Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
der Webergilde verwüsteten, die kaum dreihundert Meter entfernt war.
»Hast du wirklich gedacht, dass Rheah so leicht nachgeben würde?«
Die Schlange begann unvermittelt zu lachen.
»Sie hat mir einen falschen Schlüssel gegeben, stimmt’s?«
Statt erschüttert zu sein, wie Corvis gehofft hatte, lachte sein Feind nur und schüttelte den Kopf.
»Nun denn, bestelle ihr meinen Glückwunsch. Sie hat gerade Maukra und Mimgol auf ihre Stadt losgelassen, und zwar ohne die Möglichkeit, sie zu kontrollieren. Ich nehme nicht an, dass sie sich das so vorgestellt hat.«
»Sie können aufgehalten werden«, erklärte der Schrecken des Ostens grimmig.
»Selbstverständlich«, erwiderte Audriss höhnisch. »Sag, Rebaine, willst du mir jetzt vorschlagen, dass wir unsere Differenzen ignorieren und zum allgemeinen Nutzen zusammenarbeiten? Ich benutze das Buch, du den richtigen Schlüssel – ich nehme jedenfalls an, dass du den richtigen Schlüssel hast, sonst wärst du sicher schon meilenweit entfernt –, und dann halten wir beide gemeinsam diese Monster auf. Hattest du das im Sinn?«
»Ganz und gar nicht. Mein Vorschlag lautet: Ich töte dich, nehme das Buch und mache dann, was mir beliebt.«
Audriss wirkte nicht sonderlich besorgt. Ohne seinen kostbaren Khanda war Corvis Rebaine nur ein zweitklassiger Zauberlehrling. Das einzig Gefährliche an ihm war Spalter, aber selbst der Kholben Shiar stellte keine Bedrohung dar, wenn er damit nicht in die Nähe seines Feindes gelangte.
»Khanda«, sagte die Schlange gelassen, hob den Arm und deutete auf Corvis, »hol mir den richtigen Schlüssel und schaff ihn mir vom Hals. Wärst du so freundlich?«
Ein Glühen ging von dem silbernen Armband aus, eine Ansammlung von Macht, die möglicherweise das dämonische Äquivalent eines Mannes war, der einen tiefen Atemzug tat, bevor er zuschlug. Khanda sammelte seine Energien …
Dann, begleitet von einem Schrei, in dem sich blanke Wut und ungehemmter Hass mischten, einem Schrei, den Pekatherosh ausstieß und den nur Audriss hören konnte, verschwanden beide Dämonen ebenso wie das Armband und der Ring in einem Regen aus blutroten Funken.
»Hoppla«, entfuhr es Corvis nonchalant. »Ich wette, das war nicht geplant.« Dann griff er an, Spalter hoch erhoben.
Die Schlange war vollkommen überrumpelt und hatte nicht einmal die Chance zu reagieren. Die Streitaxt traf ihren Brustkorb und schleuderte sie zurück, wie eine Puppe, die Opfer des Wutanfalls eines verzogenen Kindes wird. Der verzauberte Stein hielt zwar dem ersten Schlag stand, aber es bildete sich ein Netz von Rissen darauf. Sie wussten beide aufgrund ihrer ersten Begegnung, dass die Rüstung der Schlange wenigstens einen Schlag des Kholben Shiar aushalten konnte.
Das hatte auch Corvis nicht vergessen. Er hatte seinen Widersacher mit diesem Angriff nicht töten, sondern nur vom Dach hinunterkatapultieren wollen, was ihm auch gelungen war.
Audriss landete mit lautem Krachen auf den Pflastersteinen. Teile der magischen Rüstung, die Spalter bereits angeknackst hatte, flogen durch die Luft, Bruchstücke, die sofort zu Staub verfielen. Der Getroffene lag betäubt da, alle viere von sich gestreckt.
Selakrians Zauberbuch lag an einer Hauswand auf der anderen Straßenseite. Es war aufgeschlagen, und die Seiten wurden von seinem Gewicht zerknickt. Mehrere Fenster in dem nahe gelegenen Gebäude zerbarsten, als Maukras Höllenfeuer, das der Ankunft des Drachens voranging, das andere Ende des Gebäudes in Flammen setzte und alles verzehrte, was sich darin befand.
Corvis blieb keine andere Möglichkeit, als ebenfalls vom Dach zu springen.
Er hatte unangenehm viel Zeit zum Nachdenken, während er dem Boden entgegenstürzte. Seine eigene Rüstung war zwar ebenfalls verzaubert, aber längst nicht so hart wie die von Audriss, und rein körperlich war er auch nicht mehr der Fitteste. Wenn er nur …
Boden.
Corvis rollte sich ab, so gut er konnte, trotzdem durchzuckte ein heftiger Schmerz sein Bein, das im nächsten Moment im Rhythmus seines schnell schlagenden Herzens zu pochen begann. Es klapperte, als er sich abrollte, und die Stacheln seiner Rüstung gruben sich in den Stein.
Schwer atmend und von Prellungen am ganzen Körper schwer gebeutelt, rappelte sich der Schrecken des Ostens auf. Er zuckte zusammen, als ein schmerzhafter Stich durch seinen Knöchel fuhr. Er war zwar nicht gebrochen, das merkte er, als er ihn vorsichtig belastete, aber übel gezerrt. In naher Zukunft würde er
Weitere Kostenlose Bücher