Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
»Selbst wenn es den Schrecklichen gelang, die Menschen aufzuhalten … Inzwischen sind sie längst fort.«
Daraufhin schüttelte der Gremlin den Kopf, und zwar mit großem Nachdruck. »Das glaube ich nicht, Sir. Weißt du, ich bin nicht der einzige Gremlin, der weggelaufen ist. Wir sind ziemlich schlau, wir Gremlins, wenn es darum geht … Nun, einige der schwerbewaffneten Menschen waren über kleinere Pässe gekommen, die sie besetzt hatten. Ich war weiter vorn … Wenn die Ritter sahen, in welche Richtung ich mich wandte, suchen sie mich vielleicht noch immer. Die Vorstellung, dass ich entkommen und von ihnen berichten könnte, würde ihnen bestimmt nicht sonderlich gefallen.«
Cræosh spitzte die Ohren. »Ritter?« Das bedeutete Männer, die das eine Ende des Schwerts vom anderen unterscheiden konnten. Und Vater wusste, wie sehr er sich eine Herausforderung wünschte!
»Du.« Cræosh zeigte auf einen der Orks. »Bring diesen Gremlin zu Berrat. Bitte ihn, sich auf den Weg zu machen. Wir anderen begeben uns auf die Suche nach den Menschen.«
Es lief auf einen klaren Affront Berrat gegenüber hinaus, und das wussten sie alle. Wenn der Kampf schlecht verlief, war das Stammesoberhaupt nicht so weit entfernt, dass es nicht eingreifen und sie heraushauen konnte. Aber wenn sie siegten, war alles so schnell vorbei, dass er nicht rechtzeitig zur Stelle sein konnte. So oder so, er würde nichts vom Ruhm abbekommen.
Ebenso wenig wie der »Freiwillige«, den Cræosh zu Berrat schickte.
»Warum muss ich zurück?«, klagte der Betreffende. »Soll Dækek gehen. Er ist schneller.«
»Ja, das ist er. Und genau deshalb will ich ihn bei mir haben.«
Der Freiwillige knurrte. »Ich erinnere mich nicht daran, wann wir dich zu unserem Anführer gemacht haben! Ich …«
Cræoshs Faust war wie ein fallender Felsen. Sie schmetterte den Ork zu Boden, und dort rutschte der erschlaffte Körper noch den einen oder anderen Meter durchs Gras.
Vater, der Helm hat wehgetan! Wie beiläufig rieb sich Cræosh die Fingerknöchel. »Kleine Änderung des Plans«, sagte er und wandte sich an den geduckt dastehenden Gremlin. »Du wartest hier, bis er aufwacht. Dann gehst du mit ihm zu Berrat.«
»Ich …« Der Gremlin wirkte erstaunlich nervös. »Äh, ich weiß nicht, ob es die beste aller Ideen ist, hier zu warten. Ich meine, ich sollte zurückkehren und meinen Vorgesetzten Bericht erstatten, findest du nicht? Und außerdem, was passiert, wenn ihr die Menschen nicht aufhalten könnt …«
Die Worte verloren sich in einem schrillen Heulen, als Cræosh die Hand ausstreckte und den Gremlin am verletzten Ellenbogen packte. Das Kreischen dauerte etwa dreißig Sekunden und wurde dann zu einem kurzen Gurgeln.
»Entschuldige bitte«, sagte der Ork sanft. »Ich war in Gedanken woanders. Hast du etwas gesagt?«
Der leichenblasse Gremlin schüttelte hastig den Kopf.
»Oh, gut.« Ohne weitere Worte begann Cræosh wieder mit dem ruhigen Dauerlauf, und die drei anderen folgten ihm. Er wollte keine Zeit mehr mit dem Gremlin vergeuden, denn immerhin gab es Gelegenheit, Menschen zu töten!
Es dauerte nicht lange, bis sie die in Stahl gehüllte Beute erspähten. Cræosh und seine Begleiter hatten gerade eine dichte Baumgruppe hinter sich gelassen, etwa eine Meile südlich der Stelle, wo sie dem Gremlin begegnet waren, als der Boden zu beben begann. Hinter einer kleinen Anhöhe kamen sie hervor: sechs Menschen auf riesigen Streitrössern. Von Kopf bis Fuß in poliertes Metall gehüllt, glänzten die Ritter im Schein der Mittagssonne – die Orks schienen es nicht mit einer Gruppe von Sterblichen zu tun zu haben, sondern mit Sternen, die jemand vom Firmament gerissen hatte.
Cræosh war jedoch kaum beeindruckt. Im Großen und Ganzen kannten Orks keine Ehrfurcht; damit konnten sie nichts anfangen. Aus langer, tief in ihm verwurzelter Angewohnheit schickte Cræosh ein schnelles Gebet zu Mutter und Vater und bat seine Vorfahren um ihren Segen beim bevorstehenden Kampf. Er brauchte seine Gefährten nicht anzusehen, um zu wissen, dass sie ebenfalls beteten.
»Sechs gegen vier«, brummte Dækek hinter ihm. »Und sie sitzen auf Pferden. Nach einem fairen Kampf sieht das nicht aus.«
»Ja«, erwiderte Cræosh. Er schenkte den schnell näher kommenden Pferden keine Beachtung und gab sich nachdenklich. »Sollen wir ihnen einen Vorteil geben?«, fragte er schließlich.
»Was? Warum? Ich hasse faire Kämpfe!«
Als die Entfernung auf etwa hundert Meter
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