Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten
manchmal gibt man ihnen die Schuld, oder sie bekommen Schwierigkeiten, nur weil sie dort sind, wo üble Dinge passieren …«
»Hör auf, mir Predigten zu halten«, rief sie. »Was bist du, eine Lehrerin?« Sie schnitt eine Grimasse. »Denkst du nie daran, mit einem Jungen zusammen zu sein? Du bist älter als ich und hattest noch nie einen richtigen Freund. Jeder sagt, du hältst dich für zu gut für irgendjemanden in unserer Schule. Sie nennen dich Fräulein Etepetete.«
»Das stimmt nicht. Ich habe nur noch niemanden gefunden, den ich genug mag oder von dem ich glaube, dass er mich genug mag«, protestierte ich.
»So? Mich mag jemand. Warum musst du es mir so schwer machen?«
»Ich mache es dir nicht schwer, Beni. Ich versuche dich zu beschützen.«
»Das höre ich ständig von dir und Roy.« Sie trat gegen den Tisch und verschränkte schmollend die Arme unter dem Busen.
»Du kannst etwas Besseres bekommen als Carlton Thomas«, sagte ich.
Ihre Augen blitzten.
»Er mag mich und ich mag ihn. Und er respektiert mich«, fügte sie hinzu.
»Sicher«, sagte ich. »Er respektiert dich. Jemand wie Carlton Thomas weiß überhaupt nicht, was das Wort bedeutet.«
»Oh, aber du weißt das natürlich. Du weißt alles«, sagte sie, und in ihren Augen funkelten Wut und Tränen. »Meine Freundinnen haben Recht in Bezug auf dich. Ich kann nicht mehr mit dir reden«, verkündete sie, ging ins Badezimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
Hatte ich Unrecht? War ich zu pingelig, ein Fräulein Etepetete? Hatte ich Angst vor Jungen? Vielleicht hatten Mamas Warnungen eine zu drastische Wirkung auf mich. Ich wünschte, ich könnte über alles mit ihr reden, aber ich wusste, dass Beni noch wütender wäre, wenn ich irgendwelche Einzelheiten ihrer aufkeimenden Romanze enthüllte.
»Ich versuche nicht, dein Glück zu ruinieren, Beni«, sagte ich, als sie in die Küche kam. Sie hantierte herum, deckte mürrisch den Tisch. »Wirklich nicht«, sagte ich.
Sie knallte einen Teller so heftig auf den Tisch, dass er fast zerbrach, dann stemmte sie die Arme in die Hüften und drehte sich zu mir um.
»Okay, wenn es dir ernst damit ist, verdirb mir nicht mein Vergnügen«, sagte sie. »Ich möchte am Freitagabend zu Alicia gehen, um Carlton zu treffen. Sie gibt eine Party. Mama
lässt mich nicht gehen, solange du nicht sagst, dass nur ein Haufen Mädchen sich treffen. Sie wird mich nicht dort übernachten lassen, wenn ich sie frage, aber dir wird sie glauben.Wirst du mir helfen oder nicht?«
»Du machst einen Fehler, Beni«, warnte ich.
»Wenn ich einen Fehler mache, ist es mein Fehler, nicht deiner, Rain. Also, hilfst du mir oder nicht?«
Sie schwieg einen Augenblick.
»Nun?«
»In Ordnung«, sagte ich, weil ich ihre Meckerei satt hatte. »Vielleicht ist es besser, wenn du es selbst lernst.«
»Gut.« Nachdem ich nachgegeben hatte, wurde ihre Begeisterung für die Vorbereitung des Abendessens größer.
»Aber halt dich vom Oh Henry’s fern. Bitte«, drängte ich.
»Okay, aber Carlton meinte, Jerad hielte dich wirklich für hübsch«, enthüllte sie.
»Was meinst du damit?«, keuchte ich. »Warum habt ihr über mich geredet?«
»Ich erzähle dir doch nur, was Carlton gesagt hat. Jerad fand dich prima.«
»Lieber bekäme ich ein Kompliment von Frankenstein«, sagte ich.
Sie zuckte die Achseln.
»Jeder hier hat Angst vor Jerad.«
»Das macht ihn noch nicht zum Helden. Für mich wird er dadurch nur noch gefährlicher und widerlicher«, sagte ich.
»Zumindest macht ihn niemand schlecht«, triumphierte sie. »Selbst die Polizei geht ihm aus dem Weg.«
Sie kehrte in unser Zimmer zurück, um ihre Freundinnen anzurufen und ihnen ihre Neuigkeit mitzuteilen. Plötzlich hatte ich eine schreckliche Vorahnung. Es war, als
wäre eine dunkle Wolke unter dem Fenster hindurchgeschlüpft, hätte sich an die Decke unserer Wohnung geheftet und wartete nur darauf, ihre Ladung kalten Regens über unsere mitleiderregende kleine Welt auszuschütten.
Zwei Tage später wäre es fast passiert.Wir kehrten gerade aus der Schule zurück. Jetzt, da Beni sicher war, dass ich ihre Bitte unterstützen würde, am Freitagabend zu Alicia zu gehen, hielten ihre Freundinnen sich zurück, und es gab keine weiteren Auseinandersetzungen mehr mit ihnen in der Schule. Sie wirkten arrogant und selbstzufrieden, als hätten sie eine wichtige Schlacht gewonnen.
Ich hatte nicht viele enge Freunde in der Schule. Ich hatte noch nie bei jemandem übernachtet. Jungen
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