Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
den sie nicht gewinnen konnten, ihre Anstrengungen untermalt von einem gelegentlichen Knall, wenn eine von Belrothas Felsplatten auf dem Boden landete. Sie kämpften, weil ihnen keine Wahl blieb, weil es keine andere Möglichkeit gab.
Cræosh wich einige Schritte zurück, was Katim Gelegenheit gab, nach vorn zu springen und zuzuschlagen. Ein weiterer Riss entstand in Sabryens Seite, doch der kümmerte sich nicht darum und ging zum Gegenangriff über, nahm sich aber nicht die Trollin vor, sondern den weiter entfernten Ork. Würmer flogen Cræosh entgegen und klatschten in einem stinkenden Regen an den Brustharnisch des Orks. Schreiend ging er zu Boden und schlug auf die unbedeckte Haut oberhalb des Brustharnischs – die ersten Parasiten hatten sich bereits hindurchgebohrt und begannen damit, sich durchs Muskelgewebe zu fressen.
Und dann erschien Gimmol an seiner Seite und hielt ihm eine Phiole entgegen. »Trink! Trink, verdammt!«
Cræosh war bereits so hinüber, dass er nicht mehr verstand, warum Gimmol solche Worte an ihn richtete. Er hatte auch gar nicht daran gedacht, seine eigene Phiole hervorzuholen. Trotzdem kam er der Aufforderung nach. Die bittere Flüssigkeit rann ihm durch die Kehle, brannte und nahm ihm den Atem, aber als sie den Magen erreichte, hörten die Würmer sofort damit auf, sich weiter durch sein Fleisch zu bohren. Ein letzter Moment heftigen Schmerzes, als sich die sterbenden Wesen in seinem Körper zusammenkrümmten, und dann regten sie sich nicht mehr. Mit einem dankbaren Nicken für den Gremlin kam Cræosh wieder auf die Beine, kämpfte dabei gegen einen Rest von Schmerzen und seine wachsende Verzweiflung an.
Wenn auf den Beinen zu sterben sein letzter Sieg sein sollte … Bei den Vorfahren, dann würde er auf den Beinen sterben.
Jhurpess klammerte sich am Stalagmiten fest und beobachtete, wie sein Freund fast den grässlichen Würmern zum Opfer fiel und im letzten Augenblick von Gremlin gerettet wurde. Er atmete erleichtert auf und erstarrte dann. Sein Blick folgte nicht Cræosh, der sich erneut in den Kampf stürzte, sondern Gimmols Hand, als sie nach dem Beutel mit dem letzten Elixier tastete. Plötzlich kam dem Schrecklichen eine Idee.
Langsam richtete sich Jhurpess auf, ließ den Stalagmiten los und stand, ohne sich abzustützen. Er zwang sich, trotz des wilden Kampfes geduldig und methodisch vorzugehen. Mehrmals vergewisserte er sich, dass auf seinen Körper Verlass war, dass alle Gliedmaßen so funktionierten, wie sie es sollten, und Sabryens Magie keinen bleibenden Schaden hinterlassen hatte. Erst dann setzte er sich in Bewegung.
Vorsichtig machte er einen Schritt nach dem anderen, griff nach dem Beutel, der an seinem Harnisch befestigt war, wie auch der Bogen, und entnahm ihm die Keramikphiole.
Sabryen schlug erneut zu, und Katim taumelte. Nur mit ihrer phänomenalen Mischung aus Kraft, Ausdauer und Geschick gelang es ihr, auf den Beinen zu bleiben, aber es war trotzdem eine sehr knappe Sache. Cræosh trat vor, um den Platz der Trollin einzunehmen, was ihr einige Sekunden Zeit gab, sich zu erholen, und Jhurpess die Gelegenheit zu handeln.
Ein Sprung brachte ihn neben die Trollin, und er streckte die haarige Hand aus. »Mund«, brummte er und drückte ihr die Phiole in die Hand.
»Ich habe meine eigenen, Jhurpess … ich brauche dies nicht …«
»Nicht Katims Mund. Königs Mund! Wenn Flüssigkeit vergiftet kleine Würmer …«
Katims Augen wurden groß, und ihr Mund klappte auf. »Dann vergiftet sie vielleicht … auch den großen Wurm«, brachte sie hervor. »Wie dumm ich doch gewesen bin!«
Jhurpess zuckte die Schultern. »Das in Ordnung. Katim hat andere gute Eigenschaften.«
Die Trollin nickte und kehrte in den Kampf zurück. Jhurpess schloss beide Hände um den Griff seiner Keule und wartete.
»Cræosh!«
Der Ork warf der näher kommenden Trollin einen Blick zu. »Alles in Ordnung?«
»Zurück!«, befahl sie. »Nimm dir einen Moment … um zu verschnaufen.«
»Das gibt ihm Zeit, einen neuen Zauber einzusetzen, du Idiotin!«, rief Cræosh und hob sein Schwert gerade noch rechtzeitig, um einen Hieb abzufangen, der ihm den Schädel gespalten hätte.
»Darum geht es ja!«
» Was? Ich …«
Eine von Sabryens Wurm-Innereien schwang dicht über dem Boden, riss Cræosh fast von den Beinen und hinterließ Schleim an seinen Fußknöcheln. Der Ork taumelte, und der verdammte König versetzte ihm einen wie beiläufigen Rückhandschlag.
Komm schon … komm
Weitere Kostenlose Bücher