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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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um sich herum niedergedrückt zu sein schien, der Mann, der seine Waffe weggeworfen hatte, um sie vor Unbill zu bewahren, der Mann, der ganz offensichtlich nicht wusste, was er mit ihr anfangen sollte … Dieser Mann schien jemand ganz anderes zu sein. Jemand Besseres.
    Tyannon stellte fest, dass sie übermäßig neugierig war, endlich herauszufinden, wer der »echte« Corvis Rebaine war.
    Die Tür flog auf, als Corvis mit seiner Last in den Raum trat. Es klapperte laut, und der Kriegsfürst stöhnte vor Anstrengung, als er die Satteltaschen anhob und gegen die Wand stellte. Tyannon musterte ihn spöttisch, als er sich einen Moment aufrichtete und seinen Rücken massierte.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte sie hochmütig.
    »Hättest du mich das nicht fragen können, als ich noch unten an der Treppe war?«
    Tyannons Lippen zuckten. »Das hätte aber keinen so großen Spaß gemacht.«
    Corvis knurrte etwas Unverständliches und öffnete die Riemen der Satteltaschen. Es schien sich nur eine Ansammlung von billigen und verrosteten Werkzeugen darin zu befinden; aber Tyannon wusste, dass dies nur eine Illusion war, einer der Zaubersprüche, die Corvis wirken konnte, ohne die Hilfe dieses Dings, das um seinen Hals gehangen hatte. Mit einem weiteren Stöhnen kippte er die Satteltaschen um und verteilte den wahren Inhalt, eine Rüstung aus schwarzem Stahl und Knochen, die stark nach Öl roch, auf dem Boden.
    Tyannon konnte ein angewidertes Keuchen nicht unterdrücken.
    »Keine Angst, ich werde sie nicht anlegen«, versicherte er ihr rasch. »Ich wollte nur … Ich wollte nur, dass du es selbst siehst.«
    »Was?«
    Er antwortete nicht, jedenfalls nicht sofort. Stattdessen bückte sich Corvis, wühlte in dem Haufen von Rüstungsstücken herum und nahm zwei Teile heraus, die eindeutig nicht dazugehörten. Das eine war ein schwerer Foliant, dessen Ledereinband verbogen und verzogen war. Das andere war der rubinrote Anhänger an einer unauffälligen Silberkette.
    Er verzog das Gesicht, als würde er seine Hände in den Bau einer Schlange stecken, als er das Amulett packte. »Hallo, Khanda.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Niedlich. Komisch wie immer«, und dann sagte er: »Ich bin mir nicht sicher. Fast zwei Monate, vielleicht.«
    Natürlich konnte Tyannon den anderen Sprecher nicht hören, und sie hätte nur zu gerne den Anhänger gepackt und ihn aus dem Fenster geschleudert oder einfach bloß ihre Wut über seine Anwesenheit herausgeschrien. Sie tat jedoch nichts dergleichen, sondern sah lediglich zu und lauschte …
    Sie hätte schwören können, dass sie einen leisen, wütenden Schrei aus dem Rubin hörte, als der Stein und der uralte Kodex in einem roten Lichtblitz verschwanden.
    Corvis stand auf und straffte die Schultern. Irgendwie erschien es ihr, als sähe er auf einmal Jahre jünger aus als noch einige Momente zuvor. Sie war sich nicht ganz sicher, was sie da gesehen hatte, oder sie war möglicherweise auch nicht darauf vorbereitet, es zu glauben, jedenfalls trat Tyannon vor. Zögernd streckte sie einen Fuß aus, tippte auf die Stelle am Boden, wo eben noch das Buch gelegen hatte, und wagte es dann sogar, mit einem Finger in die Handfläche von Corvis’ Hand zu stupsen.
    »Sie sind verschwunden«, sagte er. Seine Stimme klang weicher, als sie sie jemals gehört hatte. »Für immer.«
    »Warum?«
    Errötete er tatsächlich, als er sich abwandte? »Weil ich weiß, dass du das so wolltest.«
    Tyannon dachte erneut über die beiden unterschiedlichen Männer nach, die sie als Corvis Rebaine kannte, und sie fragte sich, zum ersten Mal, ob sie es möglicherweise in der Hand hatte, endgültig zu entscheiden, wer von beiden der echte war.
    Nachdenklich erhob sich Khanda von seinem Thron, wobei sich die Muskeln unter seiner Haut mit unnatürlicher Anmut und Präzision bewegten. Als er zur Seite trat, erblickte Corvis die Oberfläche des Thrones, auf welchem der Mann saß, die Quelle dieses angestrengten Atmens. Obwohl der Kriegsfürst bereits alle Schrecken dieses höllischen Reiches gesehen hatte, verschlug es ihm den Atem. Der kristallene Thron war auf dem Sitz und der Lehne gepolstert, für Khandas Bequemlichkeit, und zwar mit einem Kissen, das aus den Gesichtern der Seelen in jenem Forst zusammengenäht war. Die plattgedrückten Münder keuchten verzweifelt, atmeten entsetzt und stöhnten stumm vor Qual. Tränen liefen aus den Winkeln der geblendeten, vor langer Zeit zerquetschten und ausgetrockneten Augen.
    Es wurde

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