaps mein Laster hätte werden sollen, Chief Inspector, dann wäre er es schon längst, genau gesagt seit dem Koreakrieg. Als blutjunger Subalternoffizier saß ich einge schneit im Graben, bei zwanzig Grad unter Null, während die Chinesen in Horden angriffen. Nur der Rum hat mich auf den Beinen gehalten.« Er stieß die Tür auf und trat als erster ein. Das Lokal war überfüllt. Man konnte nirgendwo sitzen. Aber er drängte sich gutgelaunt bis zur Theke durch, wo Molly fieberhaft arbeitete, unterstützt von vier Frauen aus dem Ort.
»Guinness!« rief Ferguson. »Drei.« Er wandte sich zu Han
nah um. »Außerordentlich nahrhaft.«
Molly bediente sie selbst. »Möchten Sie etwas essen, Briga dier?«
»Das war doch mal was«, sagte er.
»Heute gibt es nichts Besonderes, heiße Pasteten aus Corn
wall.«
»Eine seltsame Vorstellung für Schottland, aber warum nicht? Für jeden eine.«
»Geht in Ordnung. Da wird gerade ein Tisch am Feuer frei. Machen Sie es sich bequem. Ich bringe Ihnen die Pasteten rüber.«
Sie hatte recht. Drei Männer erhoben sich in diesem Moment und entfernten sich, und Ferguson wühlte sich durch die Gästeschar, um die Plätze zu besetzen. Er ließ sich nieder und rieb sich die Hände. »Es geht nichts über einen Tag auf dem Land.«
»Meinen Sie nicht, daß wir etwas Wichtigeres zu erledigen haben, Sir?« fragte Hannah.
»Unsinn, Chief Inspector, jeder braucht ab und zu ein wenig Zerstreuung.«
Molly brachte das Guinness und drei riesengroße Pasteten. »Wenn Ihnen das nicht reicht, es gibt auch ein Erfrischungs zelt«, sagte sie, während Ferguson zahlte. »Oben auf dem Jahrmarkt.«
»Wir werden daran denken, meine Liebe.«
Ferguson nahm einen Schluck aus seinem Glas, dann probier
te er die Pastete. »Lieber Himmel, die ist ja köstlich.«
»Sehr schön, Sir«, sagte Hannah, »aber was geschieht nun?«
»Was soll denn geschehen, wenn es nach Ihnen ginge?« fragte Dillon sie.
»Keine Ahnung. Eigentlich weiß ich nur, daß Morgan sich ziemlich gründlich um Fergus gekümmert und
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