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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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erzählte Euch doch! Und Hans Jochem hat er um ein Paar Hosen geschnellt und wer weiß, was noch dabei war. Unser Hans Jürgen, eine Schande war's, der mußte ihm die Pferde zäumen und die Ballen aufladen helfen. Pfui eines Bredows Sohn! Weiß auch gar nicht, was der Frau Brigitte einfiel.«
    Wilkin von Lindenberg war rasch aufgestanden, und schüttelte sich wie einer in seiner Stahlrüstung:
    »Na! 's ist ein Fastelabendspaß.«
    »Ohne Lichter! Der Mond geht nach Mitternacht unter. Könnten ohne Kappen reiten; keine Katze erkennt uns in dem Duster. Aber wenn man 'nen guten Einfall beäugelt, springt er fort wie der Floh, den man zu lange zwischen den Fingern hielt.«
    »Begleiten uns die jungen Herren?« fragte der Ritter.

    »Das versteht sich! Frau Brigitte würde sie schön ansehen, so sie Anstand nähmen. Stehen ihre Rosse schon gesattelt, daß sie Euch das Geleit geben:
     
    ›Weils im Wald duster ist‹.
     
    Der Herr von Lindenberg schien indeß die Antwort des Junkers von Krauchwitz nicht für voll zu rechnen, noch ihn als Vormund für die jungen Leute gelten lassen. Er näherte sich ihnen mit halbhingehaltener Hand. Mit einem Sprunge schlug Hans Jochem ein. Seine Augen funkelten. Und Ihr?«
    Hans Jürgen hatte auch schon die Hand erhoben, aber unwillkürlich blieb sie zurück, seine Augen schlugen nieder als sie den forschenden Blicken des vornehmen Gastes begegneten, und unwillkürlich entfuhr ihm der Name seiner Base Brigitte. Das laute Auflachen des Junker Peter Melchior hätte ihn weniger erschreckt, als der spöttische Zug um des Ritters Lippen.
    »Base Brigitte darf's freilich nicht wissen,« lachte Peter Melchior fort.
    »Noch Jemand sonst, weder jetzt noch künftig«, sprach der Ritter mit strengem Tone. »Aber das sind fromme und gute Bedenken des jungen Mannes. Unsere Wirthin sieht den Spaß wohl anders an als wir. Wer nicht Vater und Mutter hat, handelt klug und gut, wenn er den Willen seiner Pflegeeltern bei allen Schritten seines Lebens zu Rathe zieht. Das geht nun hier nicht an, also, mein Herr von Bredow, entbehren wir für diesmal das Vergnügen –«
    »Blitz und Hagel«, fiel Peter Melchior ein, »will er ein Duckmäuser bleiben! Solche Gelegenheit sich entwischen zu lassen!«
    »Meine Muhme bestimmte ihn vielleicht für's Kloster, oder zum Schreiberdienst in den Kanzeleien. Darum bitt ich mir's aus, scheltet den jungen Mann nicht. Eines schickt sich nicht für Alle!«
    Wie sich da die beiden Vettern ansahen! Hans Jochem prustete auf, Hans Jürgen traten die Thränen in's Aug; und wie er sie fühlte, ward er glühroth. Es zitterte ihm in der Brust, daß er zuerst kein Wort vorbringen konnte. Dann brach's heraus:
    »Ein Mönch werd' ich nicht, und ein Schreiber auch nicht, Herr von Lindenberg, und wenn's kosten soll, ich weiß nicht was, wenn Ihr's für recht haltet, und wenn Ihr mich werth haltet, ich bin meines Vaters Sohn. Nehmt mich doch mit, ich bitt Euch, daß ich's zeigen kann.«
    »So hatt' ich's erwartet.« Der vornehme Ritter nahm den Arm des jungen Menschen und klopfte ihm die Hand auf seiner Brust. Er sprach etwas leiser mit Peter Melchior, der sich darauf mit Hans Jochem entfernte. Beide waren nun allein.
    »Lieber von Bredow, es freut mich, daß ich meines alten Freundes Sohn als einen so wackeren jungen Mann wiederfinde. Meint Ihr, daß ich im Ernst glaubte, Ihr wolltet Mönch werden oder Schreiber? Nehmt mir's nicht übel, daß ich Euch prüfte, so wenig ich es Euch verarge, daß Ihr vorerst Bedenken trugt. Das zeigt, daß Ihr über eine Sache nachdenkt, und das ist gut. Ihr seid noch jung, und in diesem Sumpfnest konntet Ihr nicht lernen, was in der Welt noth thut. Eure Base Brigitte ist ein wacker Weib, eine gute Hausfrau, Gott erhalte sie so lange meinem Vetter Götz; aber junge Edelleute zu erziehen, taugt sie nicht. Laßt mich dafür sorgen, wenn ich Euer erstes gutes Stück gesehen.«
    Hans Jürgens Brust athmete auf.
    »Nachdenken, eh man's unternimmt, ist gut, wie ich sagte. Doch wenn Aeltere für Euch denken, mögt Ihr Euch die Mühe sparen. Hans Jürgen hielt es vielleicht vorhin für nicht ganz recht. Mein lieber junger Freund, wenn alles recht in der Welt herginge, dann sähe es anders aus. Man hätte nicht gewagt, Euch zu befehlen, mein Pferd in den Stall zu führen, Ihr säßet zu Selbelang auf Eurem eigenen. So ist's nun in der Welt; es hat sich alles verrückt', und der Einzelne thut genug, wenn er, was an ihm ist, die Sachen wieder in die Richte schiebt.

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