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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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umzubringen; sie rochen nach verwesendem Fleisch, vergossenem Blut, Urin, Kot und dem Erbrochenen ihrer Gefangenen, die sie zum Essen zwingen mussten. Mitten in der Nacht brachen sie auf, nachdem sie Gork als Späher losgeschickt hatten, um sicher zu sein, dass sich keine Wächter in der Nähe befanden. Mit einem weiteren Seil kletterten sie über die Mauer und rannten so, als wären die Geister der Männer, die sie während der vergangenen sechs Tage gegessen hatten, hinter ihnen her.
    Die nächsten Tage verliefen anstrengend und nicht unbedingt angenehm, aber wenigstens ohne besondere Zwischenfälle; vor allem hatten sie die Enge des Mausoleums hinter sich gelassen. Sie hielten sich von den Hauptstraßen fern, obwohl weit und breit keine Soldaten zu sehen waren – das Heer befand sich inzwischen viel weiter im Norden. Cræosh fluchte immer wieder, weil sie zu Umwegen gezwungen waren und sich häufig verstecken mussten. Das kostete sie viel Zeit – zumal sie ohne Gimmols Magie nicht so schnell vorankamen –, war aber immer noch besser, als von einer zornigen Menschenmenge in Stücke gerissen zu werden.
    Lidia unternahm nur einige halbherzige Fluchtversuche, bei denen sie schnell feststellte, dass sie sich nicht von ihren Fesseln befreien konnte. Darüber hinaus wies ein drohendes Knurren der Trollin darauf hin, dass das Korps nicht viel von ihrem Gezappel hielt. Zweimal am Tag wurden die um sie geschlungenen Seile ein wenig gelockert, damit sie etwas Wasser trinken, den einen oder anderen Happen essen und sich erleichtern konnte. Natürlich unter strenger Bewachung. Cræosh beobachtete, wie Lidias Blick einige Male zu Katim und Belrotha ging, und er fragte sich, ob sie sich so etwas wie feminine Solidarität von ihnen erhoffte. Da kannst du lange warten, dachte er.
    Das Korps legte ein hohes, sehr anstrengendes Tempo vor. Sie schliefen nur wenige Stunden und marschierten anschließend, bis die Waden schmerzten, die Seiten stachen und die Lungen brannten. Tag für Tag, bis ihnen die Sicht vor Augen verschwamm und die Nerven noch blanker lagen als sonst. Doch schließlich, mit quälender Langsamkeit, lugten voraus die Schwefelberge über den Horizont.
    Und noch immer sahen sie weit und breit nichts vom Tross des königlichen Heeres. Der Ork wurde immer unruhiger, und wachsende Sorge vertrieb die Erschöpfung aus ihm.
    »Wir müssen vorsichtig sein«, sagte Cræosh eines Nachmittags. »Wir haben nicht die geringste Ahnung, wie es um den Krieg steht, aber allem Anschein nach sind Dororams Streitkräfte weiter vorgerückt, als es eigentlich der Fall sein sollte. Wenn wir bis zu den Bergen nicht auf seine Männer stoßen, begegnen wir ihnen bestimmt in den Pässen. Haltet die Augen offen.«
    »Augen offen halten«, sagte Gork. »Verstanden. Möchtest du uns sonst noch etwas erklären, oder soll der Rest eine Überraschung sein?«
    »Gork?«
    »Ja?«
    »Halt deine verdammte Fresse.«
    Der Kobold richtete einen unschuldigen Blick auf die anderen. »Ein bisschen gereizt heute, wie?«
    Ganz langsam legte Belrotha ihre große Hand auf Gorks Gesicht – eine Geste, die sie Cræosh abgeschaut hatte. Normalerweise hätte ihre Hand den ganzen Kopf umfasst, aber da sie erst noch zu ihrer richtigen Größe zurückkehren musste, war die Hand gerade groß genug, um das ganze Gesicht zu bedecken.
    Und natürlich war Belrotha auch in ihrem gegenwärtigen Zustand viel stärker als der Ork.
    »Ich mich nicht erinnern«, sagte sie, und Cræosh wusste nicht, ob sie für Gork eine Schau abzog oder ob sie sich wirklich nicht erinnerte. »Ich heben oder zudrücken soll?«
    »Mmpf! Mpfrm rmf!«
    »Ich glaube … es reicht«, ließ sich Katim vernehmen.
    Belrotha nickte und ließ los.
    »Luft!«, zischte Gork.
    »Haben wir alles geklärt?«, fragte Cræosh den keuchenden Kobold.
    Gork nickte.
    »Gut. Dann lasst uns gehen.« Der Ork sah zum Bündel auf Belrothas Schulter. »Jemand soll die Stricke fester ziehen.«
    Nach einigen weiteren noch anstrengenderen Tagen – wenn das überhaupt möglich war – erreichten sie die Schwefelberge, und dort wurde klar, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.
    Vorsichtig suchte sich das Korps einen Weg vorbei an den Hügeln aus zerfetzten, halb verwesten Leichen. Menschen lagen neben Orks, Elfen neben Trollen, und jeder Einzelne von ihnen war eines gewaltsamen Todes gestorben. Die Troglodyten des Leichenkönigs, traditionelle Hüter der Bergpässe, lagen zwischen den anderen verstreut, dort, wo sie ihre

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