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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Götz grad' heut schlafen muß.«
    Peter Melchior lachte: »Sein Korn ist noch nicht verkauft.«
    »Mein's schon auf dem Halm, und das Geld zum Schornstein hinaus«, fiel der Gast ein. »Ist hier Keiner in der Nähe? Der Stechow hat nichts, der Holzendorf auch nicht; der Arnim giebt nichts raus. Ist kein Jude herum? Nur bis Morgen, bis Uebermorgen soll's, der Kurfürst ist darin ängstlich wie eine alte Jungfer um ihren Ruf.«
    Es fand sich kein Jude, kein reicher Mann.
    »Blitz!« rief der Junker Peter Melchior. »Der Krämer Hedderich! Hätten wir den nicht gehen lassen. Der könnte die Ehre haben für einen Edelmann ein Paar Tropfen zu lassen. Und der Mann ist's werth. Als ich so ein bischen in die Kisten und Kasten hineinfühlte, klimperte eine sehr verdächtig.«
    Der Herr von Lindenberg spitzte die Ohren und fragte weiter, etwa wie ein Mauthbeamter, welcher einem Schleichhändler auf der Spur ist, der ihm zum Schabernack die Grenze passirt hat. Auch die beiden Junker wurden in's Gespräch gezogen und wie Zeugen vernommen.
    »Hedderich!« Der Gast strich sich über die Stirn. »Den Henker auch, wer kann alle Namen behalten. Wo zog er des Weges.«
    »Sprach, daß er wollte nach Kölln an der Spree.«
    »Was wollte er in Kölln?«
    »Däucht mich,« sagte Hans Jochem, »wenn ich recht gehört, eine Restzahlung im Schlosse eincassiren.«

    »Waren Grauschimmel vor seinem Karren?«
    Die andern bejahten es.
    »'S ist richtig!« sprach der Herr von Lindenberg, sich auf die Lenden schlagend. »Dacht ich mir's doch gleich. So pfiffig sind die Spitzbuben. Wißt, der Kerl, der zerloddert aussieht, wie ein Lazarus aus dem Pracherland, unter seinen Lumpen und Bändern für Bauerndirnen und Stallmägde, führt Wollenzeuge, wie man sie zu Land nicht sieht. Aus Böhmen und Wien her kriegt er sie von den Türken, gewebte, bunte Tücher aus Indien und Schmarkand. Die führt er an den Höfen umher; Fürsten nur können so was kaufen. In Saarmund am Zoll trafen wir auf ihn. Hatte da auspacken müssen, Seine Gnaden sah es, und kaufte ein gut Stück von den Decken und Tüchern für seine Verlobung, und, wie er ist, zahlt er sogleich den halben Kaufschilling; o es waren an die zwanzig Mark, die der Kerl einsteckte. Den Rest sollte er sich im Schloß zu Kölln holen. Ewald Köckeritz und die drei Lüderitze fragten ihn, wann er nach Berlin käme sich das Geld zu holen! Solches Volk riecht aber gleich Lunte, und er band ihnen ein Mährlein auf, daß er über Ziesar nach Magdeburg wolle unterm Geleit des Erzbischofs. Dann glaube ich über Havelberg nach Stettin und auf dem Rückwege erst nach Kölln. Trau Du dem Pack! Das ist uns nun verloren.«
    »Die Lüderitz und der Ewald treibens auch zu dreist,« fiel Peter Melchior ein. »Ihr wißt ja wie die Krämer beten:
     
    Behüte uns, lieber Herre Gott,
    Vor Köckeritze, Lüderitze,
    Vor Krachte und vor Itzenblitze!«
     
    Der Gast warf ihm einen Blick zu: »Zügle Deine Zunge, auch die Wände haben Ohren.«
    Aber Peter Melchior sah die Jungen an: »Duldet Ihr das! Ihr seid adlig Blut.«
    »Wer zweifelt daran!« sprach der Fremde, und reichte Hans Jürgen die Hand, »aber man kann nicht vorsichtig genug sein.«
    »Er ist ja nicht sein Vater, Hans Cicero, der die Weisheit mit Löffeln fraß, und uns den Schmachtriemen um den Bauch schnallte.«
    »Wißt Ihr's, was er wird!« sprach ernst der Gast und winkte ihnen, sich ihm näher zu setzen. Das Gespräch ward leiser fortgeführt.
    »Ihr seid junge Leute,« sprach er zu Hans Jürgen und Jochem, »aber vor Euch steht ein schlimmes, trübes Leben, wenn – wenn es nicht besser wird.«
    »Ein klein Vergnügen fällt doch wohl ab, dann und wann«, lächelte Peter Melchior.
    »Nicht, wenn Ihr's so anfangt wie jetzt, nicht wenn Ihr nicht klüger werdet. Ich sag's Euch, die Mark wird werden ein Hundestall nicht für den Adel, die Edelleute sind die Hunde d'rin. Die Fürsten, die Pfaffen, die Gelehrten, Himmel und Hölle, ich glaube gar das Bürgerpack wird das Regiment führen und die Peitsche.«
    »'S klingt sonderbar, wenn der Herr von Lindenberg so spricht, unseres Kurfürsten Liebling und Rath.«
    »Ich bin ein Edelmann, ein Ritter, meine Freiheit ist mir lieber als Alles« – er schlug sich an die Brust – »weiß Gott, dafür wach' ich, denk' ich, träum' ich, aber mit Holzblöcken verkehren müssen! Diese Köckeritze, Itzenblitze, Krachte, statt zu helfen verderben sie's. So richtet man's nicht aus, so arbeitet man nicht für die Zukunft.

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