Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
ruhiger fort: »Anderseits ist es vielleicht besser so. Wir alle haben Fragen an ihn. Und ich freue mich bereits darauf, ihn dazu zu zwingen, sie uns zu beantworten.«
20
Selbst als die gruselige Kreatur ihn zu Boden warf, war sich Audriss nicht sicher, was er Falsches gesagt hatte.
Durch die Höhle hallten die hellen Schläge von Stahl auf Stein, erst ein Quietschen, dann das Brechen von gepanzerten Platten, das Krachen von Knochen unter unmenschlichen Fingern. Das Ding über ihm schlug um sich und umklammerte die Kehle des Kriegsfürsten mit zwei riesigen Händen. Audriss wusste sehr gut, dass allein die Magie seiner Rüstung ihn am Leben erhielt, doch trotz dieses Schutzes spürte er, wie seine Muskeln schmerzten und ihm allmählich die Luft ausging.
Dabei war ihm nicht einmal klar gewesen, dass dieses verfluchte Ding ihn angreifen würde! Die vollkommen missgestalteten Gliedmaßen, die sich in allen möglichen, kaum vorstellbaren Windungen krümmten … Es war nicht zu erkennen, wohin die Kreaturen sich bewegten. Mit so etwas wie ihnen hatte Audriss in seinem ganzen Leben noch nicht zu tun gehabt, mit Lebewesen, die scheinbar von einem blinden Gott zusammengebastelt worden waren, der Menschen offenbar nur vom Hörensagen kannte.
Obwohl seine Instinkte ihn warnten, ließ Audriss die Handgelenke der Kreatur los. Im selben Moment verstärkte sich der Druck um seinen Hals, das Blut rauschte in seinen Ohren, und das Licht der Fackeln schien schwächer zu werden. Doch Audriss drehte sich in der Umklammerung der Kreatur um, immer weiter, verschob dabei ein klein wenig das schwere Gewicht, das ihn auf den Boden presste, bis …
Audriss brüllte heiser auf, als es ihm gelang, Kralle aus der Scheide zu ziehen und ihn immer wieder in das feste, unmenschliche Fleisch seines Angreifers zu rammen. Obwohl der Kreatur sämtliche Organe fehlten, die eine menschliche Brust beherbergte, entdeckte der Kholben Shiar dennoch etwas Lebenswichtiges, als er blindlings darin herumstocherte. Das ekelhafte Wesen erzitterte einmal und blieb dann regungslos liegen.
Mit einem weiteren Schrei, der aber eher wie ein ersticktes Grunzen klang, stieß Audriss den Kadaver von sich und schnappte dankbar nach Luft, als die Hände von seinem Hals glitten. Weit anmutiger, als seine Rüstung oder seine Verletzungen hätten vermuten lassen, rollte er sich auf die Füße, Kralle fest in der einen Hand, während er die andere zur Faust geballt hatte und dabei den grünen Ring auf seinem Finger entblößte.
Pekatherosh ließ ein widerliches grünes Licht durch die Höhle blitzen, und seine Macht glitt summend durch den Raum; wenigstens einen Moment lang ließen die beiden Parteien voneinander ab. Männer und Kobolde starrten sich über den Berg von Leichen hinweg an, der, wie Audriss entsetzt feststellte, fast ausschließlich aus seinen eigenen Soldaten bestand. Der Kobold, den er mit Kralle zur Strecke gebracht hatte, war einer von genau zwei Exemplaren dieses Ungeziefers, die in diesem Massaker gefallen waren.
Valescienn näherte sich von hinten. Er überragte den Kriegsfürst um mehr als einen Kopf, schien jedoch irgendwie in seinem Schatten zusammenzuschrumpfen. »Was zur Hölle habt Ihr ihnen gesagt?«, wollte er wissen.
Audriss beschloss, diese Unverschämtheit vorerst kommentarlos zu übergehen. »Ich habe ihnen Gold und Juwelen für ihre Mitarbeit angeboten.«
»Das ist alles?« Schließlich spürte Valescienn den finsteren Blick der Schlange selbst durch die Steinmaske hindurch. »Vielleicht mögen sie kein … kein Gold?«
»Ich weiß, dass man sie kaufen kann! Rebaine ist es auch gelungen. Er …«
Aber die Kobolde waren ganz offensichtlich nicht schwerhörig, ganz gleich, was man sonst von ihnen halten mochte.
»Es beleidigt ihn!«, zischte der Kobold, der ihm am nächsten stand, eine bucklige Kreatur mit einem Maul voller großer, zerbrochener Zähne. »Das Audriss beleidigt ihn, ja, mit Beleidigungen und Verdruss, und er wird ihm den Hals brechen, seinen Panzer aus Stein brechen, ja, und das süße Fleisch darin genießen.«
Audriss blinzelte, während er versuchte, die widerliche Sprache der Kobolde so zu übersetzen, dass er sie verstand. »Ich habe euch nicht beleidigt!«, erwiderte er schließlich. »Ich habe euch nur eine Bezahlung angeboten für …«
»Keine Bezahlung, nein!« Der Kobold spie die Worte förmlich hervor, während seine Brüder sich wütend hinter ihm zusammenscharten. »Das Audriss bietet, ja, will Dinge
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