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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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herangerückt. Der Dechant nahm den Becher in die Hand und schüttelte ihn mit einem stillen Seufzer und niedergeschlagenen Augen: »Nun denn, um kein Spielverderber zu sein!«
    »Nehmt Euch vor ihm in Acht!« flüsterte der Junker Peter Melchior.
     
Fußnoten
     
    1 Wafeln heißt noch auf der Insel Rügen das Schottische zweite Gesicht, welches sich auch dort in Familien und Individuen zeigt.
     
     
Siebentes Kapitel.
Ein böser Rath.
    »Ein Stündlein noch, Gestrenge, dann wacht er auf,« sprach der Knecht Casper, der an seines Herrn Thür Wache hielt und wenig Umstände machte vor der Edelfrau, welche, schien es, ohne den Wächter wohl Lust gehabt hätte, ein wenig aufzuklinken und hineinzuschauen. Er aber saß auf einer Bank, die er vor die Thür geschoben, den Rücken gegen diese gelehnt, eine Stellung, in der er auch dann und wann die Augen zugedrückt haben mochte. Ein treuer Knecht dient seinem Herrn auch wenn er für ihn schläft. Jetzt aber schnitt er Scheiben umschichtig von einer großen Rübe, einem Käse und einem Haferbrod zum Abendimbiß.
    »Casper, ich höre ihn schnarchen.«
    »Thut nichts. Vorhin grunzte er, drei Mal stöhnte er und dann hat er geflucht. Das geht immer voraus.«
    »Aber er hat sich gewiß auf die andere Seite gelegt. Dann schläft er nur immer fester ein.«
    »Wenn er erst zum lauten Fluchen kam, dann flucht's in ihm fort, und dann wacht er auf.«
    »Das ist ein Mal –«
    »Allemal, Gestrenge, wie die alte Wanduhr. Erst knickt sie, brummt, schnarrt, dann nach einer Weile schlägt sie.«
    »Es ist ein vornehmer Herr, Casper!«
    »Weck meinen darum nicht auf.«
    »Des Markgrafen Freund!«
    »Und wenn alle Markgrafen in eigener Person kämen.«
    »Casper, Du bist ein guter und treuer Knecht, aber Du weißt nicht, was es gilt. Ich muß dabei sein, wenn er aufwacht.«
    »Kann mir wohl denken warum. Ich habe nichts mit der Wäsche zu thun.«
    »Casper, ich bin Deine Frau, wollte sagen Deines Herrn Frau. Du wirst doch nicht –«
    »Plaudern werd' ich nicht, was mich nichts angeht, und wenn er's merkt, nun da mag jeder sorgen, den's trifft, aber –«
    »Meinst Du, ob er poltern wird, oder –«
    »I nu, Gestrenge, das kommt darauf an. Trank er zuletzt süßen, dann geht's; aber Landwein, dann ist's schlimmer, besonders von dem dicken aus Stettin. Wenn das Gewürz im Blut zurückschlägt! Recken und strecken muß er sich allemal ein Bischen, und da muß ihm Keiner in den Wurf kommen, der es nicht versteht. Ich fühl's immer gleich am ersten Schlag, ob er nur verdrießlich ist oder ein Gewitter losgeht. Das ist nun meine Sache allein, gestrenge Frau und dabei thun Weiber niemals gut.«
    Unten schien es zu gewittern, ein Schlag oder Klang war's, der die Aufmerksamkeit der Hausfrau in Anspruch nahm. Während Casper wieder unbekümmert an seinen Käse und Rettig ging, hatte sie sich über das Treppengeländer gelehnt.
    Der Dechant kam herauf, etwas geröthet im Gesichte, schneller als seine Art war. Das Zusammentreffen mit der Edelfrau schien ihm nicht ganz angenehm; die eine Hand fuhr schnell unter sein Habit.
    »Ihr habt wieder gespielt!«
    Der Geistliche zuckte die Achseln.
    »Und gewonnen?«
    »Kann ich dafür!«
    »Die toben nun.«
    »Laßt die Heiden toben, ich that's ja nur aus Gefälligkeit.«
    »Das ist 'ne Aufführung, das ist 'ne Wirtschaft! Und ein Geistlicher dazu! Was soll das Gesinde dazu sagen! Im Freien, nun ja zum Zeitvertreib, im Lager, da hab' ich ein Auge zugedrückt. Aber Ihr wißt, daß ich im Schlosse ein für alle Mal –«
    »In Ihrem Schlosse sollen doch meiner gütigen Wirthin edle Gäste nicht über Langeweile klagen. Die Frau war fort, der Herr kam nicht, verwundert sich da meine Frau von Bredow, daß der Gast sich selbst nach einer Unterhaltung umsah. Billigen, was er that, ei behüte, daß mir das in den Sinn käme, aber er ist den Leidenschaften unterworfen, gleich uns allen. Ich für meine Person hätte auf einen Dank gerechnet, nicht auf einen zornigen Blick, noch weniger –«
    »Ich darauf, daß mein Beichtvater meine Gäste ausziehen sollte.«
    »Ausziehen! Ei, was ein harter Ausdruck aus so freundlichem Munde! Ist der ein Räuber, der wider Willen annimmt, was man ihm aufdringt? Ich sehe auch darin –«
    »Nur nicht wieder einen Fingerzeig. Den lieben Gott laßt mir beim Spiele aus dem Spiel. Das sage ich Euch. Gebt dem Teufel, was des Teufels; Ihr werdet Euch schon mit ihm vertragen. Aber macht 'nen Knoten in Eure glatte Zunge, wenn Ihr krumm gerade

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