Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
seine dicken Felle in seinem eigenen Zelt zurückgelassen und war nur mit einer Bärenfellhose und einer leichten Tunika unter dem Brustpanzer zu dem Treffen erschienen.
»Warum hast du uns denn nun hergerufen?«, grollte der Südländer. »Du magst den Sinn dafür verloren haben, aber einige von uns wissen etwas Besseres mit ihrer karg bemessenen Freizeit anzufangen, als hier herumzusitzen.«
»Du meinst, euch zu besaufen und alles Mögliche zu zerschlagen?«, erkundigte sich Seilloah bissig.
»Du sagst das so, als wäre es etwas Schlechtes.«
»Ich habe euch deshalb hergebeten«, verkündete Losalis laut, »weil wir eine Entscheidung treffen müssen.« Er machte eine kurze Pause, um sich zu vergewissern, dass alle ihm aufmerksam zuhörten. »Vielmehr habe ich eine Entscheidung zu treffen und möchte eure Meinung dazu hören.
Wie euch zweifellos klar sein dürfte«, setzte er mit einem gefährlichen Blick auf Teagan hinzu, »oder wie euch klar sein sollte, falls ihr aufgepasst habt: Die Armee der Schlange lagert unmittelbar vor Pelapheron. Wir haben es mit einer gewaltigen Belagerung zu tun. Sie wird nicht lange andauern, angesichts der Möglichkeiten, die Audriss zur Verfügung stehen, aber sie wird es in sich haben.«
»Willst du damit andeuten, dass sich Audriss möglicherweise den Winter über hier eingräbt?«, erkundigte sich Ulfgai, der beiläufig mit einem schmalen Messer spielte.
»Das wäre zumindest logisch«, bestätigte Losalis. »Andererseits ist die kalte Jahreszeit bereits vor einiger Zeit angebrochen. Jeder Oberbefehlshaber, der auch nur halbwegs bei Verstand wäre, hätte sich schon vor Wochen ins Winterquartier zurückgezogen, und jede anständige Armee hätte sich geweigert, allein schon bis hierher vorzurücken.«
»Also«, schnaubte der Barbar verächtlich. »Was ihr hier so als Winter bezeichnet …«
»Wie auch immer er es macht«, fuhr Losalis fort, der sich nicht ablenken lassen wollte, »es gelingt Audriss jedenfalls, seine Truppen zu versorgen und sie in Bewegung zu halten.« Er neigte unmerklich den Kopf. »Es sei denn, jemand von euch wüsste einen Grund, weswegen er nicht weitermachen könnte?«
Seilloah zuckte mit den Schultern. »Losalis, ich schaffe es gerade mal, uns genügend Vorräte für den Winter zu beschaffen. Es ist sehr schwierig, Pflanzen blühen zu lassen und Tiere anzulocken, obwohl sie Winterschlaf halten wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Audriss das bei einer so großen Armee schafft, und da ich es nicht weiß, kann ich nicht einmal raten, ob er weitermachen kann oder nicht.«
Losalis nickte. »Das dachte ich mir schon. Also wird er vielleicht hier für den Winter Quartier aufschlagen oder aber weitermarschieren. Wie auch immer er sich entscheidet, wir müssen davon ausgehen, dass Pelapheron fallen wird, so wie all die anderen Städte. Es sei denn, wir mischen uns ein.«
Die schockierten Blicke, mit denen die Anwesenden einander musterten, bildeten ein Netzwerk von Ungläubigkeit. Sie folgten Audriss’ Armee nun schon mehr als einen Monat im Abstand von einem Tag und hatten nichts unternommen, außer die feindlichen Kundschafter zu jagen oder gelegentlich einen Nachzügler zu überfallen. Das waren Rebaines Befehle gewesen: Verfolgt sie, damit sie nie vergessen, dass der Feind ihnen auf den Fersen ist, aber provoziert sie nicht. Audriss sollte weiterhin glauben, dass Rebaines Armee keine echte Bedrohung darstellte, bis der geeignete Moment für einen entschlossenen Schlag gekommen war.
»Aber ist das wirklich der richtige Moment?«, erkundigte sich Teagan zögernd. »Du weißt ja, wie ungern ich die Rolle des Schwarzsehers übernehme, aber die Schlange hat so gut wie keine Männer verloren, als sie Orthessis eingenommen hat. Sie sind uns zahlenmäßig immer noch vier- oder fünffach überlegen.«
»Orthessis«, erinnerte Losalis sie, »war zum größten Teil verlassen und außerdem nicht zu verteidigen. Die Bewohner, die in der Stadt geblieben sind, hatten nicht den Hauch einer Chance, das wussten wir bereits. Pelapheron dagegen hat eine mächtige Mauer und eine vollbesetzte Garnison. Natürlich genügt das nicht, um Audriss aufzuhalten, aber es könnte ausreichen, um mit einem plötzlichen Angriff von hinten das Blatt zu wenden.«
Ellowaine nickte. »Eine Zange. Wir könnten die Angreifer zwischen uns und der Mauer festsetzen.«
»Das ist ziemlich genau das, was ich im Sinn hatte, ja.«
»Wenn du dich irrst, könnte uns das die gesamte Armee
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