Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
wurde geschlagen. Marco blieb still im Ring stehen und ließ die Arme herabhängen. Aus irgendeinem Grund wurde die Menschenmenge plötzlich still. Grant ging in Boxstellung und tänzelte schnell auf seinen Gegner zu. Marco pendelte mit erstaunlichem Tempo zur Seite, drehte sich und schoß zwei gestochene Gerade gegen Tiger Grants Rippen ab. Die Treffer übertönten sogar den Lärm der Menge. Grants Kopf fuhr hoch, und Marco versetzte ihm einen Kinnhaken, der völlig ansatzlos geschlagen wurde und voll ins Schwarze traf. Grant kippte um wie ein Mehlsack und blieb reglos liegen. Ein Raunen ging durch das Publikum.
     Der kleine Mann kniete sich neben seinen Kämpfer und versuchte ihn wieder auf die Beine zu holen. Sein Sekundant half ihm dabei. Währenddessen tigerte Marco durch den Boxring wie ein nervöses Tier. »Mein Geld, wo ist mein Geld?« verlangte er, streifte den rechten Boxhandschuh ab und hob den kleinen Mann hoch. Dieser, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen, holte die Banknoten hastig aus der Tasche
    und stopfte sie dem Fremden in den linken Boxhandschuh.
    Marco stolzierte durch den Ring und schwenkte das Bankno­
    tenbündel über dem Kopf hin und her. »Sonst noch jemand?« fragte er.
     Laute Buhrufe und Pfiffe erklangen, während der kleine Mann und der Sekundant Grant aus dem Ring schafften. Dann rief eine Stimme: »Ich komme schon, du Schwein!« Rory Munro zog sich hoch in den Ring.
     Marco schob die Reservehandschuhe mit einem Fußtritt zu ihm hinüber, und Dillon sagte: »In einer Wirtshausschlägerei mag er sich ja ganz gut behaupten, aber das hier könnte sein Untergang sein.«
     Rory griff entschlossen an und steckte Marcos ersten Treffer tatsächlich ohne sichtbare Wirkung ein. Er kam sogar mit einem Schwinger durch, der auf der rechten Gesichtshälfte des Sizilianers landete. Marco täuschte an und verpaßte Rory einen Haken auf die Nieren. Aber Rory nahm auch diesen Treffer und landete einen zweiten Treffer auf Marcos rechter Wange, der die Haut aufplatzen ließ. Marco tänzelte zurück, berührte mit dem Handschuh seine Wange und sah das Blut. Nun funkelte nackte Wut in seinen Augen, als er mit gesenktem Kopf angriff und Rorys Brustkorb bearbeitete, ein Treffer, zwei, dann ein dritter.
     »Ehe er mit ihm fertig ist, hat er ihm ein paar Knochen gebro­ chen«, sagte Dillon.
     Ferguson nickte. »Und dieser dumme Junge wird nicht aufge­ ben.«
     Rory schwankte, hatte offensichtlich große Schmerzen, und Marco boxte ihm mehrmals ins Gesicht, wobei er den Kopf mit der anderen Hand im Nacken festhielt. Das Publikum prote­ stierte gegen diese Regelwidrigkeit, und Marco, dessen Wut sich nun auch gegen die Zuschauer richtete, trat zurück und nahm Maß für einen letzten Treffer, während Rory schwan­
    kend und unfähig, sich zu verteidigen, dastand.
    »O Gott, nein!« rief Hannah aus.
     Dillon schlüpfte zwischen den Ringseilen hindurch, schob sich zwischen Marco und Rory und hob vor dem Sizilianer beschwichtigend die Hand. »Er hat jetzt genug.«
     Er wandte sich um, half Rory beim Aufstehen und stützte ihn. Er brachte ihn in seine Ecke, zog ihm die Handschuhe aus und bugsierte ihn zwischen den Ringseilen hindurch in die Arme seines Vaters und anderer Helfer. »Wenn ich dreißig Jahre jünger wäre, dann würde ich diesen Bastard eigenhändig fertigmachen«, sagte Munro auf gälisch.
     »Aber das sind Sie nun mal nicht.«
     Dillon wandte sich um und sah sich Marco gegenüber, der die Hände in den Boxhandschuhen in die Hüften stützte und ihn herausfordernd musterte. »Willst du auch eine kleine Kostpro­ be, du irischer Hund?« fragte er auf italienisch.
     »Das läßt sich einrichten«, erwiderte Dillon in derselben Sprache.
     »Dann zieh die Handschuhe an.«
     »Wer braucht denn so was?« Dillon beförderte sie mit einem Tritt aus dem Ring. »Mit Handschuhen kann ich dir nicht richtig weh tun.«
     Er reizte ihn ganz bewußt, und Marco fiel darauf herein. »Es soll mir eine Freude sein.«
     »Nein, Dillon, nein!« warnte Asta entsetzt. »Er bringt Sie um!«
     Bewege dich wie Wasser, das hatte Yuan Tao ihn gelehrt. Völlig ruhig, total kontrolliert. Dies war kein normaler Box­ kampf mehr, und Marco unterlag einem schlimmen Irrtum.
     Der Sizilianer griff schnell an, holte aus und schlug zu. Dillon pendelte zur Seite, trat ihm von oben auf die linke Kniescheibe, wirbelte herum und boxte Marco in die Seite. Dabei drehte er die Faust, wie Yuan Tao es ihm gezeigt hatte.

Weitere Kostenlose Bücher