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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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nicht viel herumlaufen können.
    Ein gewaltiger Schatten fiel über ihn, ein vielbeiniger, tropfender Schatten, den eine grauenvolle Kreatur warf, die mehrere Häuserblocks entfernt war. Corvis reagierte, ignorierte seinen am Boden liegenden Feind, der im Moment die kleinere Bedrohung darstellte, und sprang vor. Nachdem er sich abgerollt hatte, kam er neben dem brennenden Gebäude wieder auf die Füße, Selakrians Zauberbuch in den Händen.
    Es sah nach nichts Besonderem aus, aber das hatte es nie getan. Es hatte einen abgegriffenen Ledereinband, der trocken und rissig war und in den vielleicht hundert Seiten sprödes Pergament eingebunden waren, die längst zu Staub zerfallen wären, wären sie nicht durch uralte Schutzzauber geschützt. Audriss war seit Jahrhunderten der erste Mensch, der dieses Buch wirklich benutzt hatte, und seine achtlose Behandlung hatte den alten, steifen Buchrücken bereits beschädigt. Deshalb war es, als er es verloren hatte, auch an jener Stelle aufgeschlagen gelandet, wo der Beschwörungszauber stand, der Armageddon auf Mecepheum losgelassen hatte.
    Man brauchte keinen Schlüssel, um die Notizen lesen zu können, die Selakrian neben jeden Zauber geschrieben hatte, nur für das Wirken der Sprüche benötigte man diese winzige, unschätzbar wertvolle Schriftrolle. Hastig überflog Corvis die Seite und spürte, wie sein Hals sich zusammenzog. Selakrian hatte tatsächlich eine Sicherung in die Große Beschwörung eingebaut, eine Bedingung, welche den Bann zusammenbrechen ließ und die Zwillinge des Grauens wieder in die tiefste Unterwelt zurücksandte. Aber bezog sich »Vernichtung der Quelle« nun auf den Bannwirker oder auf das Buch?
    Außerdem, bevor er sich dem widmete, musste er noch etwas anderes tun, etwas anderes finden. Hastig blätterte Corvis das Buch durch und überflog die Seiten. Selbst während die Schrecken näher kamen, als die Schreie der Sterbenden ihm schon in den Ohren gellten, in perverser Harmonie mit den durchdringenden, unterweltlichen Schreien von Maukra und Mimgol, blätterte er wie verrückt in dem Buch und suchte … suchte …
    Da war es, genau das, was er brauchte! Wenn er jetzt einfach …
    »Nein!«
    Die glatte Maske war verschwunden, die Rüstung in Stücke zerborsten, als Herzog Lorum Corvis von hinten ansprang und nach dem uralten Buch griff. Spalter wurde durch den Aufprall Corvis aus der Hand geschleudert und segelte funkenschlagend über die Pflastersteine.
    »Dieses Buch gehört mir, hast du das verstanden? Es gehört mir!« Ein Speichelfaden hing aus seinem Mundwinkel, das Haar klebte blutbeschmiert an seiner Wange, und seine Augen blickten vollkommen wahnsinnig.
    Wie gemeine Raufbolde in einer Schänke stürzten die beiden gefürchtetsten Männer von ganz Imphallion auf die Straße und rollten sich über die Steine. Die Fäuste flogen, und sie hackten mit gekrümmten Fingern nacheinander. Diesmal war Corvis im Vorteil, denn seine Rüstung war noch größtenteils intakt. Aber Audriss war vollkommen von Sinnen und ignorierte die mörderischen Schläge, mit denen Corvis ihn immer und immer wieder traf. Weder achtete er darauf, dass seine Nase blutete, noch darauf, dass seine Zähne auf dem Straßenpflaster landeten wie ein kleiner Hagelschauer.
    Erneut versuchte Audriss das Buch zu packen, änderte jedoch plötzlich die Taktik und rammte Corvis den Ellbogen gegen das Kinn. Der Schrecken des Ostens spürte, wie seine Zähne wie ein Fallgitter aufeinanderschlugen, und der Schmerz durchzuckte sein ganzes Gesicht. Er bemühte sich, die kurze Benommenheit abzuschütteln, aber die paar Sekunden genügten Audriss, um nach dem Dolch an seiner Seite zu greifen.
    Wäre Corvis auf der Höhe gewesen, hätte er das Handgelenk packen können, das den Dolch hielt, oder vielleicht Audriss von sich schleudern und seine eigene Waffe ziehen können. Aber er war zerschlagen, mitgenommen, erschöpft und längst nicht mehr so wendig wie früher. Das Einzige, was ihm blieb, als die schimmernde Klinge von Kralle sich hob, um zuzuschlagen, war daher, davonzukriechen wie eine hochgeschreckte Krabbe. Doch bevor er auch nur aufspringen konnte, griff Audriss ihn erneut an und stieß zu. Corvis wirbelte verzweifelt zur Seite.
    Die Götter seien gepriesen, es funktionierte! Eine der Stacheln auf seiner Schulter, eins von diesen albernen Ornamenten, prallte gegen Kralles Klinge und parierte den Hieb. Der Dolch glitt über den Stahl unter den Stacheln und verschrammte den schwarzen

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