Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
Vom Netzwerk:
reden wollt. Denen ist's schon recht, i ja, auch dem Herrn von Lindenberg, Satan steckt auch in ihm, wenn er sein glatt Kleid verrückt; wär's nur nicht bei uns geschehen. Aber –«
    Dem Dechanten war es gelungen, seine Hand frei zu machen; vermutlich war der Beutel, der dem Herrn von Lindenberg vorhin gehört, in seine Tasche sacht geglitten. Er hob seinen Arm.
    »Frau von Bredow spricht nur meine Gedanken aus. Es nimmt's, ich sage nicht der Herr, aber das launische Glück denen oft, was sie nicht zu nutzen verstehen, um es denen zu geben, die einen besseren Gebrauch davon zu machen wissen. Als ich so wider meinen Willen an das böse Brett gerissen ward, dacht ich im Stillen, wie das Altartuch in unserem Chor wohl eine neue Verbrämung verdient. Wenn nun von dem sündigen Golde durch den Zufall, sei es mir erlaubt, so zu sprechen, in dDeine Hände fiele, ei Du könntest schöne Goldfranzen dafür in Magdeburg einlösen, das dachte ich. Ich sage nicht, daß das eine Eingebung war, behüte mich vor jeder Lästerung, aber es ist doch sonderbar, daß immer, wenn ich an die Franzen dachte, der Wurf mir gelang.«
    »Glückliche Reise, ehrwürdiger Herr. Seht Euch nur in Magdeburg vor, das die Franzen echt sind. Kaufleute und Goldsticker betrügen gern.«
    »Ich habe seitdem anders gedacht. Das Jungfrauenkloster unserer lieben Frauen bei Spandow ist schlecht ausgestattet. Wenn wir unser liebes Fräulein Agnes dahin brächten, und zu Ehren der heiligen Agnes einen Altar stifteten, würde das ein gefälliger Dienst sein, sowohl für die Heilige, da wir eine gnädige Fürsprecherin im Himmel gewönnen, als auch für die Familie. Die Arnims, die Bardeleben, die Jagows, auch die Kerkows haben da großen Einfluß, die Bredows zur Zeit nur geringen. Und Eure Vettern in Friesack rühren sich für uns, wie Ihr am besten wißt, nicht viel. Ein kleiner, mäßiger Altar nur; ich habe es so überschlagen, Silberstickerei, ein Crucifix von Messing, die heilige Agnes kann ein Maler conterfein, der bei uns im Schuldthurm sitzt; der arme Schlucker ist mit wenigem zufrieden. Es sind ja überall schlimme Zeiten. Aber meine gnädige Frau giebt mir zu, wenn wir unsere Agnes mal als Aebtissin sehen wollen, müssen wir etwas thun.«
    Die Hausfrau hob die Hände und zeigte ihre zehn Fingern dem Dechanten:
    »Nun ist's genug. Ich soll theilen das sündige Spielgeld, damit ich schweige! Mein Kind soll ich ausstatten damit! Die heilige Agnes mag nehmen, was sie verantworten kann, denn sie ist eine Heilige und weiß es besser als ich; aber meine Agnes soll Aebtissin werden durch Deinen Würfelraub! Und wenn sie dienende Magd ihr Lebtag bliebe, sie soll lieber Pförtnerin, Küchenschwester, Scheuermagd bleiben, als durch das Teufelsgeld Aebtissin. Herr Dechant, wenn Ihr nicht mein Beichtvater wäret und wir alte Freunde! So spricht die Schlange. Mir das! Seht Euch ja nicht um, mäuschenstill; er steht hinter Euch der Verführer, riesengroß. Der Menschenfeind spricht aus Euren Lippen und Ihr wißt es vielleicht selber nicht. 'S ist doch ein Jammer, daß der Verderber selbst Macht hat über die Geweihten des Herrn. Wo soll denn ein sündiges Menschenkind sich Trostes holen.«
    »Bleibt still stehen,« rief sie ihm nach, als er ihr folgen wollte. »Für die Nacht graut mich vor Euch. Morgen früh – nun morgen früh ist ein anderer Tag; wir haben's vielleicht beide vergessen und halten's für einen Traum. Das wäre das Beste.«
    Zur ebenen Erde sah es derweil wüst aus. Der Becher, den der Gast dem Dechanten nach dem letzten Wurfe an den Kopf geworfen, rollte noch auf der Diele. Die Würfel lagen zerstreut, und Keiner schien Lust zu haben, sie aufzulangen. Der Herr von Lindenberg aber ging, wie sehr erhitzt, im Zimmer auf und ab, bis er sich auf den Lehnstuhl des alten Götze warf. Den gespornten Fuß legte er auf die Bank und stützte den Kopf auf den Ellenbogen. Peter Melchior saß am Tisch in ähnlicher Stellung; die beiden Junker, Hans Jürgen und Hans Jochem standen an der Wand.
    »Ich hab's gesagt, hütet Euch vor dem Pfaffen«, sprach Peter Melchior. »Was in des Pfaffen Sack kommt, ist verloren. Jeden anderen kann man kitzeln, aber die todte Hand giebt nichts wieder raus.«
    »Eine verfluchte Geschichte!« brummte der Gast. »Wieder haben muß ich's. Seine kurfürstlichen Gnaden gab mir auf der Jagd ihren Beutel, um bei der Rückkehr die Almosen auszuwerfen.«
    »Die Glatzen sind auch arme Leute!« sagte höhnisch der Andere.
    »Daß der alte

Weitere Kostenlose Bücher