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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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hatte, bevor er aufhören konnte.
    Er spuckte einen Mundvoll von diesem seltsamen wässrigen Blut aus, so dass es über Rheahs Gesicht spritzte. Dann erschlaffte Mithraems Miene, als er sich von seinem »hilflosen« Opfer zurückzog. Er hustete verzweifelt, würgte, versuchte diese unnatürliche Substanz, die er aufgenommen hatte, aus seinem System zu vertreiben. Das Blut oder vielmehr das, was einst Blut gewesen war, floss durch seinen Körper, durchdrang seine Knochen, flößte den toten und verfaulten Organen, die eigentlich tief in die Erde gehörten, Leben ein.
    Dann erreichte es sein Herz. Es war nur noch ganz wenig davon übrig, nur ein winziger Bruchteil von dem Blut, das verwandelt worden war. Aber in diesem Körper, der gar nicht hätte existieren sollen, reichte diese winzige Menge aus.
    Zum ersten Mal seit Generationen, zum ersten Mal, seit er wirklich gelebt, gegessen und geatmet hatte, wie Sterbliche es tun, schrie Mithraem. Es war kein drohender Schrei, dieses schrille Kreischen, nichts Räuberisches, kein Quell des Bösen. Es war ein Schrei, der von Furcht und Verzweiflung kündete, der letzte hilflose Schrei eines sterbenden Unsterblichen.
    Seilloah erhob sich von dem besudelten Boden. Ihr Kleid war vom Kragen bis zu den Knien blutdurchtränkt und klebte feucht an ihrer Haut. Dort, wo sie den Stock aus ihrem Bauch gerissen hatte, war der Stoff zerfetzt. Rosafarbene, zarte Haut, die bereits blau anlief, versiegelte die Wunde wie ein Flicken auf dem Rumpf eines sinkenden Schiffes. Aber es genügte, damit sie nicht verblutete, bis sie sich gründlicher um ihre Verletzung kümmern konnte.
    Ohne jedes Gefühl und Bedauern trat die Hexe um ihren angeschlagenen Feind herum und blickte sich im Raum um. Da. Seilloah hob Mithraems Schwert vom Boden und holte damit weit aus.
    Mithraem, Herr und Meister der Endlosen Legion, der Älteste seiner Art, hörte unvermittelt auf zu schreien. Sein Kopf landete auf dem Boden, allerdings nicht mit einem Knall, sondern mit einem nassen Klatschen. Verfaultes schwarzes Fleisch spritzte durch den Raum, begleitet vom Gestank nach einem Dutzend Leichname, die in der Sommersonne verrotteten. Nebel stieg aus dem verfaulenden Matsch auf, wurde jedoch von dem alles durchdringenden Holz im Blut daran gehindert, sich eine neue Hülle zu suchen, ein neues Leben. Ein einziges Schluchzen, Bote endloser Trauer und kindlicher Furcht, hallte durch den Raum. Dann versank der Nebel im Boden und war verschwunden.
    Eine schwere Hand legte sich von hinten auf Seilloahs Schulter. Erschreckt wirbelte sie herum, während sie Mithraems Schwert mit eher ungeschicktem Griff hob.
    »Verzeihung«, sagte Corvis.
    »Wenn wir nicht durch alle neun Höllen gegangen wären, um dich am Leben zu erhalten«, schnarrte Seilloah heftig keuchend, »würde ich ernsthaft erwägen, dir dieses Schwert in den Wanst zu rammen.«
    Langsam und bedächtig sah sich der Kriegsfürst um. Seine Miene verzog sich verwirrt, als er Nathaniel Espa in der Ecke liegen sah, und echte Besorgnis zeichnete sich darauf ab, als sein Blick auf die am Boden liegenden Gestalten von Ellowaine und Rheah fiel.
    »Mithraem«, beantwortete Seilloah seine unausgesprochene Frage. »Er ist weg. Und zwar für immer.«
    Corvis nickte. »Wie geht es den anderen?«
    »Espa und Ellowaine schweben nicht in unmittelbarer Gefahr, obwohl ihre Gliedmaßen vielleicht nie wieder richtig funktionieren werden. Aber ich kann nichts mehr für Rheah tun. Sie hat zu viel Blut verloren.«
    Behutsam kniete sich der Schrecken des Ostens neben die am Boden liegende Frau, die einst zu seinen gefährlichsten Widersachern gehört hatte. Eher zärtlich umfasste er ihre blutleere Hand mit seinem eisernen Handschuh.
    »Das … ist nicht gerade die Art und Weise, auf die ich … abtreten wollte«, flüsterte sie. Ihre Stimme war so leise, dass er sie kaum hören konnte. »Nur gut, dass … mit dem Zauber nichts … schiefging. Ich hätte … dir nicht … helfen können. War es denn … die Mühe wert?«
    »Ich habe mit Khanda gesprochen«, bestätigte Corvis. »Er wird uns beistehen. Ich werde deine Stadt retten, Rheah. Ich weiß nicht, ob dir mein Wort etwas bedeutet, aber ich werde es dir trotzdem geben.«
    Die Zauberin schüttelte sich einmal. »Solltest du dann nicht besser … damit anfangen?«
    »Rheah, wo ist der Schlüssel? Ich meine, der echte Schlüssel?«
    Die Zauberin lachte schwach. »Glaubst du wirklich, dass … ich schon im Delirium bin? Wir mögen vielleicht

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