Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
Ellowaine, du kommst ebenfalls mit. Irgendjemand muss mir den Rücken freihalten, und du bist dafür am besten geeignet. Immerhin hast du mir heute schon mal das Leben gerettet.« Corvis sah ihr absichtlich in die Augen. »Aber bis ich es sage und erst wenn ich etwas anderes sage, besteht deine Aufgabe ausschließlich darin, mir Audriss’ Schläger vom Hals zu halten. Die Schlange gehört mir.«
»Aber …«
»Schwör es mir, sonst suche ich mir jemand anderen.«
Sie gehorchte mürrisch und schwor.
Schließlich drehte sich Corvis zum letzten Mitglied der zusammengewürfelten kleinen Gruppe herum und lächelte traurig. »Davro, wie du ja bereits selbst gesagt hast, sind einige von uns nicht besonders unauffällig. Daher kann ich dich unmöglich mitnehmen.«
»Du siehst ja, wie enttäuscht ich darüber bin.«
»Es ist sehr gut möglich, dass ich nicht die Chance habe, es dir später noch zu sagen.« Der Oger war überrascht über die Ernsthaftigkeit in Corvis’ Stimme. »Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich dich zu dem hier gezwungen habe. Es tut mir leid, dass ich riskiert habe, das Leben zu zerstören, das du dir eingerichtet hast. Egal ob ich gewinne oder verliere, ob ich überlebe oder sterbe, dieser Kampf ist das Letzte, was ich von dir erbitte. Wenn er vorbei ist, entlasse ich dich aus jedem Schwur, ungeachtet des Resultates. Du bist frei.«
»Einfach so?«, erkundigte sich Davro argwöhnisch.
»Einfach so. Sobald wir hier fertig sind, kannst du nach Hause gehen. Für immer.«
Der Oger bemühte sich sichtlich, das strahlende Grinsen zu unterdrücken, das sein Gesicht nur noch länger wirken ließ. »Danke, Corvis«, erwiderte er schlicht.
*B EI DEN G ÖTTERN ! K ÖNNEN WIR LANGSAM GEH EN ? W ENN DAS HIER NOCH SCHMALZIGER WIRD , MUSS IC H KOTZEN . G LAUB MIR , DU MÖCHTEST KEINE HALB VERDAUTE N S EELEN SEHEN , U ND ERST DER G ESTA NK !*
»Also gut, gehen wir.«
Corvis schloss die Augen, um sich einen Augenblick lang zu konzentrieren, dann murmelte er leise einen einfachen Transformationszauber. Eine Woge von Macht strahlte von dem Dämon an seinem Handgelenk aus, der Zauber schwoll an, dehnte sich aus und wurde stärker. Er umhüllte ihn wie eine Phantomumarmung. Metall und Knochen schrumpften, veränderten sich, falteten sich zusammen, und dann stand Corvis Rebaine im Schnee, gekleidet in einen warmen Umhang, Pelze und dickes Leder. Spalter hing locker in seiner rechten Hand, und Khanda umschloss fest sein Handgelenk, aber jedes andere Detail seiner Kleidung hatte sich verändert. Nichts an diesem schlanken grauhaarigen Krieger unterschied ihn von all den anderen Söldnern, die ihre Blütezeit lange überschritten hatten.
»Lord Rebaine«, erklärte Losalis, »ich bringe das zwar nicht gern zur Sprache, aber wenn du nicht lebendig da herauskommst, wie werden wir dann alle bezahlt?«
»Ach, das.« Corvis lächelte. »Wenn ich es nicht schaffe, dann fragt Davro, er weiß alles über euer Honorar und wird sich darum kümmern.« Er ignorierte den wütenden Blick des einäugigen Giganten und umfasste Losalis’ Unterarm in Kriegermanier. »Glück und Kasseks Gunst seien mit dir, mein Freund.«
»Ebenso mit dir, Mylord.«
»Ladys? Gehen wir?« Dann setzten sie sich in Bewegung und stapften durch den knöcheltiefen, klebrigen Schnee davon.
»Mylord«, begann Ellowaine, »ich …«
»Ellowaine, ab sofort darfst du mich nicht mehr so nennen. Wir wollen doch keine Aufmerksamkeit erregen.«
»Bei deinem Namen können wir dich aber auch nicht nennen«, erklärte Seilloah.
»Ach, das wird dir auch schon klar?«, erkundigte Corvis sich gereizt. »Hättest du daran nicht auch in Kervone denken können, bevor du mich an diesen verdammten Wachsoldaten verraten hast?«
Seilloahs Blick war fast böse genug, um ein verlegenes Erröten zu kaschieren.
»Also gut.« Der Kriegsfürst zuckte mit den Schultern. »Nennt mich Cerris. An diesen Namen bin ich gewöhnt.«
»Also gut, Cerris«, sagte Ellowaine zögernd. »Dann sag mir, wie wir in eine belagerte Stadt hineinkommen sollen, ohne bemerkt zu werden.«
»Ganz einfach: Wir klettern auf einen Baum.«
»Aber natürlich«, konterte sie sarkastisch. »Wieso bin ich nicht selbst darauf gekommen? Seilloah, wie konnte ich das übersehen?«
Die Gefragte schüttelte nur den Kopf.
»Da drüben«, verkündete Corvis ausgelassen, nachdem er seine zunehmend verärgerten Gefährtinnen eine Stunde lang um den äußeren Rand der Schlacht herumgeführt hatte. »Der
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