Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
König zuckte ein letztes Mal und erschlaffte dann. Die Maden krochen aus seinen Augenhöhlen und verwesten, noch bevor sie den Boden erreichten.
Der lebende Ozean … starb. Hunderttausende von Würmern verendeten, und andere kehrten zu ihrem natürlichen Zustand zurück, krochen ziellos umher oder verschwanden durch die nächsten Ritzen. In weniger als einer Minute hatte sich der Schwarm aufgelöst; zurück blieben nur die Toten und Sterbenden.
»Hat außer mir noch jemand die letzten beiden Wochen abscheulich gefunden?«, fragte Gimmol.
Cræosh nickte. »Ich gebe eine gewisse Menge an Abscheu zu.«
Katim lachte laut. »Du gehörst zu einer Gruppe speziell ausgewählter Soldaten … die einem toten König dienen … über dessen Körper und aus dessen Körperöffnungen … Insekten krabbeln. Ich glaube … du solltest deine … Vorstellung von Abscheu … neu definieren.«
»Da hat die Trollin nicht ganz unrecht«, kommentierte Gork.
Cræosh verzichtete auf eine Antwort.
»Jhurpess hat eine Idee«, sagte der Schreckliche.
»Nun, so ungern ich es zugebe, Naturbursche, aber deine letzte Idee war verdammt gut«, erwiderte Cræosh. »Lass hören.«
»Jhurpess denkt, Korps sollte Schlucht so schnell wie möglich verlassen.«
»Ah«, sagte Gork. »Diese Idee ist noch besser als deine letzte. Du bist ein echtes Genie, Jhurpess.«
Der Schreckliche lächelte glücklich. Dann erschien Sorge in seinem Gesicht, und er trat vor die Trollin.
»Katim sollte wegen ihrer Dummheit nicht zu traurig sein«, sagte er in einem tröstenden Ton. »Cræosh auch ziemlich dumm ist, aber Jhurpess trotzdem Cræoshs Freund.«
Das Korps lachte. Cræosh straffte nur die Schultern und ging zum Ausgang.
10 DER KRIEG DER LISTEN
»Sie haben es tatsächlich geschafft, Herr«, sagte Havarren, während ihm Morthûl den Rücken zuwandte. Normalerweise war seine Stimme gelangweilt, aber diesmal erklang ungläubiges Staunen in ihr. Er ging umher, als suchte er nach einem Ort, von dem aus diese Neuigkeiten besser zu überbringen waren, und seine Stiefel klackten auf dem marmornen Boden.
»Darauf habt Ihr bereits hingewiesen«, erwiderte der Leichenkönig, ohne sich vom Tisch abzuwenden. »Mehrmals. Lasst euch von dem Umstand, dass ich nur über ein Ohr verfüge, nicht täuschen, Havarren. Ich habe Euch auch bei den ersten beiden Dutzend Malen klar und deutlich verstanden.«
»Ich entschuldige mich«, sagte der hagere Zauberer ohne einen Hauch von Entschuldigung in der Stimme. »Es liegt daran, dass ich ziemlich schockiert bin. Ich dachte …«
»Ihr habt gedacht?« Morthûl drehte sich um, und Havarren glaubte zu beobachten, wie sich sein starres Gesicht ein wenig verzog. »Ihr habt gedacht, dass ich langsam durchdrehe, nicht wahr? Ihr habt gedacht, ich hätte eine Schar unfähiger Idioten zu meinen Meisterkämpfern gemacht. Ihr habt es für ein Wunder gehalten, dass sie bisher am Leben geblieben sind, und Eurer Meinung nach lief es auf ein Todesurteil hinaus, als ich das Korps beauftragte, Sabryen zu töten. Das waren doch Eure Gedanken, nicht wahr?«
»Ich … Ja, etwas in der Art ging mir tatsächlich durch den Kopf.«
Morthûl kam näher, und selbst Havarren musste würgen, als ihm Verwesungsgeruch in die Nase stieg. Er versuchte, dem Leichenkönig in die Augen zu sehen, doch die vielen an ihm krabbelnden Käfer lenkten ihn ab.
»So viele Jahre, Havarren, und Ihr habt es noch immer nicht begriffen.« Morthûl spuckte jedes einzelne Wort aus, und jeder gespuckte verbale Brocken wurde von stinkendem Atem und gelegentlich auch ein wenig Staub begleitet. »Wie lange dauert es, bis Euch klar wird, dass ich keine derartigen Fehler mache? Noch ein Jahrhundert? Zwei? Tausend Jahre? Ein endloses Leben bedeutet nicht unbedingt unendliche Geduld, und ich habe Euren ständigen Zweifel satt.
Trotz seiner Ecken und Kanten und trotz seines Mangels an Feingefühl könnte dies eins der besten Dämonen-Korps sein, die wir je hatten.« Für einen Moment schien die Strenge aus Morthûls Gesicht zu weichen. »Wie ich sonst auch zu ihrem Verhalten stehen mag, ich bin meiner Königin zu Dank verpflichtet. Die Ogerin hat sich als sehr nützlich erwiesen. Und Annes Aufträge haben die Gruppe besser zu einer richtigen Einheit zusammengeschweißt, als es durch eine förmliche Ausbildung möglich gewesen wäre.«
»Und wenn Königin Annes Missionen oder der Kampf gegen Sabryen das Korps umgebracht hätten, Euer Majestät? Dann hättet Ihr niemanden
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