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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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seinen Gesellen von der Scheere that er ihnen manchen Schnitt, wo sie sich's gar nicht versahen. In Jüterbock hatte er ein festes Haus und saß wie ein Ritter, und, was wirklich eine Schande ist, die sächsischen Herren drüben, weil sie den Beelitz'schen übel wollten, aus purer Scheelsucht, hielten ihn, als wär er zu ihnen. Er dürft' in Sporen und Federhut aus-und einreiten auf ihren Schlössern, und liehen ihm manches Stück Roß und Zeug zu Schaden der von Beelitz. Hätte er sich nur begnügt, ihnen aufzulauern und ihre Leute zu werfen, so hätte er's manches Jahr treiben können, aber der Kamm schwoll ihm, und eines Morgens rückte er mit einem hellen Haufen vor ihr Thor. Da rief er 'nein, der Schneiderritter: als sie ihm hätten gebrannt Tuch geliefert, und dadurch gebranntes Herzeleid gemacht, so wollte er ihnen auch 'nen Brand zu riechen geben, daran Kind und Kindeskind denken sollten. Und gesagt, gethan, vor ihren Augen steckt er ihnen ihre Haide an, und ehe sie nur aus dem Schlaf in Hemde und Haube kriechen konnten, brannten zehn Morgen weg. Es wär' noch mehr Unglück geschehen, wäre kein Regen gekommen. Nun aber wurden die von Beelitz fuchswild und lauerten ihm auf, wo sie konnten. Sie bestachen eine fahrende Frau, zu der er hielt, in Jüterbock in der Vorstadt, die ließ Nachts die Knechte der Beelitzer in's Haus, und am Morgen, als er aufsprang, griffen ihn die Knechte, stellten ihn in ein Betttuch und warfen ihn auf 'nen Heuwagen. Ehe seine Freunde es merkten, waren sie mit gestreckten Zügeln über die Grenze, und Ihr mögt Euch denken, was das für Lust gab, als sie ihn im Sack durch's Thor fuhren. Ein Loch hatten sie 'nein geschnitten, da steckte er den Kopf raus, und hatte noch die Frechheit die Zunge rauszustrecken. Solchen Spaß haben sie in Beelitz ihr Lebelang nicht gehabt. Sie wollten ihn schnell judiciren; aber da gab es neuen Spectakel. Hatte die Frechheit, er wollte sich nicht hängen lassen als ein Dieb und Mordbrenner, da er in offener Fehde mit ihnen gewesen, und von den Sächsischen Herren kamen ihm einige zu Hülfe. Die zeigten eine Urkunde vor, daß sie ihm ein verfallen Burgrecht geschenkt oder verkauft; also wäre er ein freier Mann von drüben, und hätte Recht gehabt ihnen Fehde zu machen. Die Beelitzer, wie man sich denken kann, bestritten's, er sei ein Stadtkind gewesen und geblieben, also in ihrem Bann. Das gab ein neues Geschrei und Geschreibe. Endlich kam man überein, er sollte judicirt werden als ein Stadtkind, aber gehenkt als ein Ritter und da gab er sich drein. So hat das Schneiderlein bis auf die letzt seinen Willen gehabt und hat's durchgesetzt, der Kerl, wer sollt's glauben, daß sie ihn henken mußten mit Sporen und Federhut. Ja, wär's nach ihm gegangen, er hätte noch den Degen an der Seite behalten. Das war denn doch zu viel, auch die Sächsischen Herren wollten's nicht. Nun baumelt er so in der Haide, die er angesteckt. Hat's aber wohl nimmer gedacht, daß ihm noch im Tode die Ehre würde, daß unser Herr von Lindenberg den Schneider Wiedeband für sich ansähe.«
    Alle lachten von Herzen über die lustige Geschichte; der edle Gast, der sich ihrer wohl entsann, war sichtlich aufgeheitert.
    »Das ist nur dumm Zeug,« sprach er, indem er noch einen vollen Zug aus dem Becher that, »was sie von dem Wafeln 1 oder dem doppelten Gesicht reden. Wer in's volle Glas sieht, sieht sich auch doppelt, und er schlürft nicht den Tod daraus, sondern helle Lustigkeit. Weil's mir heute Abend so wohl gehen sollte, darum schauerte's mich so grauslich am Morgen. Das ist die Deutung: Glück, Glück! Wie wär's Ihr Herren die Becher klingen so hell, wenn wir sie noch anders klingen ließen. Hätte Lust ein Stündlein zu doppeln!«
    Peter Melchior schielte den Dechanten an. Der zuckte die Achseln und hob drohend den kleinen Finger:
    »Ei, mein Herr Ritter von Lindenberg, Ihr so vom Glück ohnedies begünstigt, was wollt Ihr's noch suchen gehen?«
    »Immerzu!«
    »Die Kirche verbietet auf Spuk und Deutungen etwas zu geben. So ich aber als Laie dächte; wäre es, das mein Herr Ritter gut rechnete. Auf böse Träume folgen Hochzeiten und Kindtaufen. Rabensteine und Leichen bedeuten Glück im Spiele. Wollt Ihr uns durchaus die Taschen leer machen?«
    Der Ritter von Lindenberg warf einen vollen Beutel, auf den Tisch:
    »Bis der leer ist nicht von der Stelle.«
    Peter Melchior faßte leise an den vollen Beutel, er gab einen Klang.
    Die Tische wurden abgetragen und drei Schemel

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