Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
Vom Netzwerk:
nur wenig Licht und Wärme das dichte Blätterdach durchdrang. Die meisten der breitschultrigen Geschöpfe saßen an einem Feuer, lachten über derbe Scherze und ließen sich das leicht verbrannte Fleisch wilder Pferde schmecken, auf die sie am vergangenen Abend gestoßen waren. Einige von ihnen, die Pflichtbewussteren – oder vielleicht die Zurückhaltenderen – lehnten mit dem Rücken an Bäumen und putzten ihre Waffen mit Spucke und fleckigen Lappen.
    Und einige wenige standen selbst jetzt Wache, am helllichten Tag.
    »Cræosh! Setz dich zu mir ans Feuer!«
    Der angesprochene Ork saß neben einem Gebüsch, etwa sechs Meter von den anderen entfernt, wandte nun den Blick vom Wald ab und sah zum Stammesoberhaupt.
    »Ich halte Wache, Berrat.«
    »Sollen andere Wache halten. Komm her.«
    Widerstrebend richtete sich Cræosh auf. Zwar war er nur etwa einen Meter achtzig groß, reiner Durchschnitt bei seinem Volk, aber dafür an den Schultern fast einen Meter breit. Kleine rote Augen von fast weiblicher Schönheit schielten und blinzelten zwischen den Falten sumpfig-grüner Haut hervor, und das schneeweiße Haar bildete drei lange Schweife, was Cræosh sorgfältigen Anwendung von Schlamm und Feindesblut verdankte. Ein Schwert mit gezackter Klinge hing an seiner Seite; der ätzende Schweiß seiner Hände hatte dauerhafte Flecken auf dem Leder hinterlassen, das den Griff umhüllte. Über Kasack und Kniehose trug der Ork einen Brustharnisch, Beinschienen und Armbänder aus Metall, das von zahlreichen Schlachtfeldern stammte – er hatte es selbst geschmolzen und neu geschmiedet.
    Mit ruhigen, lässigen Schritten ging Cræosh zum Feuer, setzte sich auf den von Laub bedeckten Boden und schob zwei kleinere Orks beiseite. Sie warfen ihm böse Blicke zu, aber keiner von ihnen war tapfer – oder dumm – genug, sich zu beklagen. Mit einem gezwungenen Grinsen, das Berrat galt und gelbe, schartige Zähne zeigte, riss Cræosh ein Stück Pferdefleisch ab, kaute geräuschvoll und schenkte dem Saft, der ihm übers Kinn rann, keine Beachtung.
    Berrat grinste ebenfalls, nicht weniger gezwungen. Er war Oberhaupt seines Stammes und verfügte über Einfluss in Tarahk Trohm. Aber Cræosh galt als geeigneter Nachfolger, wenn Berrat einmal »zurücktreten« sollte. Der braunhäutige Ork war entschlossen, dem Rivalen noch für eine ganze Weile keine Gelegenheit zu geben, seinen Platz einzunehmen. Er hatte Cræosh nicht aus Kameradschaft zu sich ans Feuer gerufen, sondern um ihn im Auge zu behalten. Und um ihn zu ärgern. Das wussten sie beide, und die anderen wussten es ebenfalls – sie hatten bereits begonnen, darauf zu wetten, wer von den beiden den anderen als Erster herausforderte.
    An diesem Tag allerdings würde das nicht geschehen. Als Cræosh den großen Brocken Pferdefleisch für einen zweiten Bissen zum Mund hob, lief ein anderer Ork – mit schwarzer Haut und einem großen, vernarbten Loch dort, wo sich das linke Auge befunden hatte – aus den Schatten der Bäume. »Jemand kommt!«, rief er, noch bevor er das Lagerfeuer erreichte.
    Berrat und Cræosh waren sofort auf den Beinen. »Nimm vier«, wies das Stammesoberhaupt seinen Rivalen an. »Sieh nach. Ich folge dir, sobald diese Tölpel …« Er trat nach einem kleineren Ork, der seine Sachen Berrats Meinung nach zu langsam einsammelte. Etwas gab nach, und der Ork schrie schmerzerfüllt auf, aber anschließend beeilte er sich. »… zum Aufbruch bereit sind.«
    »Du, du, du … und du.« Cræosh gestikulierte mit dem dampfenden Pferdefleisch in der Hand. »Kommt mit.« Die von ihm Ausgewählten, unter ihnen der einäugige Späher Dækek, schlossen sich ihm an. Das Stück Fleisch klatschte zu Boden, und Cræosh begann mit einem Dauerlauf, den er und die anderen einen ganzen Tag und länger durchhalten konnten, wenn es sein musste.
    Das rhythmische Geräusch ihrer schweren Schritte hallte wie das Grollen eines Erdbebens durch den Wald. Die Orks donnerten an den Bäumen vorbei und sorgten dafür, dass kleine und nicht so kleine Tiere die Flucht ergriffen. Der Wald war auf ihrem Weg nach Süden lichter geworden, und die Schwefelberge, obgleich noch viele Meilen entfernt, dominierten den Horizont.
    »Da!«, rief Dækek, als das ihm verbliebene scharfe Auge den Fremden erspähte. Cræosh blinzelte, schielte noch etwas mehr als sonst und versuchte, Einzelheiten der Gestalt zu erkennen.
    »Das ist ein Gremlin!«, verkündete er voller Abscheu. »Wir sind so weit gelaufen, nur weil

Weitere Kostenlose Bücher