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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Mama nach Hause kommt«, warnte ich ihn. Er nickte, aber sein Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Ich wandte rasch den Blick ab.

    »Alles in Ordnung?«, fragte er. Ich machte den Fehler, den Blick zu Beni zu heben, bevor ich antwortete.
    »Ja«, sagte ich.
    »Was ist los, Rain?«, wollte er wissen.
    »Nichts ist los, Roy. Wir... machen uns nur Sorgen wegen Ken«, sagte ich.
    Er starrte auf die übliche Weise durch mich hindurch, seine dunklen Augen fixierten mich so eindringlich, dass es einfacher war, Fliegenfänger wieder loszuwerden als diesen Blick. Ich musste so tun, als kontrollierte ich das Hähnchen.
    »Ihr Mädchen seid nach der Schule direkt nach Hause gekommen?«
    »Ja«, sagte Beni schnell. »Und hör auf, uns wie Kleinkinder zu behandeln. Nur weil Ken davongelaufen ist, heißt das nicht, dass du unser Daddy bist, Roy Arnold.«
    »Mach Mama bloß noch mehr Probleme, dann wirst du schon sehen, wer dein Daddy ist«, drohte er ihr mit seinem langen dicken Zeigefinger.
    Beni ließ sich nicht leicht von jemandem einschüchtern, am wenigsten von Roy. Sie schleuderte ihm ihre Zeitschrift wie eine Frisbeescheibe zu und traf ihn an der Brust. Nicht, dass sie ihn verletzt hätte. Aber dass sie überhaupt so etwas tat. Er ging um den Tisch herum auf sie zu.
    »Roy!«, rief ich.
    Mit hochgezogenen Schultern blieb er stehen und schaute mich an.
    »Du handelst dir Ärger ein, Mädchen«, drohte er Beni.
    »Das geht dich nichts an«, jammerte sie.
    »Lass sie in Ruhe, Roy«, sagte ich. »Mama kommt jeden Augenblick nach Hause. Bitte«, bettelte ich. »Ich will nicht,
dass sie sich noch mehr aufregt.« Er schaute wieder mich an, dann Beni und verließ die Küche.
    »Warum hast du das getan, Beni? Du kennst doch sein Temperament.«
    »Ich will nicht, dass er glaubt, er könnte uns herumkommandieren, nur weil er älter ist und ein Mann«, sagte sie. »Ich fühle mich hier wie ein Vogel im Käfig, wenn er sagt, tu dies nicht, tu das nicht, warum trägst du das oder warum trägst du keine längeren Röcke? Ich brauche niemanden, der mir sagt, was ich tun soll«, erklärte sie. »Dir sagt er nie etwas.«
    »Er will doch nur sichergehen, dass dir nichts passiert, Beni.«
    »Dafür brauche ich ihn nicht. Ich bin alt genug, um auf mich selbst aufzupassen.« Sie starrte mich einen Augenblick an. »Bring mich nicht in Schwierigkeiten, Rain«, warnte sie mich und ging in unser Zimmer.
    Mama kam nach Hause, bevor Roy in die Küche zurückkehrte. Sie war müde, und ich sah, wie enttäuscht sie war, dass Ken nicht zurückgekehrt war. Ich wusste, dass sie das gehofft hatte.
    »Das Essen sieht köstlich aus, Schätzchen. Hat Beni dir nicht geholfen?«, fragte sie mit einem Blick auf unsere geschlossene Zimmertür.
    »Doch, sie hat mir geholfen, Mama«, log ich. Eine Lüge, die Mama davon abhielt, sich aufzuregen, war eine gute Lüge, fand ich. Sie schüttelte jedoch den Kopf und lächelte mich an. »Ganz bestimmt. Das Mädchen rührt keinen Finger, wenn ich nicht hinter ihr stehe und sie antreibe. Ist Roy schon zu Hause?«
    »Er wäscht sich gerade fürs Abendessen, Mama.«

    »Gut. Das mache ich auch, und dann helfe ich dir«, sagte sie.
    »Es gibt nichts mehr zu tun, Mama. Der Tisch ist schon gedeckt«, sagte ich.
    Sie seufzte tief, lächelte mich an und blieb auf dem Weg nach draußen in der Tür stehen.
    »Gott sei Dank haben wir dich, Rain. Das macht alles viel einfacher«, sagte sie.
    Es brach mir fast das Herz, als ich sah, wie sie den Kopf senkte und leicht gebeugt hinausging. Sie war erschöpft und voller Sorge.
    Wie konnte so eine kleine Frau so viel Kummer ertragen?
    Beim Abendessen waren wir alle stiller als üblich. Mama versuchte uns Fragen über die Schule zu stellen, aber Beni blieb mürrisch, und Roy betrachtete uns weiter misstrauisch. Ich beschäftigte mich die ganze Zeit und erklärte mich sogar gerne bereit, alleine zu spülen, als Beni klagte, sie hätte so viele Hausaufgaben zu machen.
    »Den Lehrern ist es völlig egal, wie viel sie uns aufhalsen«, stöhnte sie.
    »Mach aber alles«, befahl Mama.
    »Also, ich schaffe nicht alles, wenn ich nicht sofort anfange«, erklärte sie.
    »Schon gut, Ma. Ich habe das meiste schon erledigt. Ich brauche Beni heute Abend nicht.«
    Beni stürmte zum Telefon, um ihre Freundinnen anzurufen, sobald sich dazu eine Möglichkeit bot. Mama blieb bei mir, und Roy ging ins Wohnzimmer, um fernzusehen.
    »Ich hoffe immer, dass es eines Tages nicht mehr so schwer für uns ist, Rain,

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