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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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geben, die das Audriss nicht zu geben hat, nein, nicht haben und nicht nehmen darf! Das Mensch vergewaltigt den Leib der Erde, ja, den Stein und den Staub und die Wurzeln der Berge. Und von ihnen, vor allem von ihnen, nimmt es sich die Knochen, ja die Knochen aller von zuvor, ja, von den frühen Tagen! Und dann bietet es sie ihnen wieder an, ja, als Zahlung? Er, alle von ihm, werden das Fleisch und die Knochen aller Menschen fressen, ja, seine Knochen, wie es die Knochen der Alten aus dem Fels gestohlen hat, ja, aus der Erde! Er wird allen Menschen das Genick brechen, bis keiner, nein, kein einziger übrig ist und die Erde stumm, ja, stumm und friedlich ist und nicht mehr vergewaltigt wird.«
    Valescienn und Audriss starrten sich eine Weile an, während sie versuchten, aus dem schlau zu werden, was sie da eben gehört hatten. Ihnen war klar, dass ein falsches Wort, ja, selbst das richtige Wort im falschen Moment eine Katastrophe auslösen würde.
    *V ORFAHREN , IHR SCHWACHSINNIGEN A FF EN * , mischte sich schließlich Pekatherosh ein. *A LS IHR IHNEN G OLD UND E DELSTEINE A NGEBOTEN HABT , DA HABT IHR IHNEN LETZTLICH ETWAS HINGEHALTEN , DAS SIE FÜR D IE K NOCHEN IHRER V ORFAHREN HA LTEN , GERAUBT VON DER M ENSCHHEIT A US DEM LEBENDIGEN L EIB DER E RDE .* Audriss konnte fast spüren, wie der Dämon die Schultern zuckte. *S ICHER , FÜR MICH WÄRE DAS DURCHAUS EINE ANGEMESSENE G ABE , AB ER BEKANNTLICH LÄSST SICH ÜBER G ESCHMACK NICHT STREITEN .*
    »Wenn sie das wirklich glauben«, flüsterte Valescienn, den diese Vorstellung ziemlich zu irritieren schien, »was zur Hölle können wir ihnen dann noch anbieten?«
    Doch Audriss hatte hinter seiner Maske angefangen zu lächeln. »Dasselbe, was Rebaine ihnen damals angeboten hat. Die Möglichkeit, ganze Städte von ihren gestohlenen ›Knochen‹ zurückzubekommen und sich am Fleisch unzähliger Männer, ich meine Menschen, gütlich zu tun. Wohlan denn, mein Freund«, fuhr er fort und drehte sich zu der nach wie vor wütenden Kreatur herum. »Ich glaube, ich kann meine Beleidigung von vorhin vielleicht wiedergutmachen.«
    Die Sonne ging nur zögernd an der westlichen Mauer unter, während bereits der Mond und die Sterne am rasch dunkel werdenden Himmel zu sehen waren. Der Horizont, ein Mosaik aus Baumreihen und fernen Gebirgsketten, glühte orangefarben, als planten die Götter, ihr voriges Werk zu verbrennen und noch einmal von vorn zu beginnen.
    Es war ein besonders beeindruckender Sonnenuntergang, den dennoch keiner bemerkte. Kaum jemand blickte an diesem Abend von Pelapheron aus nach Westen, mit Ausnahme einiger weniger Wachsoldaten. Die Bürger, die wegen ihres Alters oder Gesundheitszustandes nicht in der Lage waren zu kämpfen, verbarrikadierten sich in ihren Häusern, verschlossen die Türen und klappten die Fensterläden zu. Viele weinten, etliche beteten, und alle warteten mit dem Gefühl zunehmender Verzweiflung.
    Was die Soldaten anging … Die Garnison der Edelleute, die Einheiten der Söldner, welche die Gilden geschickt hatten, und jeder Bewohner von Pelapheron, der in der Lage war, ein Schwert zu führen, ohne sich selbst oder seine Nebenleute dabei auszuweiden: Sie alle standen auf oder hinter der Ostmauer. Nervös befingerten sie ihre Waffen, gesegneten Amulette oder Glücksbringer von geliebten Menschen, während sie angestrengt in die wachsende Finsternis starrten.
    Aus den dunklen Schatten der Nacht ergoss sich eine andere Finsternis: eine krebsartige, flüssige Wesenheit, eine wogende Welle, die auf Pelapheron zurollte. Lagerfeuer glühten wie Glühwürmchen, und selbst aus der Entfernung ließen die dumpfen Schreie aus Abertausenden von Kehlen die Mauern der Verteidiger erbeben.
    Die Schlange war nach Pelapheron gekommen.
    Während die Streitkräfte sich eingruben und ihr Lager aufschlugen, trat ein Mann vor die Menge. Sein blondes Haar war kurz geschoren, und die Narben auf seinem Gesicht bildeten tiefe, dunkle Spalten auf seiner blassen Haut. Valescienn näherte sich dem Feind. Zwei seiner Soldaten folgten ihm mit einem Schritt Abstand. Der Mann links hinter ihm trug eine Lanze mit einer weißen Parlamentärflagge, die in der Nachtluft flatterte. Das dunkle Trio näherte sich der Stadt, bis es so dicht vor den Mauern stand, dass diejenigen, die darauf Wache hielten, die Ankömmlinge leicht erkennen konnten.
    Ein Meer aus feindseligen Blicken wogte über sie hinweg. Doch Audriss’ General verschränkte gelassen die Arme vor der Brust, obwohl ein

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