Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
keinen der größten Helden der Stadt und des Reiches verspeist!«
»Er war sowieso zu nichts mehr nutze. Ich habe nun mal eine Riesenmenge Magie für die Heilung verbraucht. Du weißt genau, wie hungrig mich das macht.«
»Hm.« Er stieß die Tür auf.
Der Raum war noch genauso verwüstet wie zu dem Zeitpunkt, als er ihn verlassen hatte. Steine und Trümmer lagen auf dem Boden, wo sie hingefallen waren, als Audriss die Decke gesprengt hatte. Tische und Stühle waren umgekippt, andere standen an der Wand, damit man von dort aus über den Rand der Mauer blicken konnte, wieder andere bildeten eine Art Barrikade, falls irgendwelche Feinde den Raum stürmen sollten. Etliche Dutzend Augenpaare musterten Corvis über den Rand der Tische, als er eintrat.
Er unterdrückte ein Lächeln und setzte eine unbeteiligte Miene auf, als er die improvisierte Verteidigungsstellung betrachtete. Er ließ sich Zeit und erlaubte den vornehmen Repräsentanten der oberen Klassen, ihn zu mustern.
»Also gut«, sagte er dann. »Ich darf wohl sagen, dass eure Instinkte funktioniert haben. Allerdings hätten diese Barrikaden nicht einmal einen Stallburschen mit einer Mistgabel aufgehalten, ganz zu schweigen von einem Söldner. Die Kinder der Apokalypse hätten euch das Gebäude einfach nur unterm Hintern abgebrannt und die Seelen aus euren Leichen gesaugt.«
Salia erhob sich hinter der Barrikade. Sie umklammerte den Hammer so fest, dass ihre Finger zitterten. »Herzog Lorum?« Ihre Stimme brach.
»Tot. Und seine Schoßtierchen sind verschwunden.«
Der ganze Raum, einschließlich der Wände, so schien es zumindest, stieß ein erleichtertes Seufzen aus, und hinter den Tischen ertönten etliche Freudenschreie.
»Und Ihr?«, fragte die Priesterin der Göttin der Schmiede, deren Laune schlagartig wieder kalt und spröde geworden war. »Was habt Ihr jetzt vor?«
Corvis ging mit bedächtigen Schritten zum Rand des Tisches. Dann fuhr er herum und sah eine junge Adelige, die gelähmt vor Entsetzen zu ihm aufstarrte. Ihr Gewand war staubig, ihre Schminke längst von Tränen und Schweiß weggewaschen, und ihr kunstvoll geflochtener Zopf hatte sich aufgelöst.
Sie zuckte zusammen, als das Monster aus ihrer Kindheit ihr die Hand entgegenstreckte, dann blinzelte sie, als die Hand vor ihr in der Luft verharrte, mit der Handfläche nach oben.
Alle hielten die Luft an und sahen zu.
Die junge Frau musste allen Mut zusammennehmen, den sie besaß, aber schließlich legte sie ihre Hand zögernd in seine. Vollkommen mühelos half Corvis ihr auf die Füße.
»Ich bin hierhergekommen«, erklärte er den erstaunten Versammelten, »um Audriss aufzuhalten. Das ist mir gelungen. Damit sind unsere Geschäftsbeziehungen beendet.«
Während er sprach, ging Corvis weiter und half den verblüfften Mitgliedern des Hochkonzils vom Boden hoch, wo sie gelegen oder gehockt hatten. Er reichte dem einen die Hand, klopfte dem anderen auf die Schulter. Als die Leute alle zur Besinnung gekommen und aufgestanden waren, hatte der größte Albtraum ihres Lebens, der zugegebenermaßen nun vielleicht nur noch der zweitgrößte war, mehr als der Hälfte der hier Versammelten beim Aufstehen geholfen, und sie hatten die tröstliche Berührung menschlicher Haut verspürt.
»Audriss hat Baron Jassion vom Schlachtfeld entführt«, erklärte Corvis ihnen. »Ich nehme an, ihr werdet ihn im Verlies des Herzogs finden. Übrigens ein entzückender Ort. Ich hatte selbst kürzlich das Vergnügen, ihm einen Besuch abzustatten. Ich persönlich hätte nichts dagegen, wenn ihr ihn dort verhungern ließet, aber ihr werdet jede Hand brauchen, um eure Stadt wieder aufzubauen. Und eines muss man Jassion lassen, er ist ein ausgesprochen zielstrebiger Mann.«
Corvis machte Anstalten, nach dieser Erklärung einfach so zu gehen.
»Rebaine!«
Der Kriegsfürst sah die erschütterte, aber fest entschlossene Salia an. »Ja, Priesterin?«
»Was ist mit Euch? Was auch immer heute geschehen ist, Ihr seid nach wie vor für Eure Handlungen in den vergangenen Jahren verantwortlich. Sollen wir Euch einfach laufen lassen?«
»Salia«, sagte er leise, »ich bin kein junger Mann mehr. Meine Tage des Kämpfens sind vorbei, und zwar ab sofort, es sei denn natürlich, du zwingst mich dazu. Ich kann einfach hinausgehen, in Frieden, und wir werden nie wieder Schwierigkeiten miteinander haben. Oder aber du versuchst mich aufzuhalten.« Spalter klirrte, als Corvis die Hand auf die Streitaxt legte. »Wofür
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