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Die Horden der Schattenzone

Die Horden der Schattenzone

Titel: Die Horden der Schattenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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was doch so augenscheinlich war.
    Er blickte in ein verknöchertes Etwas unter der Kapuze – Asculuums Totenschädel, der sich in kleinen Rauchwölkchen und züngelnden blauen Flammen auflöste, noch während er ihn anstarrte.
    Der Riese hat ihn getötet! dachte er. Er hat… den Dämon getötet!
    Er verlor den Halt unter den Füßen, als die Klauenhand in einem lauten Zischen verging. Fronja im Arm und Robbin an sich geklammert, stürzte er schreiend in die Tiefe. Welche Gewalten hier auch immer aufeinandergetroffen waren, sie mußten die winzigen Menschen zermalmen.
    Doch die Wunder nahmen kein Ende. Mythor sah die Hand, die sich unter ihn schob. Im nächsten Moment fielen er, Fronja und Robbin auf sie herab. Mächtige Finger schlossen sich um sie. Wieder wurden sie in die Höhe gehoben. Die Hand des Riesen öffnete sich erst wieder, als sie vor seinem Gesicht war. Mythor hatte nun Alton in der Faust und war bereit, sein Leben und das der Gefährten bis zum letzten Atemzug zu verteidigen.
    Zwischen der Hand und dem Gesicht des Riesen klaffte ein Abgrund von mehreren Körperlängen, legte Mythor seine derzeitige Größe zugrunde.
    Der Fremde betrachtete die drei Winzlinge aus großen, überrascht wirkenden Augen, und diese saßen in einem Gesicht, das so gar nicht zu dem Eindruck passen wollte, den Mythor im ersten Moment von dem Riesen gewonnen hatte.
    Es war schön, fast edel, von dichtem, schwarzem Kraushaar umrahmt. Die Haut war wie Bronze. In diesem fast vertrauenerweckenden Antlitz störten allein die ebenfalls schwarzen, zugespitzten Zähne, als der Hüne die vollen Lippen zurückzog und eine grinsende Grimasse schnitt.
    »Wer bist du?« schrie Mythor so laut er konnte, in der schwachen Hoffnung, daß der Kerl ihn verstand. »Hast du uns gerettet oder…?«
    Die Worte kamen ihm nicht über die Lippen:
    … oder willst nun du uns verschlingen?
    Die zugespitzten Zähne erinnerten den Sohn des Kometen unwillkürlich an Burra. Doch sie ließen ihn auch an das Land der Wilden Männer denken, von dem er schon einige Male gehört hatte.
    Und dort lebten Kannibalen – Menschenfresser.
    Der Hüne streckte die Hand von sich, so daß die drei Gefangenen einen Teil seines Körpers sehen konnten – und der war über und über bemalt. Zu seinem grenzenlosen Erstaunen erblickte Mythor auf der nackten linken Brust ein Einhorn, auf der rechten einen Wolf, und für einen Herzschlag hätte er schwören mögen, Abbildungen von Pandor und von Hark zu sehen, die ihn zusammen mit Horus ein gutes Stück seines Weges begleitet hatten.
    Der Mund des Riesen öffnete sich, und überlaut waren einige Knurrlaute zu hören, dann etwas, das klang wie »Siehenn-tak!«.
    Als Mythor noch vergeblich versuchte, in dies alles einen Sinn zu bringen, erschien eine zweite Hand in seinem Blickfeld und schob sich über die andere. Noch bevor sie sich darüber schloß, glaubte Mythor die Fratzen und Waffen angreifender Shrouks zu sehen.
    »Er schützt uns!« stieß Robbin ungläubig hervor. »Er birgt uns in seinen hohlen Händen. Aber wohin bringt er uns? Und was will er überhaupt?«
    Wie der Riese sich der Shrouks erwehren vermochte, ohne seine Hände und Arme zu Hilfe nehmen zu können, blieb Mythor ein Rätsel. Die Schreie der Kreaturen allerdings ließen darauf schließen, daß er ihnen zusetzte.
    Dann trat erneut Stille ein. Der Riese mußte mit gewaltigen Sätzen über Hindernisse hinwegsetzen. Die Gefährten wurden hart durchgeschüttelt, aber das war noch das geringste. Sie waren mittlerweile daran gewöhnt.
    »Wer ist er, daß er einen Dämon zu töten vermag?« fragte Robbin leise.
    Weder Mythor noch Fronja konnten ihm eine Antwort geben. Mythor lag längst mit der Tochter des Kometen zwischen zwei Fingern in einer Art Mulde.
    Er spürte die Verzweiflung der Angebeteten, aber auch ihre Kraft, ihre Hoffnung. Beide klammerten sie sich aneinander. Sie lagen da und mußten die Beine einziehen, denn sie wuchsen weiter.
    »Asculuum sprach von einem Luftschiff«, flüsterte sie. »Dieser Wilde kann nur mit ihm gekommen sein. Er ist kein Bewohner der Schattenzone.«
    »Dann bringt er uns jetzt dorthin«, jammerte der Pfader. »Zu seinem Schiff. Er ist ein Kannibale, nicht wahr?«
    »Es sieht so aus«, murmelte Mythor, der in Gedanken schon wieder bei der Bemalung oder Tätowierung des Fremden war.
    »Dann«, sagte Robbin, »sollten wir mein letztes Salz jetzt auf der Stelle zu uns nehmen.«
    »Warum? Damit wir wieder berauscht werden und die

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