Die Hosen Des Herrn Von Bredow
Auch Hirsebrei und geschmorte Pflaumen.«
Ein Ferkelchen und Hirsebrei! Und auf dem Hofe schupperte sich die Muttersau, und aus dem Stalle rauchte es, und – nicht die Tirolerdecke um die Schultern, in seinem wollnen Wamms war Herr Gottfried, er wußte noch nicht wie, die Treppe hinunter. Da küßte ihm Eva die Hand und dann die Backe, und wünschte ihm guten Morgen, und die Frau rückte ihm den Stuhl an den Tisch, und so zierlich und niedlich rauchte es vor ihm in der Schüssel.
»Ich dachte, ihr wärt –« sprach der Burgherr, aber die Frau sagte ihm, der Braten würde kalt werden; und in häuslichen Angelegenheiten ist es gut, wenn ein Mann seiner Frau folgt. Und doch, wunderbar, er war schon mitten im Ferkelchen, als er wieder fragte: »Ich dachte, Ihr wärt Alle aus. –«
»Sind wieder heimgekehrt, als es dunkelte. Du schliefst schon.«
»Schon!« Herr Gottfried vergaß auf einen Augenblick das Ferkelchen und das Zerbster Bier; er lehnte sich zurück und hielt mit beiden Händen die Stirn: »Aber, wie ist mir denn! Also das war auch nichts, der Malvoisir und der tiefe Brunnen – aber die Flämmchen und der schwarze Maulwurf!«
»Vater, das hast Du geträumt.« Eva streichelte mit ihren kleinen Fingern seinen Bart.
»Das also! Aber –«
Und plötzlich sprang Herr Gottfried auf. Alle erschraken und sahen sich bedenklich' an, da er fort eilte. Aber die Edelfrau flüsterte, ihrer Tochter zu: »Ich habe sie gewaschen und ausgebügelt.«
Der Ritter kehrte wieder, seinen Büffelhandschuh in der Hand, und sah ihn und fühlte ihn an und schüttelte den Kopf, dann sank er in den Stuhl: »Das also auch ein Traum! – 's ist wunderbar!« aber unlieb schien es ihm nicht. »Wenn das nur nicht ein Traum ist!« setzte er hinzu und sah ängstlich um sich her.
Nein, das war kein Traum, die Frau war so lieb und gut, und die Eva und das Ferkelchen so weich, es zerging ihm auf der Zunge. Seit lange entsann er sich nicht, daß er mit so gutem Appetit gegessen.
Aber es war doch etwas anders geworden, es war mit ihm etwas vorgegangen. Er saß stundenlang, den Kopf im Arme, und stierte auf einen Fleck und schüttelte den Kopf. Und als ihm die gute Frau erzählte von ihrem Hans Jürgen, wie der dem Kurfürsten das Leben gerettet, und der Kurfürst ihn darauf in so jungen Jahren vor'm ganzen Hofe zum Ritter geschlagen, und wie von der Kanzel herab in Berlin von ihrem Neffen gepredigt worden, und wie der Kurfürst ihn in sein Gefolge genommen und für ihn zu sorgen versprochen, und es könne noch ein großer Herr aus ihm werden mit der Zeit, und mit der Zeit vielleicht sonst auch noch was, wobei sie auf die Eva schelmisch blickte und die Eva hochroth wurde, aber doch schmunzelte, – da hörte es Herr Gottfried ruhig an, und sagte: »Wenn's nur nicht auch ein Traum ist.« – Nachts fuhr der Mann, der einen so festen Schlaf hatte, daß ihn das Knallen einer Donnerbüchse nicht weckte, beim geringsten Geräusche auf und klagte, er sei in einen tiefen Brunnen gefallen, und wenn sie ihm vernünftig zugeredet, ward er wohl still, aber er weinte auch still, und sie hörte ihn die Worte sagen: »Ach es ist doch zu spät.«
Da war der Frost gekommen und mit ihm der Ritter Hans Jürgen nach Hohen-Ziatz. Auf dem Eisspiegel der Wiesen lief das junge Volk im hellen Sonnenschein Schlittschuh, und Herr Gottfried und seine Frau sahen von der Mauer zu.
»Sieh, Götz, wie zierlich der Jürgen die Eva führt. Wer hätt's ihm angesehen: Wenn sie so bei Hofe tanzen, als jetzt auf dem Eise, was werden sie sprechen: Das ist ein schmuckes Paar!«
»Ein Paar!« rief der Götz. »Kinder! Die können ja noch nicht denken!«
Was soll draus werden, wenn's so fortgeht, hatte Frau von Bredow gedacht. Zuweilen dachte sie auch, es wäre doch gut gewesen, wär der Dechant geblieben. Er hätt's ihrem Herrn ausreden können, daß Einer, der sein Lebtag nicht an's Denken gedacht, drei Schritt vor der Grube anfangen will.
»Ketten und Kerker und bösen Leumund hat er überstanden, aber daran stirbt er mir noch,« hatte Frau von Bredow gedacht. Da kam ihr recht zum Trost ein lieber Besuch in's Haus, aus Schlesingen, der Ritter Hans von Schweinichen. Alle Welt kennt den Ritter Hans von Schweinichen, der durch die Welt geritten ist, er vorne, sein Knecht hinten; und wenn er etwas wankte, ritt der Knecht ihm zu Seiten. Seinesgleichen sollte man weit und breit suchen. Vierzehn Tage hintereinander verstand er wie ein Edelmann zu trinken, und wenn er nüchtern
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