Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
Weg zurück zu seinen Leuten hingefallen, aber nie auf das Gesicht. Also wann …?
Corvis riss die Augen so weit auf, dass Ellowaine herumfuhr, in der Erwartung, eine Horde Feinde zu sehen, die sich von hinten an sie herangeschlichen hatte. »Was ist? Lord, was hast du?«
Er ließ sich nicht anmerken, ob er sie gehört hatte.
Das konnte nicht sein! Oder doch?
»Khanda?«
*O H , DU LÄSST DICH ALSO ENDLICH DAZU HER AB , DICH DARAN ZU ERINNERN , DASS ICH NOCH DA BIN , JA ?*
»Lass stecken. Warum rot?«
*W IE BITTE ? U ND SIE BEHAUPTET , DIESE K OPFVERLETZUNG SEI NICHT ERNST ?*
Corvis stieß die Frage zwischen den Zähnen hervor. »Warum bist du rot?«
Irgendwie hatte er den Eindruck, der Dämon würde mit den Schultern zucken. *D AS IST DIE F ARBE DES S TEINES , IN DEM ICH EINGEKERKERT BIN . I N GEWISSER W EISE IST ES SEHR PASSEND . I CH …*
»Könntest du die Farbe ändern? Könntest du beschließen, zum Beispiel, sagen wir, grün zu sein?«
*G RÜN GEFÄLLT MIR NICHT .*
»Aber könntest du es tun?«
*S ELBSTVERSTÄNDLICH . W ARUM ? B IST DU ETWA DER M EINUNG , MEINE F ARBE PASST NICHT ZU DEINER G ARDEROBE ?*
Corvis schloss die Augen und atmete aus. Selbstverständlich …
»Die Dinge verändern sich. Manchmal, wenn man es will, und manchmal auch, obwohl man es nicht will. Aber sie verändern sich.« Das hatte er halluziniert, das hatte er zu sich selbst mit Tyannons Stimme gesagt. Ein Teil von ihm war offenbar bereits hinter die Lösung des Rätsels gekommen und wartete jetzt nur noch darauf, dass der Rest seines Gehirns folgte.
Sie steckten verdammt tief in der Klemme.
»Wir müssen Losalis und Seilloah finden!«, fuhr er die wirklich vollkommen verblüffte Ellowaine an. »Und zwar auf der Stelle!«
25
»Gar nicht mal schlecht«, gab Corvis zu. Sein Tonfall schwankte zwischen »beeindruckt« und »einigermaßen angewidert«. Er lenkte sein Pferd zur Seite und machte die staubige Straße frei, damit eine weitere Karawane, die Holz und Stein mit sich führte und nach Menschen- und Pferdeschweiß roch, vorbeiziehen konnte.
Tyannon hob die Hand vor die Augen, um sie vor der Sonne zu schützen, die blendend hell am Himmel stand, trotz der herbstlich kühlen Luft. Einige Atemzüge lang starrte sie nur die Mauern der Stadt an. Soweit sie sehen konnte, war es nur eine Stadt wie jede andere auch.
Weshalb sie schließlich sagte: »Es ist eine Mauer wie jede andere auch.«
»Genau das meine ich ja!« Corvis schien sich fast wie eine heißhungrige Katze auf diese Bemerkung zu stürzen. »Noch vor wenigen Monaten war diese Mauer nichts weiter als ein Haufen von Trümmern. Die Gebäude dahinter sahen auch nicht viel besser …« Er verstummte, als sie die Augen zusammenkniff und ihn scharf anblickte.
»Ich meine«, fuhr er dann rasch fort, fest entschlossen, das Gespräch von seinen früheren Aktivitäten abzulenken, »dass diese Stadt fast vollkommen normal aussieht. Die Bewohner haben sie bemerkenswert schnell wieder aufgebaut. Vielleicht hat Lorum nun doch endlich genug Rückgrat, um die Gilden im Griff zu behalten.«
»Bist du jemals auf die Idee gekommen, dass die Gilden diesen Wiederaufbau aus ihrer eigenen Kasse bezahlt haben könnten?«, erkundigte sie sich düster. Ihre Miene war immer noch finster und ihr Blick umwölkt. »Warum nimmst du an, dass sie nur deshalb etwas Nützliches tun, weil der Regent sie dazu zwingt?«
»Tyannon, weißt du zufällig, was das für eine Stadt ist?«
Erneut legte sie die Hand über die Augen, um die Gebäude zu betrachten. »Nein«, gab sie schließlich zu. »Das könnte ich nicht behaupten.«
»Genau das meine ich. Du bist die Tochter eines Adligen und sehr gebildet, und dennoch ist diese Stadt nicht groß genug, dass du auch nur ihren Namen kennen würdest. Wann haben die Gilden das letzte Mal freiwillig so viel Geld gespendet, das nicht in irgendein größeres wirtschaftliches Zentrum geflossen wäre?«
Tyannon murrte und wandte sich ab, nicht bereit, diesen Vorwurf zu akzeptieren, aber gleichzeitig unfähig, ihn zu widerlegen.
Die Sonne zog über ihren Köpfen langsam ihre Bahn, während sie im Schatten der Mauer warteten, bis der tägliche Verkehr nachließ, bevor sie selbst durch ein schmales Tor die Stadt betraten. Schließlich besiegte Tyannons Neugier ihren Zorn, und sie gab auf.
»Warum spielt das überhaupt eine Rolle für dich?«, fragte sie leise.
Corvis musste seinen Blick von den Stadttoren losreißen. »Ganz einfach«, erwiderte er gedehnt,
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