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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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sie alle verbeugten sich oder hoben die Hand zum Hut, wenn das Licht einer Straßenlaterne auf den Inhalt der Karre fiel. Einige erkannten Teile von Rüstungen und grüßten die gefallenen Soldaten; andere erwiesen einfach nur Toten auf dem Weg zur ewigen Ruhe ihren Respekt.
    Sie setzten den Weg fort, während bei Cræosh Anspannung und Sorge immer mehr zunahmen. Die Räder der Karre klapperten bei jeder Unebenheit der Straße und wiesen lauter auf ihre Präsenz hin als Gorks kleine Glocke. Die Leichen verströmten einen stärker werdenden Geruch, der wie mit kleinen Dolchen in ihren Nasen kratzte. Schlaffe Gliedmaßen schwangen hin und her, stießen Cræosh oder Belrotha gelegentlich gegen den Arm und trugen nicht dazu bei, ihre Nerven zu beruhigen. Als schließlich das Tor des Friedhofs in Sicht geriet, hätte jeder von ihnen gern die Plätze mit den Toten getauscht, um ein wenig ausruhen zu können.
    »Na bitte«, sagte Gork etwas lauter als nötig. »Was habe ich euch gesagt? Da ist er.«
    Und es kam noch besser: Wie so viele Friedhöfe grenzte er an die Außenmauer der Stadt. Von dort aus sollte es nicht weiter schwer sein, Brenald zu verlassen, denn alle möglichen Augenzeugen waren bereits präventiv getötet.
    Sie kamen an Grabsteinen vorbei und passierten die Mausoleen der Reichen und Mächtigen, als sie plötzlich ihre Hoffnung auf ein leichtes Entkommen begraben mussten.
    »He!«
    Alle Korps-Mitglieder hoben den Kopf, wenn auch nicht so weit, dass ihre Kapuzen nach hinten rutschten.
    »Ja?«, fragte Gork höflich.
    Ein Wächter stand auf der Außenmauer, die Armbrust nicht auf sie gerichtet, aber bereit. »Was macht ihr mitten in der Nacht auf dem Friedhof?«
    Cræosh begann auf eine sehr unreligiöse Weise zu fluchen. Gork wich einen Schritt zurück und trat dem Ork dabei »zufällig« auf den Fuß. »Wir sind Fremde in eurer Stadt, Sir!«, rief er nach oben. »Wir möchten nur ein wenig helfen.«
    »Helfen? Wobei denn?« Das Korps hörte ein leises Knarren, als sich die Hand des Wächters fester um den Griff der Waffe schloss. »Sind das Soldaten in der Schubkarre?«
    »Ja, Sir«, sagte Gork ganz offen. »Heute Nachmittag fand man sie in einer Gasse, auf brutale Weise ermordet. Meine Brüder und ich kennen Brenald nicht sehr gut, aber wir fanden, dass diese tapferen Männer nicht der Gnade der Elemente überlassen bleiben sollten. Deshalb machten wir uns mit dem Segen der Kirche daran, sie hierherzubringen, zu ihrer letzten Ruhestätte, während sich die Stadt um wichtigere Dinge kümmert.«
    Noch vor den letzten Worten des Kobolds zeichnete sich immer mehr Misstrauen im Gesicht des Wächters ab. Cræosh bedauerte sehr, dass sein Schwert und die anderen Waffen erneut in Belrothas Sack stecken und somit nicht leicht zugänglich waren. Unauffällig ließ er eine Hand zu der Karre sinken. Auf diese Entfernung ließ sich mit den Schwertern der toten Soldaten nicht viel anfangen, aber etwas anderes stand nicht zur Verfügung …
    »Und wie kommt es, dass ich überhaupt nichts davon gehört habe?«, fragte der Wächter in einem herausfordernden Ton.
    »Das weiß ich nicht, guter Mann«, erwiderte Gork und sprach noch immer freundlich. »Vielleicht hat dich hier, so weit vom Geschehen entfernt, die Kunde noch nicht erreicht …«
    Die Armbrust kam nach oben, und ihr Bolzen zielte auf die Dunkelheit unter der Kapuze des Kobolds. Cræosh glaubte zu hören , wie Gork zu schwitzen begann.
    »Ich habe erst vor einer halben Stunde meinen Dienst angetreten, Freund«, sagte der Wächter kühl. »Ich hätte also hiervon hören müssen. Ich schätze, wir sollten dieser Sache auf den Grund gehen.«
    »Aber Sir …«
    »Ruhe! Ich …«
    Cræosh ließ alle Vorsicht außer Acht – immerhin war es nicht sein Gesicht, auf das der Armbrustbolzen zielte –, riss das schmale Schwert aus der Scheide seines Besitzers und warf es.
    Jemand kam ihm zuvor. Mit einem dumpfen Klong stieß sich Jhurpess vom Rand der Karre ab, dann vom Dach des nächsten Mausoleums und war anschließend der Oberkante der Mauer nahe genug, um die langen Arme auszustrecken und sich hochzuziehen. Die Sehne der Armbrust surrte, aber der erschrockene Wächter war einen Schritt zurückgewichen, und der Bolzen raste über Gorks Kopf hinweg. Der Mensch auf der Mauer schnappte nach Luft, und es war sein letzter Atemzug, denn mit zwei große Händen brach ihm Jhurpess das Genick.
    Der Schreckliche hielt den erschlaffenden Körper fest, ging in die Hocke und

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