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Die Horden der Schattenzone

Die Horden der Schattenzone

Titel: Die Horden der Schattenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Robbin zu und gab Fronja vorübergehend in dessen Obhut.
    »Was willst du jetzt schon wieder tun?« erkundigte sich der Pfader.
    »Nachsehen, wie’s draußen aussieht!«
    Er spürte, daß ihm dazu nicht mehr viel Zeit blieb. Die Schwäche kehrte zurück. Seine Sinne trübten sich. Er ging in die Hocke, sprang und bekam mit beiden Händen den Rand der Tasche zu fassen.
    Als er über diesen hinweglugte, sah er hoch über sich das Gesicht eines Riesen, dann noch eines. Es waren ähnliche Fratzen, wie er schon eine erblickt hatte – nur weit entfernt.
    Eine gewaltige Hand durchschnitt die Dunkelschleier, und ganz kurz vermochte Mythor in den entstehenden Wirbeln die Gestalt einer der Kreaturen fast ganz zu erkennen. Ihn schwindelte bei dem Anblick. Neben diesen Titanen hätte sich Althars Wolkenhort winzig ausgenommen.
    Mythor konnte feststellen, daß sich die Tasche knapp unter der Schulter »seines« Riesen befand. Die armdicken Seile, die jetzt über ihm hin und her schwangen, waren nichts anderes als Haare.
    Vielleicht, überlegte er, ist unser Versteck in Wirklichkeit keine Verzierung des Harnischs, sondern ein winziges Loch, das von einer Schwert- oder Lanzenspitze im Kampf hineingehauen worden war.
    Und eines war seltsam: Mythor hatte den Eindruck, als seien die Riesen trotz allem nicht mehr gar so groß, wie er es sich vorgestellt hatte.
    Er schrieb diesen Eindruck den Nachwirkungen des Salzrausches zu, bis er sich in die Tasche zurückgleiten ließ.
    Es war enger darin geworden.
    »Aber das ist unmöglich!« entfuhr es ihm. »Robin, kann es denn sein, daß die Riesen… schrumpfen?«
    Der Pfader lachte ihn nicht aus. Mit todernster Miene antwortete er:
    »In der Schattenzone ist nichts unmöglich, Mythor. Alles ist in ständiger Veränderung begriffen. Ja, vielleicht schrumpfen sie wirklich.«
    Aber er dachte dabei etwas anderes. Mythor spürte es ganz deutlich, wußte aber auch, daß Robbin zu keiner weiteren diesbezüglichen Auskunft bereit war.
    Er ließ sich nieder und mußte die Beine anziehen, um dort Platz zu finden, wo sie eben noch alle drei nebeneinander gelegen hatten.
    »Wenn sie jetzt losmarschieren«, knurrte er, »bringen sie uns vielleicht aus diesem Land, wo alles so riesig ist.«
    »Vielleicht«, sagte Robbin nur.
    Das wenige, das Mythor eben zu erkennen vermocht hatte, reichte aus, um ihm zu zeigen, daß die Riesen dabei waren, sich zu formieren. Wer mochte ihnen die Befehle geben?
    Wohin zogen sie?
    »Robbin, ich möchte, daß du uns zu Carlumen führst«, hörte er sich sauen.
    Der Pfader schnappte nach Luft.
    »Kannst du an nichts anderes denken?«
    Das konnte er wahrhaftig kaum mehr. Er klammerte sich an den Gedanken, Carlumen zu finden, wie an einen Anker, der ihn davor bewahrte, in dieser Welt des Unwirklichen und des Grauens davongespült zu werden wie ein welkes Blatt in stürmischer See.
    »Und überhaupt – wie soll ich wissen, wo diese Fliegende Stadt zu suchen ist?«
    Mythor preßte sich beide Hände gegen die Schläfen. Der Schmerz raste durch seinen Schädel, und er würde noch stärker werden. Dieses verfluchte Salz!
    »Du kannst uns bei der Suche unterstützen, Robbin. Falls wir das Land der Riesen lebend verlassen können – wirst du uns dann helfen?«
    »Als Pfader ist es meine Pflicht, jedermann als Führer durch die Schattenzone zu dienen, der gut genug dafür bezahlt«, lautete die schon erwartete Antwort.
    Mythor schloß die Augen. Wieder ging ein Beben durch die Rüstung.
    »Was verlangst du?«
    »Salz, Mythor. Ich denke, für die Suche nach etwas, von dem ich noch nie gehört habe, wäre ein Faß Salz der angemessene Preis.«
    Diese Unverfrorenheit ließ den Sohn des Kometen für einen Augenblick sogar die Schmerzen vergessen.
    Er starrte den Pfader aus aufgerissenen Augen an.
    »Ein… ganzes Faß Salz?«
    »Das ist mein Preis, ja.«
    Und er wußte, daß Mythor gar keine andere Wahl blieb, als diesen Preis anzunehmen. Ohne Robbin waren er und Fronja verloren. Wenn es jemanden gab, der Carlumen fand, dann war er es.
    Mythor versprach sich nicht nur Rettung von Carlumen – in Gedanken legte er sich bereits zurecht, wie er von dort aus gegen die Dämonen vorgehen könnte.
    »Einverstanden«, preßte er zwischen den Zähnen hervor. »Du bekommst das Faß, Robbin, sobald ich eins habe.« Woher er es nehmen sollte, war ihm ein Rätsel. Um so erstaunter sah er, wie der Pfader zufrieden nickte.
    »Dein Wort soll mir genügen, Mythor. So sei es also.«
    Der Harnisch begann

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