Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
Schnittwunde im rechten Bizeps, die zwar gut verbunden war, aber immer noch schmerzte. Die Schlampe war verdammt schnell, das muss man ihr lassen.
»Warum bist du so verdrießlich, wenn man fragen darf?« Gork erschien, wie so oft, aus dem Nichts und setzte sich neben den grübelnden Ork. »Was ist jetzt das Problem?«
»Es war … Nun, es war zu einfach«, sagte Cræosh langsam und versuchte, einigermaßen Ordnung in seine wirren Gedanken zu bringen. »Ich meine, na schön, sie war keine leichte Gegnerin.« Er deutete auf seinen rechten Oberarm. »Aber verdammt, bei Bekay sah die Sache ganz anders aus.«
»Cræosh, Jhurpess hat ihr eins auf die Rübe gegeben, als sie aus dem Haus kam. Seine Keule reicht aus, um einen Drachen von seiner Verstopfung zu befreien. Natürlich ist sie dadurch langsamer geworden!«
»Ja, vielleicht.« Der Ork wirkte nicht überzeugt.
Sie fanden die anderen im Gemüsegarten, zusammen mit ihrem Paket. Lirimas – das Gesicht nicht mehr nur vernarbt, sondern jetzt auch voller blauer Flecken – war mit mehr Knoten verschnürt, als man an Bord einer zweimastigen Galeone finden konnte. Hände und Füße waren gefesselt und dann durch weitere Stricke miteinander verbunden worden. Von diesen Stricken gingen noch mehr Stricke aus, die zum Hals der Gefangenen führen und ihren Rücken wie Jhurpess’ Bogen krümmten. Anschließend hatte man noch mehr Seil verwendet und mehrmals um ihren Körper geschlungen. Hinzu kam eine Schicht aus Laken.
Es blieb natürlich die Frage, wie sie die Gefangene aus der Stadt und den ganzen Weg bis zur Eisernen Burg befördern sollten. Meine Güte, der Spaß hört nie auf.
»Karren?«, fragte Cræosh.
»Hier«, antwortete Belrotha und deutete nach hinten.
Cræosh richtete einen kritischen Blick darauf. »Hättest du uns keinen größeren beschaffen können, Kurzer?«
Der Kobold schnaubte. »Wir reden hier von Menschen. Ihre Karren sind nicht größer als dieser. Er muss genügen.«
Gemeinsam zogen Cræosh und Belrotha die Plane beiseite, die die Leichen der sechs toten Wächter bedeckte, und anschließend hoben sie einige der Körper von der Karre. Katim und Gork ordneten die anderen so an, dass zwischen ihnen eine kleine Mulde entstand, und legten die bewusstlose Gefangene hinein – Katim gab ihr noch einen Schlag auf den Kopf, um dafür zu sorgen, dass sie bewusstlos blieb. Oben drauf kamen die zuvor entfernten Toten. Arme und Beine ragten über die Ränder, und bei jeder Bewegung des Karrens wackelte der oberste Tote bedrohlich.
»Das klappt nie«, brummte Cræosh missmutig.
Gork schnitt eine Grimasse. »Was bist du doch für ein Pessimist. Ich habe es dir schon einmal gesagt: Die Leute sehen nur dann genau hin, wenn man ihnen einen Grund dafür gibt.«
»Und eine Nacht voller Morde und Feuer ist nicht Grund genug?«
»Ach, hör doch auf. Es wird alles gut gehen.«
»Ja, bestimmt haben wir reichlich Zeit, uns auszuruhen, nachdem man uns ins Gefängnis geworfen hat …«
»Können wir endlich gehen ?«, zischte Katim, und Speichel spritzte von ihren Reißzähnen. »Es sei denn … ihr wollt beweisen … dass ihr recht habt … indem ihr euch erwischen lasst.«
Und so brachen sie auf. Noch einmal vertrauten sie auf ihre bereits überstrapazierte Verkleidung, schlurften den Hügelhang hinunter und auf die Straße. Cræosh und Belrotha zogen die Karre. Gork führte die Prozession an, in der einen Hand eine angezündete Fackel und in der anderen eine kleine Glocke, die er irgendwo aufgetrieben hatte. Immer wieder schwang er sie, so leise wie möglich, um auf ihre Präsenz hinzuweisen, ohne die Bürger zu wecken, die bereits schliefen.
»Bist du sicher, dass wir die richtige Richtung eingeschlagen haben?«, flüsterte Cræosh.
Gork seufzte. »Zum hundertsten Mal, ja! Als ich dem Wächter hierhergefolgt bin, habe ich einen Friedhof gesehen.«
»Dies geht bestimmt schief«, brummte der Ork.
»Warum siehst du alles so verdammt schwarz?«
»Weil unser letzter Plan zu perfekt lief! Jetzt wartet die doppelte Menge Pech auf uns!«
Gork schüttelte den Kopf, läutete mit seiner kleinen Glocke und ging weiter.
So spät es auch war, eine Stadt wie Brenald hatte ein Nachtleben. Hier und dort waren kleine Gruppen von Nachtschwärmern auf den ansonsten leeren Straßen unterwegs und blieben stehen, wenn sie die Prozession sahen. Wie zuvor war Cræosh sicher, dass einer von ihnen Alarm schlagen würde. Die Gesichter der Bürger zeigten oft Verwirrung, aber
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