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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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Arm nach Corvis’ Angriff von vor mehreren Monaten immer noch schmerzte, und seine Stimme hallte laut von den Mauern der Stadt wider.
    »Ich will mit eurem Oberbefehlshaber sprechen!«
    »Ich sollte selbst gehen«, erklärte Edmund, Herzog von Lutrinthus, dem älteren Mann vor ihm. »Das hier ist meine Provinz, demnach ist es meine Pflicht.«
    Edmund stand an der Schwelle zum etwas reiferen Alter und war keineswegs bereit, sie ohne Gegenwehr zu überschreiten. Der eitle Herzog hatte sich den Schädel beim ersten Anzeichen, dass sein Haar dünner wurde, kahl geschoren und trug stattdessen eine Perücke aus dichterem und schwärzerem Haar, als sein eigenes je gewesen war. Er probierte wie eine verzweifelte Kurtisane jedes neue Mittel gegen Falten und schlaffe Haut aus. Obendrein bestand er darauf, stets nach dem neuesten Stil gekleidet zu sein, bis auf heute, als er eine mit Gravuren versehene, reich verzierte Rüstung anlegte, die bis jetzt ausschließlich zu zeremoniellen Zwecken getragen worden war. Außerdem weigerte er sich schlichtweg, an Banketten anderer Adeliger teilzunehmen, ohne zuvor seine Kenntnisse der modernsten Tänze kurz aufgefrischt zu haben.
    All dies hätte ihn in den Augen seines derzeitigen Gefährten zu einem weibischen Snob machen können, den es keines zweiten Blickes zu würdigen lohnte, wäre Herzog Edmund nicht auch ein brillanter Verwalter, charismatischer Sprecher, gerissener Unterhändler und nicht zuletzt ein Mann gewesen, dem aufrichtig am Wohl seiner Untertanen gelegen war. Trotz seiner Egozentrik betrachteten alle Einwohner von Imphallion, sofern sie nicht gerade zum Hochadel zählten, sein Herzogtum als jene Gegend, in der man mit am besten leben konnte.
    Bedauerlicherweise war Herzog Edmond nur eines nicht, nämlich ein erfahrener Taktiker. Aus diesem Grund hatte er Lord Tyler engagiert; aber Tyler, der die letzten Flüchtlinge aus Orthessis eskortiert hatte, war aus dem Sattel geflogen, als sein Ross in ein Kaninchenloch getreten und gestürzt war. Der Ritter hatte sich dabei ein Bein gebrochen und mehrere Rippen angeknackst und war beim besten Willen nicht in der Verfassung, Pelapherons Verteidigung zu planen, geschweige denn, sie zu befehligen.
    Aus diesem Grund war ein anderer Mann vorgetreten, ein Bewohner der Provinz Lutrinthus und einfacher Großgrundbesitzer, der früher jedoch einmal um einiges bedeutender gewesen war. Als Nathaniel Espa, Held des Reiches, Ritter und ehemaliger Berater des Regenten, sich freiwillig angeboten hatte, das Kommando über die Verteidigungsarmee zu übernehmen, hatte Herzog Edmund ihm nur zu gerne die Zügel überlassen.
    Jedenfalls bis heute Nacht, als Nathaniel dem Herzog schlichtweg verbot, auch nur einen Fuß auf die Bastionen zu setzen.
    »Ihr habt mir das Kommando übertragen, Euer Gnaden«, erklärte er und rollte mit den Schultern, um die stählerne Brustplatte seiner Rüstung – wenn auch vergeblich – so zurechtzurücken, dass sie bequemer war. »Daher bin ich der Mann, mit dem Valescienn sprechen will. Ihr dagegen, Mylord, seid ein viel zu verlockendes Ziel. Es wäre verheerend für die Moral der Männer, wenn Ihr von einem Pfeil niedergestreckt würdet.«
    »Na, wundervoll. Stattdessen bittet Ihr mich also, das Leben des einzigen Mannes zu riskieren, der mit diesem Misthaufen auch nur annähernd so etwas wie einen Sieg erringen kann! Ist das strategisch in irgendeiner Weise klüger?«
    »Auf mich werden sie vermutlich eher nicht schießen. Außerdem bitte ich Euch nicht.«
    Edmund verdrehte die Augen zum Himmel. »Gib einem Mann ein bisschen Autorität, dann wirst du schon sehen, was er damit anstellt! Ihr wisst ganz genau, dass sie sehr wohl versuchen könnten, ein paar Schüsse auf denjenigen abzugeben, der ihnen die Nachricht übermittelt, die wir für sie vorbereitet haben!«
    Espa hob einen Handschuh. »Ich verstehe Eure Besorgnis, Euer Gnaden. Aber solange ich hier den Oberbefehl habe, treffe ich die Entscheidungen. Ihr habt selbstverständlich die Möglichkeit, mich dieses Kommandos zu entheben, aber ich glaube, keiner von uns beiden will, dass Ihr zu diesem Mittel greift.«
    Der Herzog seufzte und senkte den Blick traurig auf seine mit Stahlkappen verstärkten Stiefel. »Nein, das denke ich auch. Seid Ihr Euch denn wirklich sicher, was das angeht?«
    »Das bin ich.« Nathan zwang sich zu einem Lächeln und schlug dem Herzog mit der Hand auf die Schulter, wobei sein gepanzerter Handschuh laut auf den stählernen Kürass

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