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Die Horden der Schattenzone

Die Horden der Schattenzone

Titel: Die Horden der Schattenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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erneut zu beben, diesmal aber in regelmäßiger Folge. Allen dreien war klar, was das bedeutete: Der Riese hatte sich in Bewegung gesetzt. Sie wurden auf und nieder geschaukelt. Nur dem Umstand, daß sie jetzt kaum noch Platz in der Tasche fanden, verdankten sie, nicht wieder durcheinandergeschüttelt zu werden.
    Der Brechreiz ebbte nach den ersten zehn, zwanzig Schritten ab. Die Sinne gewöhnten sich an die Erschütterungen.
    »Für ein ganzes Faß kannst du mir verraten, was du noch alles über die Schattenzone und ihre Bewohner weißt, Robbin«, ächzte Mythor.
    Der Pfader zwängte sich aus einer Nische des Verstecks, die ihm zu eng geworden war.
    »Nicht für einen ganzen Karren voll!« wehrte er ab. »Mein Wissen ist mein ganzer Besitz, und ich werde es niemals teilen. Ihr könnt meine Dienste beanspruchen. Ihr könnt mich mieten, aber niemals kaufen. Außerdem weiß ich nicht, wo wir sind.«
    »Es gibt eine Weltkarte, in der auch die Schattenzone erfaßt ist. Sie stammt von Caeryll.«
    »Hast du sie?«
    »Nein«, mußte Mythor zugeben. Der Riese mußte einen Sprung machen, denn er wurde in die Höhe geschleudert und stieß sich den Kopf an einem Vorsprung, der eben noch eine Körperlänge über ihm gewesen war.
    »Alles um uns herum schrumpft«, flüsterte Fronja.
    Bestürzt mußte Mythor erkennen, daß er sie vor lauter Denken an Carlumen vernachlässigt hatte. Er zog sie an sich und strich liebevoll durch ihr goldenes Haar.
    »Diese Karte, von der du sprichst, wäre in der Tat eine große Hilfe für mich«, sagte Robbin.
    Mythor und Fronja hörten es kaum noch. Plötzlich schien um sie herum das Chaos loszubrechen. Sie wurden hart durchgerüttelt und stießen sich überall dort, wo eben noch Platz gewesen war.
    Sie beginnen zu laufen! durchfuhr es Mythor. Bei Quyl, sie rennen! Sie setzen zum Sturm an!
    Aber auf was?
    Der Stimmendonner war schlimmer als alles bisherige. Mythor glaubte, der Kopf müßte ihm zerspringen. Er preßte Fronjas ausgemergelten Körper an sich und fühlte vage, wie Robbin sich bei ihm einhing. Selbst so zusammengedrängt, wurde die Tasche beängstigend schnell zu klein.
    Wir werden in ihr zerquetscht, wenn wir noch lange darin bleiben! dachte Mythor entsetzt. Aber wir können nicht heraus! Nicht jetzt!
    Die Riesen schienen abermals zum Stillstand zu kommen. Mythor ahnte, daß es die Ruhe vor dem alles hinwegfegenden Orkan war.
    Dann stellte er fest, daß sich sein Kopf schon fast bis zum Taschenrand emporgeschoben hatte. Er brauchte sich nur noch wenig aufzurichten, um erneut darüber hinwegsehen zu können.
    Diesmal folgten Fronja und Robbin seinem Beispiel. Und als auch der Pfader nun die grauenerregenden Gestalten der Riesen erblickte, stieß er einen erstickten Schrei aus.
    »Bei allen Plagen!« flüsterte er. »Diese Riesen sehen gerade so aus wie…«
    »Wie was?« fragte Mythor schnell. »Oder wie wer?«
    »Shrouks!«
    »Was sind Shrouks?« flüsterte Fronja.
    Mythor hörte Robbins Antwort nicht mehr. Er drehte den Kopf von den in einer Reihe stehenden Riesen weg. Er konnte jetzt seltsamerweise viel weiter sehen als bisher, vermochte zehn der Titanen nebeneinander mit ihren Äxten, Keulen, Lanzen und sogar Schwertern zu erkennen.
    Sie schienen etwas zu belagern und auf das Zeichen zum Angriff zu warten. Wenn dieses Zeichen nur lange genug ausblieb, konnten er, Fron ja und Robbin vielleicht doch noch versuchen, am Harnisch herunterzuklettern. Der Salzrausch war verflogen. Geblieben war, trotz aller schlimmen Befürchtungen, ein Teil der durch den Salzgenuß erhaltenen Kraft.
    Aber was stellte dieses gewaltige Monstrum dort an der Felswand dar? Mythor spähte mit zusammengekniffenen Augen hinüber, aber es war zu riesig und zu weit weg.
    Und wieder war es ihm, als müßte sein Schädel bersten, als ein Ruck durch den Riesenkörper ging und die Welt in einem Chaos aus Donner und Blitzen unterzugehen schien. Mythor hörte Fronja schreien und sich selbst. Er wollte sich zurück in die Tasche gleiten lassen – und steckte fest!
    Sein Kopf und seine Arme schauten aus der Vertiefung hervor, ungeschützt wie die Köpfe von Fronja und Robbin. Mythor konnte die Tochter des Kometen nicht einmal mehr erreichen. Sie schlug sich die Hände vor die Augen, um nicht von den Blitzen geblendet zu werden, die nun urplötzlich von dem Monstrum an der Felswand zu ihnen herüberzuckten. Und sie nahmen kein Ende. Alles um die Eingeklemmten herum war in ein Meer aus grellem, furchtbarem Licht getaucht,

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