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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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geschrumpft war, zügelten die Ritter ihre Streitrösser. Einer von ihnen hob die Hand – der Anführer, vermutete Cræosh – und kam noch etwas näher. Der große Ork zuckte die Schultern, rückte die Riemen des Brustharnischs zurecht und trat einige Schritte vor.
    »Ork!«, rief der Mensch, und seiner lauten Stimme fiel es nicht schwer, die Distanz zu überbrücken. »Ich möchte mir dir reden.«
    »Du möchtest?«, erwiderte Cræosh in fast perfekter Menschensprache. »Sprichst du nicht schon mit mir?«
    Dækek und die anderen lachten. Von den Rittern kam ein Murmeln.
    Ihr Anführer beschloss offenbar, die spöttischen Worte einfach zu überhören. »Wenn ihr euch jetzt sofort ergebt, verspreche ich euch eine schnelle Befreiung von eurem elenden Leben!«, rief er.
    Cræosh hob die Brauen, was bei den Orks ungefähr dieselbe Bedeutung hatte wie bei den Menschen. »Ich mache dir einen Gegenvorschlag!«, rief er.
    »Ja?«
    »Warum kommst du nicht hierher und versuchst, uns zu töten? Dann schiebe ich dich deinem Pferd in den Arsch und gebe ihm anschließend Bohnen zu fressen.«
    Mit lautem Gebrüll, auf das selbst ein Oger stolz gewesen wäre, senkten die Menschen ihre Lanzen und griffen an.
    Dækek und die anderen schwärmten aus, und mit einem bedrohlichen Kratzen kamen ihre Waffen aus den Scheiden. Cræosh blieb einfach stehen, die Beine breit, die Arme leicht angewinkelt. Die Lanzen der Ritter waren recht dick und stabil, und das hielt Cræosh für eine gute Sache. Es gab da etwas, das er schon immer einmal hatte ausprobieren wollen …
    Wie erwartet hielt der Anführer direkt auf ihn zu. Immer näher kam er, und der Ork machte keine Anstalten auszuweichen. Langsam breitete sich ein tückisches Grinsen in seinem schmutzigen grünen Gesicht aus.
    Nur noch ein knapper Meter trennte die Lanze von der muskulösen Brust des Orks, als Cræosh schnell wie der Blitz zur Seite trat und … die Lanze ergriff.
    Selbst dem kräftigsten aller Menschen wäre dies unmöglich gewesen. Doch Cræosh und seine Artgenossen gehörten zum stärksten der Horden-Völker, von den riesigen Ogern einmal abgesehen, und ein bemitleidenswerter Mensch würde jetzt erfahren, was das bedeutete.
    Mit beiden Händen packte Cræosh den Schaft der Waffe und drückte ihn nach unten, wodurch sich die Spitze der Lanze in den Boden bohrte. Der verblüffte Ritter wurde vom Griff der Waffe, die er, wie es sich für einen ordentlichen Ritter gehörte, unter seine Schulter geklemmt hatte, nach oben gerissen.
    Für einen Moment schien die Zeit zu erstarren: der Ritter in seiner Rüstung, wie ein lebendes Banner am Lanzenschaft; der Ork, die dicken Muskeln an den Armen gespannt, in den Fäusten die Waffe des Menschen; und schließlich die Lanze selbst, nicht mehr gerade, sondern krumm. Aber natürlich konnte dieser zeitlose Moment nicht ewig dauern. Und etwas musste nachgeben, und zwar bald.
    Etwas gab nach. Mit einem kurzen Schrei fiel der Ritter vom Ende der Lanze zu Boden, wo er mit laut klappernder und klirrender Rüstung landete.
    Cræosh ließ die Lanze los, die im Boden stecken blieb und wie ein irrer Setzling schwankte. Mit ruhigen Schritten ging er zu dem im Schmutz liegenden Krieger.
    »Wie …?«, begann der Mensch und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Zum Aufstehen fehlte ihm die Kraft. »Das … das ist doch nicht möglich!«
    »Du scheinst Probleme mit dem Atmen zu haben«, bemerkte Cræosh. »Brauchst du Hilfe?«
    Das Gesicht des Ritters – es war sichtbar, weil sich das Visier beim Sturz geöffnet hatte – verwandelte sich in eine Fratze des Entsetzens, als der Fuß des Orks herunterkam und ihm dicht unter dem Helm die Luftröhre zermalmte.
    Sie werden jedes Jahr jünger, dachte Cræosh und warf einen kurzen Blick ins Gesicht des Menschen. Welche Ehre liegt darin, Kinder zu töten? Dann zuckte er die Schultern und drehte sich zu den anderen um. Bei so jungen Menschen war das Fleisch wenigstens zart …
    Er knurrte, und die Gedanken an Essen verließen ihn. Dækek kam gut zurecht und hatte mit den Spitzen seines Morgensterns bereits mehrere Löcher in die Rüstung seines Gegners geschlagen. Doch die anderen Orks hatten es mit ebenbürtigen Widersachern zu tun, und Cræosh beobachtete, wie einer von ihnen unter dem Schwerthieb eines Menschen zu Boden ging.
    Mit einem donnernden Schrei griff Cræosh an, den Kopf gesenkt und die Schultern nach vorn geschoben. Der Ritter versuchte, die schwere Klinge aus der Leiche seines Gegners zu

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