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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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Glanz, blieb ansonsten jedoch wirkungslos.
    Corvis hatte vielleicht eine halbe Sekunde Zeit, darüber zu staunen, als Audriss ihm auch schon den Knauf der Waffe gegen den Kopf hämmerte.
    Die Welt wurde dunkler, Blitze zuckten vor seinen Augen, und der Boden schien sich zu neigen. Er hielt das Buch fester umklammert, spürte, wie sich das Pergament der Seiten unter seinen Fingern knüllte, noch während die Schlange erneut nach der Beute griff. Er zog einmal kräftig daran, ein scharfes Reißen ertönte, und das Buch war verschwunden.
    Ein heftiger Tritt prallte gegen seinen Brustkorb, und die Welt schien sich erneut zu drehen. Als er über den Boden rollte, hörte er ein zweites lautes Reißen und spürte, wie ihm der schwere purpurne Umhang, der bereits löchrig und zerfetzt war, vollkommen von den Schultern gerissen wurde.
    Er glitt über den Boden, drehte sich einmal um die eigene Achse, bis er rutschend zum Stehen kam, und fragte sich einen Moment lang, warum es so verflucht heiß geworden war.
    Trotz des pochenden Schmerzes in seinem Kopf zwang Corvis sich, die Augen zu öffnen.
    Alle Gebäude um sie herum waren von apokalyptischem Feuer umhüllt, und die gellenden Schreie des Drachen und der Spinne schwollen zu einem ohrenbetäubenden Crescendo an. Noch während Corvis hinsah, fiel Maukras reptilienhafter Schatten aus einer schier unmöglichen Höhe über sie und verdunkelte die Sonne.
    Vor ihm, ohne auf die drohende Gefahr hinter sich zu achten, stand Lorum mit dem Rücken zu dem brennenden Gebäude. In der rechten Hand hielt er Kralle und in der linken Selakrians Zauberbuch. Er lachte lauthals, ein Lachen bar jeder Menschlichkeit, ganz zu schweigen von geistiger Zurechnungsfähigkeit.
    Corvis konnte nichts dagegen tun. Sein Kopf schmerzte, Spalter lag weit außerhalb seiner Reichweite, und Audriss, der jetzt hochkonzentriert und zudem mit dem Kholben Shiar bewaffnet war, konnte mit Leichtigkeit jeden weiteren Angriff auf das Buch abwehren. Als dem Kriegsfürsten klar wurde, dass er so weit gekommen war, dass er so viel erlitten hatte, nur um jetzt zu scheitern, hinterließ das einen bitteren Geschmack in seinem Mund. Er empfand plötzlich einen beinahe überwältigenden Drang, einen letzten selbstmörderischen Angriff zu unternehmen, lieber jetzt zu sterben, als die Ergebnisse seines Scheiterns mit ansehen zu müssen.
    Dann, trotz des Sturms, trotz des Feuers, trotz der Schreie und trotz der Schmerzen, hätte Corvis schwören können, dass er das Lachen seiner Kinder hörte, das Flüstern seiner Frau, die ihm sagte, er solle leben. Er solle leben.
    Und gefälligst die Augen aufmachen.
    Er blickte zu Boden, vielleicht wegen dieses stummen Befehls, vielleicht auch nur aus Verzweiflung. Lange, so lange, bis es fast zu spät war, begriff sein Gehirn nicht, was seine Augen da sahen. Aber dann konnte Corvis Audriss’ Füße sehen, er konnte sie wirklich sehen.
    Er unterdrückte mit aller Kraft ein hysterisches Lachen. So leicht konnte es doch nicht sein! Es war ein Treppenwitz, ein Klischee, nichts, was jemals wirklich passierte! Dennoch … er lag da, genau da, wo er hingefallen war, nachdem Audriss ihn getreten hatte, genau da, wo Audriss jetzt stand.
    Arme und Knie schmerzten höllisch, aber Corvis kroch auf die Schlange zu, ignorierte das Feuer, ignorierte die Albträume, die sich über den gierigen Flammen erhoben. Audriss hob seine dämonische Waffe.
    »Wie ich sehe, hast du endlich gelernt, vor mir zu kriechen, du Wurm!«, brüllte er, um sich über das infernalische Fauchen und Knacken der Flammen hinweg verständlich zu machen.
    Corvis zwang sich, eine verzweifelte Miene aufzusetzen, und nickte, während er verstohlen beide Fäuste in das Objekt seiner Begierde krallte. »Ja, Audriss!«, rief er traurig. »Du hast gewonnen! Ich erbitte mir nur einen einzigen Gefallen von dir!«
    »Ach?«, erkundigte sich die Schlange mit geheuchelter Großmut. »Und was für ein Gefallen soll das sein?«
    Corvis grinste plötzlich, und Audriss’ Miene versteinerte.
    »Ich will meinen Umhang wiederhaben, du gieriger Mistkerl!«, brüllte der Schrecken des Ostens. Mit diesen Worten sprang Corvis auf, ohne auf den Schmerz zu achten, und riss dabei den mitgenommenen purpurfarbenen Umhang hoch, auf dem Audriss stand.
    Jetzt war es Audriss’ Welt, die kippte. Das Gebäude auf der anderen Straßenseite bog sich von ihm weg, und das laute Knistern und Fauchen in seinen Ohren sowie der stechende Geruch in seiner Nase sagten

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