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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Was sind jene Krämer, die jetzt so viel Geschrei machen über Gewalttätigkeiten und Unrecht? Betrüger! Auf unseren Straßen ziehen sie, über unsere Brücken fahren sie, ihre Pferde grasen in unseren Wäldern, und wir sollen sie nicht zur Rede darüber stellen, ihnen keinen Zoll, kein Geleitsgeld abfordern, was unsere Väter thaten? Geben sie uns Geschenke dafür, danken sie uns nur? Nein, sie ziehen dem Bauern, dem Edelmann das Fell vom Leibe, und man muß sie mit Sammethandschuhen anfassen, sonst machen sie Lärm. Das kann so nicht dauern! Alle Creatur krümmt sich und wehret sich; nur der Edelmann soll still schweigen und alles dulden. Der Bürger schließt sich in seine Mauern und läßt nur die Marktleute ein, die ihm gefallen und Abgaben zahlen. Der Fürst läßt sich steuern, Zins und Schoß, immer mehr, immer mehr. Der Pfaff nimmt den Decem, Opfer, Beichtschilling, und ist's ihm genug. Uns nur soll alles genügen. Das geht nicht an. Im Uebrigen, das ist heute nur ein Spaß. Wenn wir den Lumpenkerl nicht ein bischen schütteln, thut's ein anderer, und ärger. Dem Galgen entgeht er doch nicht; er hat bei dem Schacher selbst Seine Kurfürstlichen Gnaden über's Ohr gehauen, und nach Berlin wagt er sich gar nicht mehr. Das war eitel Gerede von ihm, wie man's auch deutlich sieht, daß er sich von der großen Heerstraße mit seinem Raube durch die Wälder schlängelt. Wer ein gut Gewissen hat –«
    Draußen ward es lebendig. Die Rosse wurden aus dem Stall gezogen.
    »Unterwegs plaudern wir weiter, Herr von Bredow. Seht, da geht der Pfaff über die Gallerie in seine Schlafkammer. Der braucht heute nicht gewiegt zu werden. Lacht sich in's Fäustchen, wie er uns balbirt hat. Ihr denkt doch nicht, daß er sich daraus ein Gewissen macht? Vor seinem Heiligen wenn er kniet, hat er hundert Gründe, warum er's that. Mein Lieber, so thun's die Menschen Alle. Jeder wird balbirt, und balbirt die andern wieder. Der nur ist ein Thor, der nur hat unrecht, der es geschehen läßt und sich nicht hilft. Uebermorgen, Lieber, müßt Ihr mir den Gefallen thun und mich in Berlin besuchen. Mit Eurer Base laßt mich's abmachen. Ich will Euch dem Kurfürsten vorstellen. Er denkt eine Ritteracademie zu gründen, wo wackere junge Adlige in adliger Zucht und Sitte erzogen werden sollen.«
    »Ich!« rief Hans Jürgen.
    »Aber erst ein kleines Probestück!« Der Ritter klopfte ihm auf die Schultern.
     
Achtes Kapitel.
     
Eine schlimme Entdeckung.
    Es ist was los! murmelte Einer dem Andern zu, und machte dabei eine pfiffige Miene. Die stille Geschäftigkeit, das Gewirr und Durcheinanderlaufen und Flüstern sprach laut in die Stille hinaus: es ist etwas los. Treppauf, treppab, ging es ohne Gepolter, Rosse wurden gezäumt und gesattelt und die Knechte fluchten nicht und rissen nicht Witze; aus der Rüstkammer trugen mit verhaltenem Athem die Junker Pickelhauben, kurze Spieße, Büffelwämser und was zu einem Ausreiten gehört. Der von Lindenberg warf sich das Panzerhemde des alten Bredow um und Hans Jürgen gürtete ihn. Hans Jochem reichte ihm die Stahlhandschuh, die dem edlen Herrn ein weniges zu groß waren, aber er sagte: »Es schadet nichts.« Den Helm mit dem Sturz wollte er nicht. »Die Nacht ist das beste Visir!« und er stülpte eine Sturmhaube auf von Büffelleder, mit breiten Klappen und Blechbeschlägen.
    Langsam hörte man die Zugbrücke knarren und das Fallgitter aufziehen. Die Alle sagten: »Es ist was los!« aber Casper sagte: »Nun geht's los!« als die Fräulein an ihm vorüber huschten, nicht wie ihre Art vorsichtig, und dem Graubart zuwinkend. »Lauft nur,« rief er nach, »das Donnerwetter kommt Euch doch nach, wenn die Mutter es nicht bald findet. Das kommt davon, wenn die Leute wollen klüger sein und alles besser machen. Mein Herr Götz weiß auch, wo Bartel Most holt, wenn er den Wein ausgeschlafen hat, und wer dem Bären den Pelz waschen will, der seh' sich vor, daß er nicht selbst gewaschen wird.«
    Gegenüber der Erkerstube, wo der Ritter lag, war ein kleines Kämmerlein, das Schilfdach lief schräg darüber hin. Der Sturm hatte vorhin darauf geschlagen, daß die Sparren knackten, jetzt schlug es darinnen auch, aber der Sturm war in einer jungen Brust. Hans Jürgens Herz pochte, daß der alte Casper draußen es hätte hören können. Wohl hätte er sich beschauen mögen, als er nun fertig war, wie er aussah, aber in der Kammer war kein Spiegel und kein Licht. Nur die Sterne aus dem schiefen Fenster blitzten auf

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